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Tod im Pfarrhaus

Tod im Pfarrhaus

Titel: Tod im Pfarrhaus
Autoren: Helene Tursten
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stehe im Kühlschrank. Irene seufzte. Das Essen bei Familie Huss war ihrer Ansicht nach immer ausgezeichnet gewesen, bis Jenny vor einiger Zeit Veganerin geworden war. Etwa gleichzeitig hatte es sich Krister in den Kopf gesetzt, abnehmen zu müssen, und nach einer Weile die neuen Essgewohnheiten seiner Tochter mit großer Begeisterung übernommen. Inzwischen aß Familie Huss dreimal in der Woche vegan und nur die übrigen Tage Fleisch und Fisch. Dann machte sich Jenny die Reste warm oder kochte sich selbst etwas. Irene seufzte und dachte sehnsuchtsvoll an ein großes, blutiges Steak mit einem cremigen, nach Knoblauch duftenden Kartoffelgratin.
    Sie erwärmte ein Stück Lasagne in der Mikrowelle und trank im Stehen ein Glas Milch. Nachdem sie rasch geduscht hatte, ging sie ins Obergeschoss. Dort öffnete sie die Tür zum Zimmer der Mädchen einen Spaltbreit und sah, dass beide bereits schliefen. Sie hatten noch etwas mehr als ein Jahr auf dem Gymnasium, dann würden sie wahrscheinlich so schnell wie möglich von zu Hause verschwinden wollen. Es gab Irene einen Stich, als sie daran dachte. Dann war sie mit Krister allein im Haus. Und mit Sammie.
    Sie schlich sich ins Schlafzimmer und hörte Kristers schwere Atemzüge. Er würde bald zu schnarchen anfangen. Natürlich hatte sich Sammie mitten auf Irenes Bett gelegt. Die Pfoten in der Luft, lag er auf dem Rücken und tat so, als schliefe er. Irene war zu müde, um ihn vorsichtig wegzuschubsen, und setzte ihn resolut auf den Fußboden. Tief gekränkt trottete Sammie nach draußen und legte sich auf den Teppich vor den Fernseher.
    Als sie die Augen schloss, sah sie abwechselnd die blutigen Bilder aus dem Sommerhaus und aus dem Pfarrhof vor sich. Wer wollte Familie Schyttelius auslöschen? Und warum? War auch Rebecka Schyttelius in Gefahr? Vielleicht war die Bedrohung aber auch örtlich begrenzt und betraf sie gar nicht, da sie in London wohnte? Warum hatte der Mörder diese seltsamen Symbole mit Blut auf die Computermonitore gemalt?
    Die Gedanken wirbelten in Irenes Kopf herum, bis sie endlich in einen unruhigen Schlaf fiel.

KAPITEL 4
    Svante Malm erweckte nicht den Eindruck, als hätte er in den letzten vierundzwanzig Stunden auch nur eine Minute geschlafen, und dem war auch nicht so. Sein sonst immer so fröhliches Pferdegesicht war aschgrau vor Müdigkeit. Sogar seine Sommersprossen schienen blasser als sonst. Er blinzelte und fuhr sich mit den Fingern wiederholte Male durch seine rotgraumelierten Haare.
    Falls das ein Versuch war, Fasson in seine nichtvorhandene Frisur zu bringen, war dieser jedenfalls vergebens. Er sah nur noch mehr wie ein in die Jahre gekommener Punker aus. Wir werden alle müder und verbrauchter, dachte Irene. Ein Glück, dass wir Fredrik haben.
    Sie schielte auf Fredrik Stridh. Kerzengerade saß er auf seinem Stuhl und sah geradezu unverschämt munter aus. Der dünne, hellblaue Baumwollpullover harmonierte mit seinen Augen, und er duftete gut nach Duschgel und Rasierwasser.
    Svante Malm wurde ungeduldig. Er räusperte sich und sagte:
    »Ich habe mit Åhlén gesprochen. Er kommt gleich vorbei, um uns zu berichten, was sich im Sommerhaus ergeben hat. Ich referiere jetzt, was wir bisher im Pfarrhaus gefunden haben. In der Tat war Frau Professor Stridner so nett, gestern Abend noch rauszukommen und sich die Leichen anzusehen. Sie meinte, dass sie wahrscheinlich noch keine vierundzwanzig Stunden tot waren. Im Schlafzimmer war es kalt, höchstens siebzehn Grad. Sie hat versprochen, gleich heute Morgen die Obduktionen vorzunehmen.«
    Er unterbrach sich und trank einen Schluck Kaffee. Irene bemerkte, dass seine Hand leicht zitterte, als er den Becher an die Lippen führte. Die Spurensicherung hatte noch weniger Personal als sonst, da die gegenwärtige Grippewelle immer noch Opfer forderte. Zwei davon arbeiteten bei der Spurensicherung.
    »Um mit den Opfern zu beginnen, so wurden diese aus nächster Nähe mit mindestens einem Schuss in die Stirn getötet. Wenn man jemandem mit einem Elchgewehr zwischen die Augen schießt, gibt es nicht nur ein kleines, sauberes Loch, sondern der ganze Hinterkopf wird förmlich weggeblasen. Sie waren sofort tot. Nichts deu tet auf einen Kampf hin. Die Verletzungen lassen darauf schließen, dass das Gewehr, das wir unter dem Bett fanden, die Mordwaffe ist. Keine Fingerabdrücke. Jemand hat es sorgfältig abgewischt.«
    »Wie ist der Mörder ins Haus gekommen?«, unterbrach ihn Kommissar Andersson.
    »Die Tür stand offen,
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