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Tod in Tanger (Thriller) (German Edition)

Tod in Tanger (Thriller) (German Edition)

Titel: Tod in Tanger (Thriller) (German Edition)
Autoren: Alfred Bekker
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starren Augen da.

    Elsa hörte Schritte im Flur. Schon bevor diese Schritte das Wohnzimmer erreichten, wußte sie, wer gekommen war. Sie erkannte ihn am Gang

    „Robert!“ rief sie.

    Robert war an der Tür stehengeblieben. Er warf einen kurzen Blick zu ihr, bevor er sich zunächst einmal dem Toten zuwandte. Elsa sprang auf und kam zu ihm herüber, während er sich über den Narbigen beugte und dessen Taschen durchsuchte. Er fand einen italienischen Paß, blätterte darin und steckte ihn dann ein.

    „Ich dachte, du kommst erst morgen“, sagte sie.

    „Es sollte eine Überraschung sein!“ meinte Robert sarkastisch. Dabei steckte er seine Waffe ein.

    Elsa berührte seine Hand. Sie fühlte sich kalt an. Elsa schmiegte sich an ihn, und er strich ihr mit der Linken über das Haar.

    „Ich bin so froh, daß du wieder da bist“, sagte sie, und sie meinte das auch so. Gleichzeitig aber spürte sie ganz deutlich die Kluft, die plötzlich zwischen ihnen lag. Es war eine merkwürdige Fremdheit. Sie hatte ihren Kopf an seine Brust gelegt und fragte sich auf einmal, was sie dort eigentlich machte. Eine sehr stürmische Begrüßung war das nicht gewesen aber das war beiderseitig.

    Elsa löste sich von ihm, schluckte, rieb sich die Hände und strich sich die Haare aus dem Gesicht.

    Einen Moment nur streifte ihr Blick die starren Augen des Narbigen. Es war eher Zufall, aber Elsa wandte schnell den Kopf und schaute woandershin.

    „Ich bin froh, daß dir nichts passiert ist“, sagte sie - und zwar in erster Linie, weil sie das Gefühl hatte, jetzt irgend etwas sagen zu müssen.

    Roberts Blick blieb an ihr haften.

    Elsa fühlte diesen Blick fast körperlich und erwiderte ihn schließlich.

    „Woran hast du gemerkt, daß hier etwas nicht stimmt?“ fragte sie.

    „Ich wußte es nicht“, erwiderte er.

    „Aber, wenn du es nicht gewußt hast...“

    „Ich habe es eher geahnt. Ich weiß nicht, vielleicht war es irgend etwas an der Geräuschkulisse beim Telefonanruf gestern, was nicht stimmte. Vielleicht auch, weil du so verändert wirktest.“

    „Wenn ich dich gewarnt hätte, hätten sie mich erschossen“, sagte Elsa. Und dann berichtete sie in knappen Worten, was sich zugetragen hatte. Sie hatte Mühe, die Tränen zurückzuhalten.

    Mit regungslosem, aber aufmerksamen Gesicht hörte Robert ihr zu.

    „Sie sind zu zweit“, sagte Elsa. „Der andere ist in die Stadt gefahren, um einzukaufen. Allzulange kann es nicht mehr dauern, bis er zurückkehrt...“

    Robert nickte.

    „Gut“, murmelte er.

    „Was sollen wir machen?“ fragte Elsa. Sie überlegte. Dann meinte sie: „Du bist mit einem Taxi gekommen, nicht wahr?“

    „Ja.

    „Aber in der Garage steht Aziz' Wagen. Sie haben ihn erschossen, weißt du?“

    „Nein, das wußte ich nicht.“

    „Seine Frau auch und auch den Mann, mit dem sie gekommen war, um sich nach Aziz zu erkundigen, nachdem er die Nacht über nicht nach Hause gekommen war.“ Sie schluckte. „Sie hätten mich auch erschossen, wenn ich meine Rolle als Lockvogel zu Ende gespielt hätte, nicht wahr?“

    „Das ist zu vermuten!“

    „Laß uns von hier verschwinden, Robert! So schnell es geht! Ich bitte dich!“

    Um Roberts Mund zuckte es. Er schüttelte den Kopf.

    „Nein“, sagte er. „So geht das nicht!“

    „Aber der Zweite wird zurückkommen! Und er wird dich nach wie vor töten wollen! Und mich wahrscheinlich auch!“

    Robert machte eine unbestimmte Geste.

    „Wahrscheinlich hast du recht!“ sagte er. „Aber davonzulaufen hat in dieser Situation keinen Sinn. Ich werde hier auf ihn warten.“

    „Und dann?“ fragte Elsa.

    Er bedachte sie mit einem verständnislosen Blick. Seine Augen hatten sich ein wenig verengt, und Elsa empfand wieder dieses seltsame Gefühl der Fremdheit.

    „Was soll das heißen - 'Und dann?'„ fragte Robert zurück.

    „Was wirst du tun, wenn er zurückkehrt?“

    „Ihn erschießen. Was sonst?“

    „Robert, gibt es denn keine andere Lösung?“

    Er zuckte mit den Schultern.

    „Sag mir eine! Meinst du vielleicht, es wäre besonders intelligent, zur Polizei zu gehen und denen dieses Haus voller Leichen zu präsentieren?“ Er schüttelte den Kopf. „Ich habe keinen Vetter bei der hiesigen Justiz! Außerdem wird dieser Bluthund nicht aufgeben! Er wird versuchen, mich zur Strecke zu bringen. Der Kerl hat es geschafft, mich hier aufzutreiben. Er wird es auch an jedem anderen Ort irgendwann schaffen.“ Robert schüttelte den Kopf.
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