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Tod in Tanger (Thriller) (German Edition)

Tod in Tanger (Thriller) (German Edition)

Titel: Tod in Tanger (Thriller) (German Edition)
Autoren: Alfred Bekker
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einen ganzen Tag Zeit gehabt hätte. Robert ließ ihm gerade fünf Sekunden.

    Unterdessen war Elsa ebenfalls in den Flur gekommen, und so sah sie gerade noch, wie Robert dem am Boden Liegenden einen Kopfschuß verpaßte. Es sah sehr häßlich aus und sie wandte sich ab.

    Mein Gott! dachte sie. Ein Haus voller Leichen. Immer wieder hämmerte es in ihrem Kopf. Dieser eine Gedanke: Ein Haus voller Leichen!

    Ihr Mund stand weit offen. Sie schüttelte stumm den Kopf. Sie wollte etwas sagen, aber sie konnte es nicht. Sie brachte einfach keinen Laut heraus. Kurz begegnete sie Roberts Blick, der sie kühl musterte. Er schien ihre Reaktion mit Befremden zu registrieren. Dann wandte Elsa sich um und lief die Treppe hinauf. Sie bewegte sich wie automatisch und gleichzeitig hatte sie furchtbare Angst.

    Sie ging ins Schlafzimmer, holte ihre Tasche aus dem Schrank und begann dann, ihre Sachen zu packen. Den Paß und und ihr Portemonnaie steckte sie sich in die Gesäßtaschen ihrer Jeans.

    Nur das Nötigste raffte sie zusammen. Dann zog sie den Reißverschluß ihrer Reisetasche zu.

    Ihre Hand legte sich um den Griff, sie machte einen Schritt nach vorn. Als sie aufblickte, sah sie Robert in der Tür stehen. Sie erstarrte und schluckte.

    „Was hast du vor?“ fragte er, obwohl es offensichtlich war.

    „Ich kann so nicht weitermachen“, erklärte sie. „Ich kann einfach nicht.“

    „Was willst du jetzt tun, Elsa?“

    „Ich werde das nächste Schiff nach Algeciras nehmen.“

    „...und dann nach Hause fahren und so tun, als wäre nichts gewesen?“

    „Warum nicht? Hier werde ich jedenfalls nicht bleiben!“

    Sie sah seine Hand zur Seite gleiten, und dann umfaßten seine Finger den Griff der Pistole.

    Sein Gesicht wirkte bewegungslos.

    „Robert...“, flüsterte sie. „Du willst doch nicht etwa...?“

    „Ich fürchte, ich habe keine andere Wahl, Elsa.“

    „Keine andere Wahl?“

    „Ja. Du weißt zuviel über mich.“

    „Ich...Ich würde niemandem etwas sagen!“

    „Das sagst du jetzt - aus Angst. Aber woher weiß ich, daß du in zwei Wochen, in einem Jahr, in zehn Jahren noch genauso darüber denkst?“

    Er kam näher, Elsa wich zurück, bis sie in ihren Kniekehlen die Bettkante spürte.

    „Robert! Ich dachte...“

    „Ja?“

    „Ich dachte, wir hätten uns geliebt!“

    „Die Situation hat sich geändert, Elsa. Daran kann ich nicht vorbeigehen!“

    „Es macht dir nichts aus, mich nun zu erschießen?“

    „Wer sagt, daß es mir nichts ausmacht?“

    „Es scheint so.“

    „Es ist notwendig, daß ist alles.“ Er zuckte mit den Schultern. „Es tut mir leid. Wirklich.“

    „Sehr tröstlich für mich!“ zischte Elsa bitter.

    „Ich sage das nicht nur so, ich meine es auch! Wir waren ein schönes Paar. Wahrscheinlich wäre es besser gewesen, wenn ich mich gar nicht erst darauf eingelassen hätte. Es ist also gewissermaßen mein Fehler gewesen, das gebe ich zu. So etwas wie mit dir, das paßt nicht zu dem Job, den ich mache... Aber du hast mich eben so verzaubert. Ich konnte nichts dagegen machen.“

    Er hob die Waffe, und Elsa schluckte. Sie erwartete jeden Moment, daß es 'Plop!' machte und ihr ein Projektil in den Körper fuhr, um sie zu zerreißen.

    Sie schluckte.

    Dann sah sie aus den Augenwinkeln die Vase auf dem Nachttisch. Es war ein pötzlicher Entschluß, eine Handlung, die aus der Verzweiflung kam. Sie bückte sich und griff nach der Vase, während Robert annähernd im selben Moment seine Waffe abfeuerte.

    Das Geschoß pfiff über sie hinweg und ging in die Wand, während sie die Vase mit voller Wucht Robert entgegenschleuderte. Ein zweiter Schuß löste sich aus der Pistole, aber der war kaum noch gezielt, denn Robert mußte gleichzeitig die Vase abwehren, die ihn sonst am Kopf getroffen hätte.

    Es war kaum mehr als eine Sekunde, die Elsa dadurch gewonnen hatte, aber die nutzte sie, indem sie sich mit ihrem ganzen Gewicht nach vorne warf und Robert so zu Fall brachte.

    Sie hörte ihn fluchen und zu Boden gehen, während sie schon wieder hoch war und aus dem Schlafzimmer lief. Eine Kugel pfiff ihr hinterher.

    Sie stolperte die Treppe hinunter und war einen Augenblick später bei der Haustür, die offen stand. Elsa sah die Leiche des Schwarzbarts. Aus dem Hosenbund des Toten ragte ein Pistolengriff.

    Nur wenige Augenblicke hatte sie, um sich zu entscheiden. Gleich würde Robert die Treppe hinunterkommen. Sie hatte keine Chance, schnell genug den Land Rover zu erreichen,
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