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Tod in Bordeaux

Tod in Bordeaux

Titel: Tod in Bordeaux
Autoren: Paul Grote
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Überfall auf mich sei er auch nicht verantwortlich. Auch bei der Bombe in meinem Laden bin ich mir nicht mehr sicher. Das bedeutet...»
    «... dass dein Korse auf eigene Faust handelt. Aber mit welcher Absicht?», fragte Charlotte.
    «Wir werden es rauskriegen.» Martin zog die Arbeitsjacke aus. «Kommst du mit?»
    «Wohin?»
    «Nach Margaux, ein Château besichtigen.»
    Hinter ihnen rollte nur noch ein älterer grauer Peugeot auf die Fähre. Fahrer und Beifahrer blieben als Einzige sitzen, während alle anderen Passagiere ausstiegen, um ein wenig von der Meeresbrise zu schnuppern, denn der Wind brachte frische, salzige Luft vom Atlantik mit.
    Charlotte hatte sich zwar bereit erklärt, Martin nach Grandville zu begleiten, aber seinem Plan gegenüber blieb sie skeptisch. «Bichot wird alles abstreiten. Auf diese Weise erreichst du nichts.»
    «Abwarten. Ich werde ihn aus der Reserve locken, genau wie Garenne. Mit Jacques habe ich neulich ausführlich über Bichot gesprochen. Er meint, der Mann sei manisch, wie ein Besessener vergrößert er sein Imperium, kauft ein Château nach dem anderen. Garenne hat was Ähnliches angedeutet, er wolle König von Bordeaux werden, so hat er es ausgedrückt, und er ist felsenfest davon überzeugt, dass Bichot mich geschickt hat. Als Winzer und Geschäftsmann soll Bichot große Klasse sein, laut Jacques.»
    «Bichot sei so vom Ehrgeiz zerfressen, seit seine Frau bei einem Autounfall starb, es war Fahrerflucht. Angeblich sei er schon immer extrem ehrgeizig gewesen, aber seitdem er alleine lebt, würde er nur noch an seinem Imperium arbeiten.»
    «Das ist bei vielen so, auch bei Frauen, wenn sie älter werden und merken, dass ihre Kräfte schwinden. Darum sind Übernahmen in jeder Branche und Größenordnung so häufig.»
    «Sollen sie meinetwegen zahlen, aber keine Menschen umbringen. Nicht nur Fleury ist hinter Gastons Weinberg her, sondern auch Bichot. Erinnerst du dich an seinen Besuch? Er deutete an, dass man den Pechant unter einem bekannteren Namen für das Doppelte verkaufen könnte. Und dann die Familienfehde mit Garenne, in der dritten Generation, das muss man sich mal vorstellen, 60 Jahre Hass.»
    Die Fähre gelangte ans Rive Gauche , das linke Ufer. Martin fuhr vorsichtig an Land und schaute an der nächsten Abzweigung in den Rückspiegel. War es Zufall, dass der Peugeot denselben Weg nahm? Martin schüttelte den Kopf. «Garenne ist überzeugt, dass Gaston und jetzt auch ich von Bichot auf ihn angesetzt wurden.»
    Charlotte gab ihm keine Antwort. Sie war abgelenkt, denn auch sie hatte bemerkt, dass ihnen jemand folgte. Der Wagen blieb auf der Landstraße nach Lamarque hinter ihnen. Garenne jedenfalls saß nicht am Steuer, so viel war erkennbar.
    «Grivot wird uns einen Aufpasser zugeteilt haben», vermutete Charlotte.
    «Das werden wir gleich sehen», sagte Martin mit Blick in den Rückspiegel. Vor einer Kreuzung betätigte er den Blinker, der Fahrer des Peugeot tat das Gleiche, Martin fuhr geradeaus, der Peugeot blieb hinter ihnen. Man gab sich anscheinend gar keine Mühe, nicht aufzufallen. Aber hinter Lamarque, auf der Straße nach Margaux, war der Wagen auf einmal verschwunden.
    «Wir müssen Richtung Arsac ...»
    «Arsac?», wiederholte Martin. «Daher kam der Fahrer oder der Halter des Wagens, den wir neulich nachts an der Garage fotografiert haben.»
    «Dann sind wir auf dem richtigen Weg», meinte Charlotte kühl, und Martin staunte, wie gelassen sie die Sache anging. Diese Frau gefiel ihm immer mehr. Sie wirkte fröhlicher, zeigte sich vertrauensvoller und viel weniger distanziert als früher.
    Langsam fuhren sie an Château Grandville vorbei. Martin erkannte es kaum wieder, so grau und einsam wirkte es heute: Das große Tor war geschlossen, im Erdgeschoss waren nur wenige Fenster erleuchtet. Dunst hing in den Bäumen, und es begann zu dämmern. Martin fuhr weiter, um sich die Örtlichkeiten einzuprägen. Er hoffte nur, dass er nicht wieder rennen musste wie in der letzten Nacht. Außerdem wuchs durch Charlottes Anwesenheit das Risiko; er durfte sie nicht mit hineinziehen, ach, dummes Zeug, sie waren beide mittendrin. Gewohnheitsmäßig griff er in die Jackentasche. Da war nichts, kein Revolver, den hatte jetzt die Polizei. Dennoch, er musste handeln, bevor die andere Seite zum nächsten Schlag ausholte.
    Er wendete, nahm die Einfahrt zur Kellerei und hielt auf dem Parkplatz für Besucher. In der Kellerei brannte überall Licht. Sie werden mit Cabernet Sauvignon
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