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Tod im Tauerntunnel

Tod im Tauerntunnel

Titel: Tod im Tauerntunnel
Autoren: Felix Huby
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Lieblingsstellung im Türrahmen einzunehmen. »Nehmen wir mal an, die drei Edelganoven treffen sich hier, um ihren Coup abzuschließen...« »Reine Vermutung!« wirft Bienzle ein.
    »Natürlich. Aber daß sie sich zumindest beraten wollen, liegt doch nahe. Dann könnte eine Überrumpelung im richtigen Augenblick vielleicht was bringen ...«
    Bienzle schüttelt zweifelnd den Kopf. Haußmann hat eine Idee:
    »Und wenn nun einer von uns mit einem Angebot an sie herantritt?«
    Bienzle sieht ihn an. »Wie meinen Sie das?«
    »Nun, es kann sich doch herumgesprochen haben, daß man Schmuck nach Jarosewitchs Tod bei dessen Schwager oder bei der Witwe absetzen kann.«
    »Die Weiße Wolke!« sagt Bienzle.
    »Wie bitte?« fragt Haußmann erstaunt.
    »Ich kenne einen Mann, der schon einmal mit Jarosewitch Geschäfte gemacht hat ... Er wird Weiße Wolke genannt, weil er gelegentlich im Captagon-Rausch herumläuft. Er ist ein ganz weltläufiger Typ, solange er Geld hat; wenn er pleite ist, haust er in Stuttgart im Männerwohnheim.«
    »Jaaa...« überlegt Gächter. »Das könnte vielleicht funktionieren!«
    »Dann hätten Sie aber auch nur bewiesen, daß das Trio im Schmuckgeschäft tätig ist«, wendet Walter ein.
    »Stimmt.« Bienzle nickt. »Aber mal angenommen, wir kriegen die Verbindung zu dem Herrn in der Bergstraße, und wir bekommen einen Hausdurchsuchungsbefehl, und wir finden...« Er seufzt. »Na, das sind ja wohl doch mehr Hirngespinste.«
    »So viele Hypothesen haben wir sonst in zehn Fällen zusammengenommen nicht«, murrt Gächter.
    »Dabei sind Hypothesen seine Stärke«, sagt Bienzle zu Walter.
    Der meint nur: »Einen Fehlschlag muß man immer einkalkulieren.«
    »Zuerst lassen wir mal die Weiße Wolke herbringen, und wenn es geht, auch die Frau Korbut... Du könntest das mal organisieren.« Bienzle sieht Gächter an.
    »Gollhofer kann das machen«, sagt Gächter. Er geht ins Vorzimmer, um Bienzles Anordnung telefonisch nach Stuttgart weiterzugeben.
    Inzwischen tut Bienzle etwas, was ihm sonst ziemlich verhaßt ist: Er arbeitet einen Plan aus.
    Drei Stunden später sitzt die Weiße Wolke alias Hans Hartmann dem Kommissar in den ›Schwarzwaldstuben‹ gegenüber. Sie essen beide Kalbsgeschnetzeltes mit Rösti. Hartmann trägt einen abgeschabten Anzug, der einmal sehr teuer gewesen sein muß, und distanziert Bienzle durch blendende Tischmanieren.
    »Ein sehr brauchbares Lokal«, stellt er fest; dann fügt er hinzu: »Aber wenn die Polizei solche Spesen macht, steckt bestimmt irgendeine Lumperei dahinter!«
    Bienzle nickt bestätigend und kaut weiter.
    »Wollen Sie mir denn nicht endlich sagen, was gespielt wird?« fragt sein Gast.
    »Gleich«, sagt der Kommissar mit vollem Mund und bestellt zweimal Vanilleeis mit heißen Himbeeren und zweimal Mokka.
    »Man bestellt das nicht gleichzeitig«, rügt die Weiße Wolke.
    »Oh!« Bienzle hat den Mund inzwischen leer. »Pardon!«
    »Also - was ist?«
    »Wir haben da ein Problem«, beginnt Bienzle vorsichtig. »Sie kannten doch Jarosewitch?«
    »Flüchtig.«
    »Um so besser.« Bienzle nimmt das Eis dem Kellner mit einem befriedigten Grunzen ab und übersieht Hartmanns Stirnrunzeln.
    »Von dem Mord haben Sie gehört, nehme ich an?«
    »Stand ja in allen Zeitungen.«
    »Gut. Wir nehmen an, daß Jarosewitch von Leuten umgelegt wurde, die ihn aus dem Geschäft haben wollten. Oder denen er das Geschäft vermasselt hat... Wie gesagt, es ist noch eine Theorie. Auf alle Fälle wurde vor einigen Wochen im Ruhrgebiet ein großer Posten Juwelen, Goldschmuck und so weiter bei verschiedenen Einbrüchen zusammengetragen...«
    »Wollen wir vielleicht noch etwas Käse nehmen?« schlägt die Weiße Wolke vor. »Obwohl man den Käse eigentlich nicht nach dem Kaffee nimmt.«
    Bienzle bestellt eine Käseplatte und fährt dann fort: »Es ist möglich, daß dieser Schmuck - Wert: etwa viereinhalb Millionen - über Jarosewitch weiterverkauft werden sollte, daß aber seine Frau, sein Schwager Dr. Bäuerle und noch ein dritter Verwandter versucht haben, ihn auszutricksen. Er ist dahintergekommen und hat seinerseits versucht, seine bucklige Verwandtschaft aufs Kreuz zu legen. Das hat er dann mit dem Leben bezahlt.«
    »Ein hübscher kleiner Krimi«, meint Hartmann und verteilt kleine Camembert-Stückchen auf ebenso große Weißbrothäppchen. »Aber ich verstehe immer noch nicht, was ich dabei soll.«
    »Das können Sie jetzt auch noch nicht verstehen«, sagt Bienzle kauend. »Sie sollen uns den
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