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Tod ist nur ein Wort

Tod ist nur ein Wort

Titel: Tod ist nur ein Wort
Autoren: Anne Stuart
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dich.”
    “Wild und unberechenbar mit einer Gruppe von Geschäftsleuten? Irgendwie kann ich mir das nicht so recht vorstellen.”
    “Denk an das Essen.”
    “Miststück”, lachte Chloe auf.
    “Und wahrscheinlich haben sie auch einen Fitnessraum. Die meisten dieser alten Anwesen sind zu Tagungs- und Konferenzhotels umgebaut worden. Auch für deinen Hintern ist somit gesorgt.”
    “Super-Miststück”, sagte Chloe und bedauerte, dass sie jemals über ihre Figur gejammert hatte.
    “Na los, Chloe”, bettelte Sylvia. “Du willst es doch tun. Du wirst dich großartig amüsieren. Es wird nicht halb so langweilig, wie du denkst, und vielleicht können wir meine Verlobung feiern, wenn du zurückkommst.”
    Das bezweifelte Chloe. “Also gut”, seufzte sie.
    Sylvia entfuhr ein triumphierender Aufschrei. Nicht, dass sie ernsthaft gezweifelt hatte, ihren Willen zu bekommen. “Du bist ein Schatz. Also, wenn du angekommen bist, meldest du dich bei einem gewissen Mr. Hakim, und er wird dir sagen, was zu tun ist.”
    “Hakim? Mein Arabisch ist lausig.”
    “Ich sagte dir doch, es geht nur um Französisch und Englisch. Zwar sind Handelskonferenzen meist international, aber alle sprechen entweder Englisch oder Französisch. Ein Kinderspiel, Chloe. In mehr als einer Beziehung.”
    “Granaten-Miststück”, sagte Chloe. “Habe ich Zeit, um …?”
    “Nein. Es ist acht Uhr dreiunddreißig, und die Limousine sollte um acht Uhr dreißig hier sein. Diese Leute sind meist sehr pünktlich. Schmink dich nur ein bisschen, und dann gehen wir runter.”
    “Ich bin schon geschminkt.”
    Sylvia seufzte verzweifelt. “Nicht genug. Komm mit, und ich richte dich ein bisschen her.” Sie nahm Chloes Hand und zog sie in Richtung Badezimmer.
    “Ich muss nicht hergerichtet werden”, protestierte Chloe und befreite sich aus dem Griff.
    “Sie zahlen siebenhundert Euro pro Tag, und alles, was du dafür tun musst, ist reden.”
    Chloe nahm Sylvias Hand. “Richte mich her”, resignierte sie und folgte Sylvia in das winzige Bad am Ende des Flurs.
    Bastien Toussaint, auch bekannt als Sebastien Toussaint, Jean-Marc Marceau, Jeffrey Pillbeam, Carlos Santeria, Vladimir der Fleischer, Wilhelm Minor sowie unter einem halben Dutzend weiterer Namen und Identitäten, zündete sich eine Zigarette an und inhalierte genießerisch. Bei seinen letzten drei Aufträgen war er Nichtraucher gewesen, eine Rolle, die er mit der ihm eigenen kühlen Professionalität ausgefüllt hatte. Er ließ sich von seinen Schwächen nicht beherrschen – er reagierte vergleichsweise unempfindlich auf Suchtmittel, Schmerzen, Folter oder Zärtlichkeiten. Er konnte Mitleid zeigen, wenn die Situation es erforderte. Wenn nicht, übte er Gerechtigkeit, ohne mit der Wimper zu zucken. Er tat, was er tun musste.
    Doch ob er die Zigarette nun brauchte oder nicht, er genoss sie ebenso, wie er die guten Weine beim Essen und die Single Malt Whiskys genossen hatte, die ihn unvorsichtig und indiskret machen sollten. Genau so würde er sich verhalten: Er würde gerade genug ausplaudern, um die anderen zufriedenzustellen und seine Pläne voranzutreiben. Er könnte dasselbe bei Wodka tun, doch er bevorzugte Scotch und genoss ihn zusammen mit den Zigaretten. Und er konnte auf beides verzichten, wenn dieser Job vorbei war.
    Er dauerte bereits länger als die meisten seiner Aufträge. Mehr als zwei Jahre lang hatten sie seine Tarnung aufgebaut, und als er vor elf Monaten in seine Rolle geschlüpft war, hatte er es kaum erwarten können. Dabei war er ein geduldiger Mensch, der wusste, wie viel Zeit es kostete, Dinge in Bewegung zu setzen. Doch der Erfolg stand kurz bevor, und dieses Wissen erfüllte ihn mit Befriedigung. Auch wenn er Bastien Toussaint vermissen würde. Er hatte sich an ihn gewöhnt – an seinen unaufdringlichen gallischen Charme, seinen scharfzüngigen Zynismus, sein Faible für Frauen. Als Bastien hatte er mehr Sex als sonst. Sex war ein weiterer Genuss, den er auskostete, auf den er aber auch verzichten konnte, ein weiteres Vergnügen, das er mitnahm, wenn es sich anbot. Er gab vor, daheim in Marseille eine Frau zu haben, doch das machte keinen Unterschied. Die meisten Männer, mit denen er zu tun hatte, hatten Frau und Kinder zu Hause, nette kleine Kernfamilien. Frauen und Kinder, die glücklich und ahnungslos von dem Gewinn aus der Beschäftigung ihrer Männer lebten.
    Dem Handel. Dem Handel mit Früchten aus dem Mittleren Osten. Dem Handel mit Fleisch aus Australien.
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