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Tod im Netz: Kriminalroman (Oldenburg-Krimi) (German Edition)

Tod im Netz: Kriminalroman (Oldenburg-Krimi) (German Edition)

Titel: Tod im Netz: Kriminalroman (Oldenburg-Krimi) (German Edition)
Autoren: Andreas Adlon
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alles von ihrem Privatleben preis. Drehen Sie den Laptop und das iPad des Opfers auf links.« Oberstaatsanwalt Rentz klopfte ihm auf die Schulter und grinste ihn mit einem unechten Lächeln an. »Ich freue mich auf Ihre Ergebnisse heute Abend. Ich verlasse mich auf Sie. Dann kann ich morgen gegen Mittag zur Pressekonferenz einladen.« Mit diesen Worten ließ er den Leiter der ‚Soko Schlosswald‘ allein im großen Besprechungsraum zurück.
    Paul Schweigert sah aus dem Fenster, es war kälter geworden und fing leicht an zu schneien. In einem Punkt musste er seinem übereifrigen Vorgesetzten recht geben: Bisher hatten sie wirklich noch nicht viel ermittelt. Keine Zeugen, keine Täterbeschreibung, keine DNA, kein Tatwerkzeug, kein Motiv. Ein paar Faserspuren und eine junge Frauenleiche. Aber konnte man nach so kurzer Zeit denn mehr erwarten? Anders als im Fernsehkrimi wurde ein Mord schließlich nicht in 90 Minuten aufgeklärt. Es brauchte Zeit, akribische Auswertung der Spuren und gute Ermittlungsarbeit von guten Beamten. Er hatte die Soko sorgsam zusammengestellt. Die Kollegen mochten noch zu wenig Erfahrung in einem solchen Fall haben. Aber es waren von ihm handverlesene, gute Leute, sehr gute Leute.
    So nah am z ugigen Fenster wurde ihm kalt.

 
    Kapitel 3
    Der ‚Club Leonardos‘ wurde vor langer Zeit in den USA aus guten Gründen ins Leben gerufen. Das Leitmotiv »We network – wir netzwerken« entstand lange vor dem Internetzeitalter, in einer Zeit, als die persönliche Beziehung, das sogenannte 'Vitamin B', noch zählte und sich nicht über Facebook-Freunde definierte. Mittlerweile hatte die Organisation weltweit Millionen von Mitgliedern, die sich zusammengeschlossen hatten, um Gutes zu tun, anderen Menschen zu helfen. Als Vereinsgebäude diente eine alte Villa aus der Gründerzeit gegenüber dem Schlossgarten im Herzen von Oldenburg. Mehrere unterschiedliche Dachgiebel, die an Türme erinnerten, gaben dem weißen Sandsteingebäude einen edlen Glanz.
    Die konservativen, ausschließlich männlichen Mitglieder des Vereins trafen sich regelmäßig mittwochs und samstags zu Besprechungen für die anstehenden Projekte. Ihr Präsident Kai Rentz saß im braunen ledernen Ohrensessel und hob ein Glas Merlot an. Neben ihm schwenkte sein Vize-Präsident Henning Werdemann einen Cognac Voyeur, während das heimelige Feuer im Kamin knisternde Geräusche von sich gab.
    » Wünschen die Herren heute Abend noch zu speisen?«, fragte die ausschließlich für diesen elitären Club tätige junge, schlanke Bedienung mit langen blonden Haaren und ausgeprägten weiblichen Rundungen.
    » Nein, danke, Frau Meissner, heute nicht. Bringen Sie uns bitte die Cohibas.«
    Sie nickte eifrig und verließ den Raum.
    D ie neugierigen Augen von Henning Werdemann, der ein erfolgreiches IT-Unternehmen, die Norten GmbH, seit 20 Jahren leitete, richteten sich auf den Oberstaatsanwalt.
    » Die Pressekonferenz war der Hammer. So einen Fall gab es ja schon lange nicht mehr. Wisst ihr denn schon Näheres?«
    » Du weißt doch, dass ich dir über ein laufendes Verfahren nichts sagen darf.«
    » Na, aber in welche Richtungen gehen denn eure Ermittlungen?«
    » Kein Kommentar. Lass uns lieber auf unsere erfolgreiche Wiederwahl und auf die nächsten zwei Jahre anstoßen.«
    » Na ja, komm, mein Lieber, jetzt untertreibst du aber. Selbst die Zentrale in Berlin spricht in höchsten Tönen von unserer Regionaleinheit im hohen Norden. Seit du vor zwei Jahren die Führung des Vereins übernommen hast, stieg das Vereinsvermögen so stark wie in keinem anderen Lokalverband in Deutschland.« Kai Rentz genoss die Schmeicheleien und nahm einen weiteren Schluck Wein. »Erst durch dich ist wieder Leben in den Laden gekommen, und unsere erstklassigen Kontakte reichen bis nach Hamburg in die altehrwürdige Hanse-Kaufmannschaft.«
    » Da hast du ohne Zweifel recht.«
    Die Bedienung kam mit dem Humidor und einer Zigarrenguillotine herein, öffnete sie und sah die Männer mit fragendem Blick an.
    » Danke, Frau Meissner, stellen Sie die Sachen einfach auf den Tisch, wir machen das dann schon.« Kai Rentz köpfte routiniert zwei der edlen Zigarren und gab eine seinem Vize-Präsidenten. Dieser schnippte sein goldenes Zippo und sah, wie sein Chef seine Cohiba durch kräftiges Ziehen zum Glühen brachte.
    » Mein lieber Henning, wir sollten mal wieder einen Zug durch die Gemeinde machen.«
    Der Angesprochene verdrehte die Augen, zündete sich seine eigene Zigarre
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