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Tod im Pfarrhaus

Tod im Pfarrhaus

Titel: Tod im Pfarrhaus
Autoren: Helene Tursten
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missverstehen. Die Familie des Mädchens kommt aus Syrien. Aber ich habe mich bei der Polizei oben in Norrland erkundigt, dort, wo Jacob vor seiner Scheidung Lehrer war!«
    Der Kommissar wedelte mit einigen Faxen in der Luft herum.
    »Die kamen vor ein paar Stunden. Dieser verdammte Jacob musste dort seinen Dienst quittieren, weil der Verdacht bestand, er hätte sich Schülern sexuell genähert! Dann zog er hierher, und alles verlief im Sand. Die da oben bei den Lappen waren einfach froh, das Schwein los zu sein!«
    Irene erinnerte sich an die traurige und gebrochene Kristina Olsson, Jacobs Exfrau, die nach Karlstad umgezogen war. Jetzt hatte sie auch eine Erklärung für ihre Niedergeschlagenheit. Aber auch sie hatte nichts erzählt.
    »Wenn er doch nur was gesagt hätte!«, explodierte Andersson erneut.
    Nachdenklich meinte Irene:
    »Ich habe lange über etwas nachgedacht, was Svante Malm gesagt hat. Er meinte, der Teufel wohne in uns allen. Wo der Teufel deutlich zum Ausdruck kommt, ist er leicht zu erkennen. Mord, Misshandlung und Vergewaltigung sind handfeste und deutliche Manifestationen des Teufels, die wir bekämpfen können. Aber gegen Glasteufel kann man nicht so leicht angehen.«
    »Was erzählst du da für einen Unsinn?«, fauchte Andersson.
    Unbeeindruckt fuhr Irene fort:
    »Ein Glasteufel ist eine Person, in der das Teuflische durchsichtig ist, man bemerkt es ganz einfach nicht, obwohl es die ganze Zeit da ist. Die Seite, die der Teufel zeigen will, leuchtet stark und blendet alle. Niemand vermutet den Teufel in einem älteren Hauptpfarrer mit einem silbernen Kreuz um den Hals und in goldbestickten Messgewändern. Und wer sieht den Teufel in einem jungen, gut aussehenden und netten Lehrer, den alle Schüler mögen? Niemand. Denn niemand will ihn dort sehen.«
    Andersson starrte Irene an, als würde er seinen Ohren nicht trauen.
    »Jetzt mal ehrlich … könnte es sein, dass das alles etwas viel für dich war?«, sagte er dann.
    »Nein. Ich habe bei dieser Ermittlung in der Tat eine Menge gelernt. Die Opfer der Glasteufel schweigen, denn sie wissen, dass man ihnen ohnehin keinen Glauben schenken wird. Rebecka behauptete bis zuletzt, es sei ihre Schuld, dass ihre Familie getötet worden sei. Die Prophezeiung ihres Vaters war in Erfüllung gegangen. Wenn sie nur einer Menschenseele davon erzählte, dann würden ihr und ihrer Familie schreckliche Dinge widerfahren. Und genau das ist geschehen.«

Kommissar Sven Anderssons Dankesrede anlässlich der Feier seines sechzigsten Geburtstags
    »Ich bin wie gesagt kein großer Redner, aber da ich so ein schönes Geschenk von euch bekommen habe - ganz zu schweigen von diesem Fest -, muss ich doch ein paar Worte sagen. Ich wurde etwas verlegen, als Tommy in seiner Rede davon anfing, dass ich kein Geschenk, sondern ein Erlebnis bekommen solle. Ich fand, das klang recht bedenklich …
    Ja, danke! Schenkt nach! Schließlich wird man nur einmal im Leben sechzig!
    Wo war ich stehen geblieben? Also, ein Erlebnis. Es wird sicher aufregend, London wieder einmal zu besuchen. Ich war zuletzt Anfang der sechziger Jahre dort … einundsechzig. Wir haben damals die Fähre genommen, meine Güte, wie seekrank ich damals war!
    Ich hoffe also, dass das Fliegen viel weniger beschwerlich ist. Dieser … wie hieß er jetzt wieder? Wo ist der Zettel? Glen Thomsen! Das scheint ja wirklich ein netter Bursche zu sein. Er holt mich vom Flughafen ab, und dann hat er auch noch ein eigenes Hotel … Was sagst du, Irene? Ach so. Das Hotel gehört seiner Schwester. Dort soll ich also drei Nächte wohnen, und dann soll ich immer in einem Restaurant in der Nähe zu Abend essen.
    Und die Visitenkarte der Dame, die das Restaurant besitzt, habe ich ebenfalls bekommen. Sie schreibt, dass sie sich, so gut es geht, um mich kümmern will. Das klingt gut. Donna heißt sie. Vielleicht eine kleine blonde Primadonna? Was!
    Dann kann ich euch noch mitteilen, dass ich eine Sondergenehmigung beantragt habe, um noch ein weiteres Jahr hier im Dezernat im Amt bleiben zu dürfen. Freut euch gefälligst! Jetzt frage ich mich nur, was Irene und Fredrik da zu tuscheln haben. Ich habe alles gehört! Hör mal, Irene! Darf ich das dann auch erfahren … Ach so. Mir erzählt mal wieder keiner was. Aber so ist das wohl, wenn man Geburtstag hat. Vielen Dank euch allen für ein wunderbares Fest und für das schöne Geschenk … ich meine, Erlebnis. Skål!«

Ein herzlicher Dank an:
    Magnus Tuneld von Mactun Data in Karlstad
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