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Tod im Tauerntunnel

Tod im Tauerntunnel

Titel: Tod im Tauerntunnel
Autoren: Felix Huby
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beide im traditionsreichen Stuttgarter Eberhard-Ludwig-Gymnasium ›erzogen‹ worden - Bienzle bis zur mittleren Reife, Hauser bis zum Abitur. Trotz allem macht Bienzle mit Hauser eine Ausnahme in seiner abgrundtiefen Abneigung gegen alle ›Schtudierte‹.
    »Sie haben mich rufen lassen, Herr Direktor.«
    »Ich hab g'sagt, do sollscht rüberkomme«, sagt der und stellt damit die zwischen ihnen üblichen Gesprächsbedingungen her. »Du hast ja sicher die Jarosewitch-Sache schon gehört.«
    »Ja, aber die spielt in Österreich, und ich bin Schwabe.«
    »Die Sache spielt zum Teil wohl auch hier. Unsere schnellen österreichischen Kollegen haben nämlich festgestellt, daß sich der Täter offensichtlich bereits wieder auf den Rückweg begeben hat.«
    »So.«
    »Ja, ein grüner Porsche mit Waiblinger Kennzeichen ist einem italienischen Autofahrer aufgefallen, weil er wenige Kilometer nach Mallnitz auf der Straße gewendet hatte, zum Bahnhof zurückgefahren war und sich auf den nächsten Zug stellte, um offensichtlich nach Gastein zurück zu kutschieren.«
    »Der hat Nerven. Und warum hat ihn keiner gestellt?«
    »Also ehrlich, Ernst - hättest du so schnell geschaltet? Der Gegenzug fuhr sechs Minuten nach Ankunft wieder Richtung Grenze, da hatten sich die Ortspolizisten noch nicht einmal vom Schrecken erholt.«
    »Jetzt guck do na, ein Killer mit Konzept«, sagt Bienzle und wuchtet sich aus dem Besuchersessel hoch. »Und wo ist der Waiblinger Porsche jetzt?«
    »Zwei Kilometer südlich Ortsausgang Badgastein im Straßengraben. Der Porsche war gestohlen, und die Nummer war gefälscht, die gibt es nämlich in Murrhardt, Kreis Waiblingen, am Ford Granada eines über jeden Verdacht erhabenen Gastwirts.«
    »Sei so gut und red nicht von Gastwirtschaften!«
    Hauser grinst unverschämt.
    »Also«, sagt Bienzle, »Jarosewitch fährt nach Bologna zum Boxkampf - warum er den Umweg über Österreich macht, wissen wir nicht. Vermutlich ist dort das übliche Ganoventreffen - Hehler, Zuhälter und Einbrecher unter sich; die Gemeinde. Das muß einer gewußt haben. Und das mit dem Umweg auch. Sein Killer wartet am Ortsausgang Gastein, bis der Mercedes auftaucht; er hängt sich dran, schießt rechtzeitig vorbei, um ein paar Wagen vor Jarosewitch auf den Zug zu kommen - und so weiter ...«
    »Und woher willst du wissen, daß er nicht am Bahnhof gewartet hat?«
    »So etwas weiß Gächter, der Episodenerzähler, und meistens geben unsere Ermittlungen seinen phantasievollen Theorien recht... Aber es spricht ja auch so einiges für diese Version: Der Mörder knallt unseren Schmuckhändler im Tunnel ab, fährt seelenruhig vom Zug herunter, wendet, sobald er außer Sichtweite ist, und während auf dem einen Zug die große Verwirrung herrscht, fädelt er sich seelenruhig auf dem Gegenzug ein... Sauber, sauber! Und dann schmeißt er die Karre weg und steigt in das Auto irgendeines freundlichen Komplicen, der ihn erwartet hat. Wahrscheinlich hat der ihn bis zum nächsten Bahnhof gefahren, und unser Killer hat den nächsten bequemen Zug genommen. Oder er macht wohlverdiente Ferien im sonnigen Badgastein... »Do kenntescht auf der Sau naus!«
    »Ja, ja, so wirds schon gewesen sein. Und die Mordwaffe...«
    »...liegt in der Breitachklamm oder wie der Bach dort heißt«, sagt Bienzle und läßt sich krachend in den Besuchersessel fallen.
    »Die österreichischen Kollegen haben uns freundlicherweise einen Ermittlungsauftrag zukommen lassen. Du mußt versuchen, an die Sache ranzukommen«, sagt Hauser, und das klingt überhaupt nicht sonderlich hoffnungsvoll.
    »Ein Fall für Bienzle«, höhnt der. »Kein Hinweis, kein Indiz, keine Mordwaffe und allenfalls ein verschwommenes Motiv. Weiß ich denn, ob seine Alte...«
    »...die ist gerade 25 geworden...«
    »Ist doch mir egal«, sagt Bienzle.
    Aber so egal ist es ihm dann doch nicht. Als er seinen VW vor der Villa in der Hasenbergsteige abstellt und am Gartentor klingelt, rückt er die Krawatte förmlich zurecht und schaut unbehaglich auf den gepflegten englischen Rasen und die alten Bäume. Zu reichen Leuten geht Bienzle nicht gern. Es macht ihn befangen, in Räumen umherzugehen, die für seine Begriffe allenfalls ins Kino gehören.
    Ein junger Mann, begleitet von einer riesigen Dogge, kommt ans Tor. Bienzle zeigt wortlos seinen Ausweis und wird mit einer leichten Verbeugung eingelassen.
    Von der Haustür bis zur Zimmertür am Ende der Diele ist es fast so weit wie vom Gartentor zum Haus. Die Frau sitzt
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