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Tod im Pfarrhaus

Tod im Pfarrhaus

Titel: Tod im Pfarrhaus
Autoren: Helene Tursten
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Jonny Blom.
    Hannu meldete sich zu Wort.
    »Es ist eine Sache, professionell Beistand zu leisten. Wenn es um einen selbst geht, ist das etwas ganz anderes.«
    Fredrik Stridh nickte zustimmend.
    »Genau! Außerdem kann man wohl davon ausgehen, dass er als Pfarrer religiös ist.«
    Er unterbrach sich, als die anderen zu lachen begannen, und fuhr dann erklärend fort:
    »Ich meine, dass ein religiöser Mensch ein noch größeres Bedürfnis hat, sich mit einem Pfarrer zu unterhalten, als wir anderen.«
    »Da hat Fredrik sicher Recht. Ich neige auch dazu, einen Pfarrer zum Ehepaar Schyttelius mitzunehmen«, sagte Irene.
    Zum ersten Mal, seit sie ihr Referat begonnen hatte, ergriff Kommissar Andersson das Wort:
    »Er heißt Sten. Sten Schyttelius. Wie sie heißt, daran erinnere ich mich nicht mehr.«
    Fredrik Stridh zog die Augenbrauen hoch.
    »Kennst du sie?«
    »Eigentlich nicht. Bekannte von Bekannten.«
    Sein Tonfall ließ keinen Zweifel daran, dass der Kommissar das Thema für beendet hielt. Fredrik nahm sich das zu Herzen und hakte nicht nach, aber der Blick, mit dem er seinen Chef musterte, war lang und nachdenklich.
    Andersson räusperte sich und sagte:
    »Irene, du kümmerst dich um einen Pfarrer und fährst dann zu den Schyttelius raus. Nimm noch jemanden mit.«
    Fredrik meldete sich freiwillig. Mit einem spöttischen Blick auf Hannu sagte er:
    »Schließlich springt man gern mal für einen Freund und Kollegen ein. Hannu muss nämlich heute Abend zum Training. Und wisst ihr auch, was für ein Training das ist?«
    Seine Augen funkelten so frech, dass Irene neugierig wurde. Der weißblonde Finne mit den eisblauen Augen wirkte tatsächlich sehr durchtrai niert. Sie hatte aber nie darüber nachgedacht, ob er wohl irgendeinen Sport trieb. Die Kollegen am Tisch schlugen Krafttraining, Gewichtheben, Ab härtung vor der finnischen Meisterschaft im Sauna baden und Last-man-standing-Koskenkorva-vodka- Championship vor, aber nichts davon stimmte.
    »Babyschwimmen!«, rief Fredrik fröhlich.
    Eine schwache Röte legte sich auf Hannus Wangen. Seiner Stimme war jedoch nichts anzumerken, als er beiläufig fragte:
    »Woher weißt du das?«
    »Man ist schließlich nicht umsonst Ermittler! Scherz beiseite, Birgitta hat vorhin angerufen. Du warst nicht da, und sie hat mich gebeten, dich daran zu erinnern, dass ihr heute Abend zum Babyschwimmen wolltet. Ich muss gestehen, dass ich das vollkommen vergessen hatte, aber jetzt richte ich dir also hiermit ihre Grüße aus. Vergiss das Babyschwimmen nicht!« Fredrik lachte.
    Der Kommissar unterbrach die Frotzelei:
    »Okay. Bringt die Adresse in Erfahrung und fahrt zu den Eltern von Schyttelius raus. Ich bin hier im Präsidium. Wahrscheinlich hören wir bald von den Zeitungen.«
     
    Irene hatte Glück. Der Pfarrer der Nachbargemeinde war zu Hause. Er hieß Jonas Burman, und seine Stimme klang angenehm. Als ihm klar wurde, worum es ging, erklärte er sich sofort bereit, sie zu begleiten, um ihnen beim Überbringen der Todesbotschaft moralischen Beistand zu leisten. Er beschrieb ihnen den Weg zu seinem Haus in Slättared. Von dort würde er ihnen dann zeigen, wie es zum Pfarrhaus von Kullahult, in dem Hauptpfarrer Schyttelius wohnte, ging.
    Sie fanden das Haus in Slättared ohne Probleme. Vor dem Tor stand eine lange Gestalt frierend im Wind. Dieser hatte in den letzten Stunden an Stärke zugenommen und Schneeregen mit sich gebracht. Die Flocken schmolzen, sobald sie auf den nassen Boden trafen. Irene bremste und hielt an. Fredrik und sie stiegen aus, um Jonas Burman zu begrüßen.
    Er war viel jünger, als seine Stimme am Telefon hätte vermuten lassen. Sein Haar war blond und blies ihm die ganze Zeit ins Gesicht. Als er Irene begrüßte, spürte sie, wie kalt seine Hand war, aber sein Handschlag war fest, und seine Finger waren schmalgliedrig und lang. Irene fühlte sich an einen Musiker erinnert. Seine blauen Augen blickten freundlich hinter einer rechteckigen, schmalen Brille hervor.
    Im Wagen informierte Fredrik den Pfarrer darüber, was Jacob Schyttelius zugestoßen war. Jonas Burman hörte ihm schweigend zu. Als Fredrik fertig war, sagte der Pfarrer:
    »Ich habe Jacob einige Male getroffen. Er ist … war … ein sehr netter Bursche. Es ist mir vollkommen unbegreiflich, wie so etwas geschehen konnte. Kann es sich um einen Raubüberfall gehandelt haben?«
    »Keine Ahnung. Wir stehen ja erst am Anfang unserer Ermittlungen. Im Augenblick haben wir noch nicht den geringsten Hinweis.
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