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Tod in Garmisch

Titel: Tod in Garmisch
Autoren: Martin Schueller
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sagte sie.
    »Red kein Schmarrn. Nach drei Tag wärst wieder auf und
davon.«
    Magdalena lachte laut, weil sie genau wusste, wie
recht ihre Mutter hatte. Sie verteilte eine weitere Handvoll Körner.
    »Mama? Ich hab einen Freund«, sagte sie. »Den Andi.«
    »Den mit de varruckten Hemdn?«, fragte Reserl.
    »Nein, den nicht.«
    »Bringst eam mal mit?«
    »Ja. Bald.«
    »Na vielleicht erleb i ja doch noch, dass i Großmuada
werd.«
    »Das kann gut sein.«
    »Wie meinst jetzt des? Seids es schon so weit?«
    »Nein. Ich meint den Wastl.«
    »Wastl? Hast mit eam gsprochn? Wos verzählt er? Geht’s
eam guad?«
    »Ja«, sagte Magdalena. »Es geht ihm gut. Gott sei
Dank.«
    »Hod der etwa a Madl?«
    »Mehr als das«, sagte Magdalena. »Entschieden mehr als
das.«
    »Wos meinst jetzt da mit?«
    Aber bevor sie zu einer Erklärung ausholen konnte,
begann Sento zu kläffen und galoppierte schwerfällig zur Einfahrt.
    Zum Klang einer quäkenden Hupe rollte ein rostiger
Opel Caravan auf den Hof.
    »Frag ihn halt selbst«, sagte Magdalena und sah
lächelnd zu, wie ihre Mutter auf Wastl und ihre neue Schwiegertochter zulief.
    * * *
    Ein Filetsteak. Ein perfektes Stück Fleisch aus dem
Hofladen. Kurz kross angebraten, im Ofen sanft auf den Punkt gegart, wunderbar
knusprige Bratkartoffeln und Rosenkohl. Sonst nichts.
    »Ich hatte das Gefühl, das brauchst du heute«, sagte
Burgl.
    Schwemmer schwankte zwischen heller Begeisterung und
düsterem Misstrauen. »Wo ist der Haken?«, fragte er.
    »Jetzt iss erst mal.« Sie schenkte ihm großzügig aus
der vorletzten Flasche Comtesse de Lalande ein.
    Das Messer glitt durch das Filet, als sei es Butter,
und nach dem ersten Bissen stellte er das Misstrauen hintan. Immerhin ein gutes
Viertel des Steaks ließ Burgl ihn essen, bis die erste Frage kam, nur leicht
getarnt als Bemerkung.
    »Ihr habt Glück gehabt mit dem Tagebuch«, sagte Burgl.
    »Glück«, sagte Schwemmer mit halb vollem Mund, »hat
der Mann, der weiß, wie viel er dem Zufall überlassen darf.« Er spülte mit
Bordeaux nach. »Und der die richtigen Leute hat. Hätte Schafmann nicht den
Riecher mit dem Stadel gehabt und Dräger nicht die fehlenden Seiten gefunden …
Warum reißt der Vinz die Seiten auch raus? Gott sei Dank hat er sie nicht
weggeworfen oder verbrannt.«
    »Vinz war in einer absoluten emotionalen
Ausnahmesituation«, sagte Burgl mit ihrer PsychologInnenstimme. »Er hat das
Problem weggepackt. Im Wortsinne. Er konnte es nicht lösen, also hat er es
beiseitegelegt. Zur Wiedervorlage sozusagen … Was stand denn noch alles
auf dem Blatt?«
    »Das weiß ich aus dem Kopf nicht«, sagte Schwemmer.
    In Wahrheit hätte er den Text sofort komplett aufsagen
können. Der letzte Satz lautete: Wenn das stimmt, schlagen sie mich tot .
Und Schwemmer mochte ihn weder hier noch jetzt aussprechen.
    Er nahm einen Schluck Wein, um den Satz aus seinen
Gedanken hinauszuspülen. Es gelang nicht ganz, aber es half.
    Eine Pause entstand, weil auch Burgl nicht ganz auf
Essen und Trinken verzichten wollte, und Schwemmer nutzte sie optimal, sodass
er den Mund noch voll hatte, als die nächste Frage kam.
    »Nanni Schedlbauers Hochzeit fällt dann wohl etwas
weniger … glamourös aus als geplant?«, fragte Burgl.
    »Meinst, die Nanni nimmt den Viggerl überhaupt noch?«
Er schob Burgl sein Glas zu, und sie schenkte nach.
    »Wieso sollte sie ihn nicht mehr wollen? Er ist
doch ihre einzige Chance für später!«
    »Der Alte wird den Viggerl aufs Pflichtteil setzen,
falls er Nanni heiratet. Wenn sie ihn heiratet, ist er also pleite. Warum
sollte sie es dann noch tun? Weil er bereit war, für sie in den Knast zu gehen?
Glaubst du, eine Frau wie Nanni Schedlbauer ist dankbar ?«
    »Was wird sie kriegen?«
    »Kann zweistellig werden. Kommt drauf an, ob die
Richter ihr glauben, dass sie Vinz nur den Hang runtergeworfen hat, nachdem
Mirl ihm den Stein auf den Kopf geschlagen hatte. Oder ob sie ihrer Mutter
glauben.«
    »Dass Nanni auch zugeschlagen hat?«
    »Sie war auf jeden Fall dabei. Berni hat ihnen
erzählt, wo er Vinz hat liegen lassen; da sind die beiden in den Wald. Mit
seinem gebrochenen Bein und der Schussverletzung hat er sich nicht wehren
können. Aber Gott sei Dank ist das jetzt Frau Isenwalds Job. Nicht deiner. Und
meiner auch nicht. Ich hab nämlich Feierabend.«
    Er stieß sein Glas sanft gegen Burgls und sah ihr
bittend in die Augen.
    »Du möchtest, dass ich die Klappe halte?«
    Er nickte, und sie legte den Zeigefinger auf
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