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Tod ist nur ein Wort

Tod ist nur ein Wort

Titel: Tod ist nur ein Wort
Autoren: Anne Stuart
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doch keinesfalls würde sie ihr Schicksal herausfordern, indem sie überlegte, was man zu solch einem Anlass anderes anziehen könne. Marie kannte sich auf dem Gebiet aus, und da sie so freundlich gewesen war, ihr einen Wink zu geben, würde Chloe diesen Vorteil nutzen.
    “Danke, Marie.” Panisch fragte sie sich, ob von ihr Trinkgeld erwartet wurde. Bevor sie überhaupt zögern konnte, ging Marie schon zur Tür – von der linkischen Amerikanerin erwartete sie offensichtlich nichts. Sie wandte sich um und fragte: “Wann möchten sie geweckt werden? Um fünf? Halb sechs? Sie werden genug Zeit haben wollen, um sich zurechtzumachen.”
    Marie musste dieses Vorhaben für wahrlich mühsam halten. “Halb sechs wird mir völlig reichen”, erwiderte Chloe fröhlich.
    Marie sah sie mit einer perfekten Mischung aus Missbilligung und Sorge über ihre lange Nase hinweg an. “Wenn Sie Hilfe brauchen, sagen Sie nur Bescheid”, bot sie nach kurzem Zögern an. “Ich verfüge über einige Erfahrung mit Haar wie dem Ihren.” Aus ihrem Mund klang es, als handle es sich bei Chloes Haar um mistverklebtes Stroh.
    “Vielen Dank, Marie. Ich bin sicher, ich komme zurecht.”
    Marie zog nur die Augenbrauen hoch, und schlagartig meldeten sich Chloes Bedenken wieder zurück.

3. KAPITEL
    I rgendjemand hatte einen schweren Fehler begangen, indem er diese Frau in die Höhle des Löwen geschickt hatte, dachte Bastien. Sie war keinesfalls eine professionelle Agentin, wie man sie in solch einer angespannten Situation brauchte. Er hatte innerhalb weniger Sekunden erkannt, dass sie jede Sprache verstand, die in dem Raum gesprochen wurde – und wahrscheinlich noch einige mehr. Das zu verbergen war ihr nicht gelungen. Wenn er sie innerhalb weniger Sekunden durchschaut hatte, würden einige der anderen nicht viel länger brauchen.
    Die eigentliche Frage jedoch war, wer sie geschickt hatte und aus welchem Grund. Eine Möglichkeit bestand darin, dass sie den Auftrag hatte, ihn auszuspionieren. Soweit er wusste, hatte ihn niemand in Verdacht, aber man durfte sich auf nichts verlassen. Die Rolle, die er spielte, war die eines passionierten Frauenhelden – eine attraktive junge Frau wäre der perfekte Köder. Als ob man ein junges Reh in den Dschungel trieb, um einen hungrigen Panther hervorzulocken. Es entsprach seiner Rolle, sich auf sie zu stürzen.
    Sie war auf beunruhigende Weise unangepasst. Die Weltgewandtheit war nur aufgesetzt – ein Blick in ihre braunen Augen, und er konnte ganz andere Dinge darin lesen. Nervosität, sogar Schüchternheit, und das Glimmen ungewollter sexueller Anziehung. Sie war auf dem besten Weg, in Schwierigkeiten zu geraten.
    Andererseits mochte sie auch raffinierter sein, als sie schien. Ihre unsichere, leicht linkische Art konnte auch gespielt sein, um ihn von der richtigen Fährte abzulenken.
    War er der Grund für ihre Anwesenheit oder jemand anders? Wollte das Komitee ihn kontrollieren? Das war immer möglich – er hatte sich keine Mühe gegeben, zu verbergen, dass er der Sache überdrüssig war, sie ihm gleichgültig wurde. Leben oder Tod schienen kein großer Unterschied mehr zu sein. Doch war man einmal beim Komitee in Dienst getreten, ließen sie einen nicht wieder gehen. Irgendwann würde er getötet werden, wahrscheinlich früher als später. Vielleicht von Mademoiselle Underwood mit ihren schüchternen Augen und dem weichen Mund.
    Und es stellte sich nur eine Frage: Würde er das zulassen?
    Wahrscheinlich nicht. Er war erschöpft, ausgebrannt und innerlich leer, aber er würde nicht wehrlos gehen. Noch nicht.
    Oberflächlich betrachtet war seine Mission einfach. Auguste Remarque war letztes Jahr durch eine Autobombe ermordet worden – angeblich das Werk einer versteckt operierenden Antiterrororganisation, die wenigen Eingeweihten als “das Komitee” bekannt war. Tatsächlich aber hatte das Komitee absolut nichts damit zu tun. Auguste Remarque war ein Geschäftsmann, dem es ausschließlich um Profit ging. Die Machthaber im Komitee zeigten dafür Verständnis und stellten sich darauf ein. Es reichte, Remarque und die Waffenhändler zu beobachten und auf dem Laufenden zu bleiben, wer was wohin verkaufte, um dann ganz pragmatisch zu entscheiden, wann man eingreifen musste. Die Lieferung modernster Maschinengewehre in afrikanische Entwicklungsländer mochte auch zivile Opfer bedeuten, doch man musste das Gesamtwohl berücksichtigen, und diese armen Länder hatten wenig Bedeutung für die Supermächte. So
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