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Tod im Netz: Kriminalroman (Oldenburg-Krimi) (German Edition)

Tod im Netz: Kriminalroman (Oldenburg-Krimi) (German Edition)

Titel: Tod im Netz: Kriminalroman (Oldenburg-Krimi) (German Edition)
Autoren: Andreas Adlon
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hatte.
    Paul fragte sich, was passiert wäre, wenn sie ihn damals in der Bar im Taunus nicht angesprochen hätte. Sie war auf einem Seminar für Immobiliengutachten und wollte den Tag zusammen mit einer Kollegin ausklingen lassen. Er wurde häufiger von Frauen angesprochen, aber dieser freche Satz hatte selbst ihn sprachlos gemacht:
    » Sagen Sie mal, sind Sie etwa der ältere Bruder von Matthias Schweighöfer?« Als er sich verwundert umgedreht hatte, um zu sehen, wer zu dieser Stimme gehörte, legte sie gleich nach: »Der viel ältere Bruder.« Neben dieser spitzen Bemerkung schenkte sie ihm ein strahlendes Lächeln. Sie war auffallend unauffällig geschminkt, nämlich gar nicht. Ihre schönen blauen Augen sowie ihre wilden braunen Locken waren von einer natürlichen, umwerfenden Schönheit. Heftig nach Worten schnappend, hatte er schließlich doch einen ganzen Satz herausgebracht:
    » Ich habe zwar keine Ahnung, wie Sie heißen, aber egal: Was wollen Sie trinken?«
    » Wiebke und ich trinke Pina Colada.« Paul Schweigert hatte nicht angenommen, dass dieses Lächeln noch breiter und strahlender werden konnte.
    Er fand überhaupt nicht, dass er dem Schauspieler ähnlich sah, außer vielleicht wegen der blonden Lockenmähne. Hätte sie ihn damals nicht angesprochen, würde er mit Sicherheit noch in Frankfurt ermitteln und vermutlich ein mehr oder wenig glückliches Singleleben führen. Es hatte damals gar nicht zu seinem Lebensentwurf gepasst. Eine Frau, zwei Kinder, ein spießiges Häuschen auf dem Land, dazu noch in der tiefsten Provinz. Eins stand jedenfalls fest: Von seinem Gehalt hätte er sich niemals in Frankfurt oder der näheren Umgebung ein eigenes Haus leisten können. Allein die Grundstücke in der Rhein-Main-Region waren für einen Beamten im gehobenen Dienst schlicht unbezahlbar.
    Sie hätten die ga nze Nacht durchgequatscht, wenn der Wirt sie nicht um zwei Uhr nachts rausgeschmissen hätte, weil er endgültig schließen wollte. Ihr Hotel befand sich nicht so weit weg, als dass es nicht zu Fuß erreichbar gewesen wäre. Er hatte ihr angeboten, sie noch zu begleiten. Am Hoteleingang angekommen, sagten beide gleichzeitig:
    » Normalerweise mache ich so etwas…« und konnten sich vor Lachen kaum halten.
    Er ging mit ihr ins Hotelzimmer , und als sie am nächsten Morgen das Frühstückbuffet einnahmen, fielen sie beide durch ein nicht mehr aus dem Gesicht zu bekommendes Grinsen auf. Sie wussten schon damals, es würde noch viele gemeinsame Frühstücke geben, sehr viele.
    » Soll ich dir noch  das Essen warm machen, während du Tom die Geschichte vorliest?«, riss sie ihn aus seinen Gedanken.
    » Gerne, ich habe großen Hunger.«
    Während Paul den leckeren Auflauf aus Nudeln, Hackfleisch, Paprika und Tomaten im Esszimmer aß, liefen im Hintergrund die Nachrichten auf dem großen Flachbildschirm. Er drehte die Lautstärke auf, da über seinen aktuellen Fall berichtet wurde. Es wurde wild spekuliert, ob es eine Beziehungstat gewesen sei oder ob das Opfer nur rein zufällig ausgewählt worden war. Paul schüttelte nur mit dem Kopf. Bisher konnten sie sich nicht mal sicher sein, dass es sich um einen Einzeltäter handelte. In Absprache mit Oberstaatsanwalt Rentz hatte Paul auf der Pressekonferenz auch gezielt eine falsche Information verbreitet und behauptet, die junge Frau wäre mit einem Seil erdrosselt worden. Diese Taktik wurde von der Polizei in Frankfurt schon oft angewendet, um Trittbrettfahrer und Wichtigtuer, die behaupteten, die Tat begangen zu haben, frühzeitig aussortieren zu können.
    Paul Schweigert stellte das Fernsehgerät aus und kroch zu seiner Frau auf die Couch unter die flauschige weiße Wolldecke. Es war Freitagabend, und er hoffte, dass er am Wochenende genügend Zeit für seine Familie haben würde.
     
    ***
     
    Lisbeth Eicken stand auf dem schmalen Balkon und inhalierte den Rauch ihrer Zigarette. Als sie Torsten vor ein paar Tagen den Laufpass gegeben hatte, hatte sie wieder angefangen zu rauchen. Gleichmäßiger Schneefall bedeckte die Straße und den Gehweg wie Zuckerguss. Lediglich die vorbeifahrenden Autos sorgten dafür, dass keine geschlossene Schneedecke zu sehen war. Sie zog ihre eilig angezogene Daunenjacke, deren Reißverschluss noch offen war, enger zu und drückte auf die Kurzwahltaste ihres schnurlosen Telefons.
    » Ja?«
    » Sanne, ich bin‘s. Sind eigentlich alle Männer so scheiße?«
    » Süße, was ist denn los?«
    » Ach, ich weiß auch nicht…«
    » Hat
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