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Tod im Pfarrhaus

Tod im Pfarrhaus

Titel: Tod im Pfarrhaus
Autoren: Helene Tursten
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offen gestanden hatte.
    Mit einem resignierten Seufzer stellte sich der Pfarrer in die Mitte des Entrées und begann zu erklären:
    »Unter der Treppe ins Obergeschoss liegt eine Toilette. Oben sind Schlafzimmer und einige andere Zimmer. Ich meine, mich zu erinnern, dass sich oben auch ein Badezimmer und eine separate Toilette befinden. Hier unten sind rechts das Esszimmer und das Wohnzimmer. Hier auf dem Land nennen wir es etwas altmodisch Salon. Aber da dieses Haus alt ist, ist der Raum recht groß und wird dieser Bezeichnung gerecht.«
    Er drehte sich halb um und deutete auf die gegenüberliegende Tür.
    »Da ist die Küche. Die Tür neben der Treppe führt zum Arbeitszimmer. Dahinter liegt die Bibliothek.«
    Sie entschieden sich dafür, sich zuerst die Küche anzusehen. Sie war groß und hoch. Beim ersten Anblick fühlte sich Irene hundert Jahre zurückversetzt. Herd und Kühlschrank waren allerdings neu. Dasselbe galt für die Spülmaschine. Im Übrigen waren die Schränke dunkel und im Bauernstil gehalten. Die Deckenbalken waren zu sehen, und ein großer Tisch stand in der Mitte des lackierten Holzfußbodens. Irene zählte zwölf Stühle. Alles wirkte alt und gediegen. Sie konnte es sich nicht verkneifen, den Pfarrer zu fragen:
    »Und hier wohnen also nur zwei Personen?«
    »Ja. Das ist das Problem mit diesen großen, alten Pfarrhäusern. Es kostet ein Vermögen, sie zu heizen, und eine normale Familie kann die vielen Zimmer gar nicht mit Leben füllen. Früher hatten die Pfarrer oft große Familien und viele Dienstboten. Die Pfarrhäuser dienten gleichzeitig als Gemeindeheim. Deswegen baute man sie so groß.«
    Irene hatte nur eine äußerst vage Vorstellung davon, was für eine Funktion ein Gemeindeheim hatte, beschloss aber, nicht nachzuhaken. Sie öffneten die Türen am gegenüberliegenden Ende der Küche. In der winzigen Kammer hatte vermutlich einmal ein Dienstmädchen gewohnt. Hinter der zweiten Tür befand sich eine modern ausgerüstete Spülküche. In einer Ecke stand eine große Tiefkühltruhe und brummte monoton. Eine Tür nach draußen, zum Garten, existierte auch. Irene drückte die Klinke. Abgeschlossen. Vorsichtig öffnete sie den Deckel der Tiefkühltruhe einen Spaltweit. Sie war bis zur Hälfte mit ordentlichen Paketen und Plastikgefäßen gefüllt. Sie gingen durch die Küche zurück und ließen das Licht brennen.
    Danach absolvierten sie eine schnelle Runde durch Schyttelius’ Arbeitszimmer und Bibliothek. Auch diese waren groß und mit Antiquitäten möbliert. In den Regalen an den Wänden der Bibliothek standen alte Bücher. Es roch nach Staub und altem Leder.
    Das Esszimmer und der so genannte Salon gin gen ineinander über, zwei große, hohe Räume, aber auch sehr kalt. Irene begriff, warum die Tür zwischen dem Entrée und den Zimmern geschlossen gewesen war. Hier wurde wahrscheinlich fast gar nicht geheizt. Die beiden großen Kachelöfen auf beiden Seiten des Saals waren sicher schon lange nicht mehr benutzt worden. Die Möblierung war spärlich. Im Saal stand eine lange Bank mit einer Sprossenlehne. Es sah aus, als hätten bis zu zehn Personen darauf Platz. Bequem wirkte es allerdings nicht. Entlang den Wänden standen Stühle, die zu der Bank passten. Den Boden bedeckte ein großer Teppich. Er war abgetreten und verschossen, aber sicher einmal ein Prachtstück gewesen. Im Speisezimmer stand ein langer, weiß lackierter Tisch mit nur sechs Stühlen. Daraus schloss Irene, dass die Familie in der Küche saß, wenn Gäste kamen.
    Die Eingangshalle kam ihnen im Gegenzug dazu warm und einladend vor. Sie gingen die Treppe hoch. Die Galerie oben war sehr geräumig. Sie war mit braunen Ledersofas und einem großen Fernseher an der einen Wand überraschend modern möbliert. Mit ausdruckslosen Augen starrten drei ausgestopfte Elchköpfe auf die Besucher herab.
    »Das Fernsehzimmer«, stellte Jonas Burman unnötigerweise fest.
    Sie trennten sich. Irene ging nach links, und die Männer übernahmen den rechten Teil des Obergeschosses. Der erste Raum, den Irene inspizierte, war erstaunlicherweise ein Billardzimmer, das von einem riesigen Billardtisch dominiert wurde. Auch hier hingen Jagdtrophäen an den Wänden. In der hinteren Ecke standen ein paar Stühle und ein Tisch. Die nächste Überraschung war der reichlich gefüllte Barwagen neben dem Tisch. Irene betrachtete ihn näher. Die meisten Flaschen waren böhmische Dörfer für sie. Sie stammten aus dem Ausland, und die Etiketten waren in der
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