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Tod im Beginenhaus

Tod im Beginenhaus

Titel: Tod im Beginenhaus
Autoren: Petra Schier
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versteckte sich dort hinter einem bauchigen Krug. Adelina schrubbte ihrem Bruder den Rücken und wusch ihm die Haare mit der Seife, die sie selbst gesiedet hatte. Begeistert planschte Vitus in dem warmen Wasser und verspritzte es überall auf dem Boden. Als es Adelina schließlich gelungen war, ihren Bruder abzutrocknen und wieder anzuziehen, war dieser so erschöpft, dass er auf der Bank neben dem Ofen einschlief. Sie trug das Wasser Eimer für Eimer hinaus in die Abortgrube und wischte den Boden der Stube. Danach war es schon wieder Zeit, das Abendessen vorzubereiten. Sie buk süßes Brot und briet die dicken Grützwürste, die ihrem Vater so gut schmeckten.
    Wieder war der Medicus voll des Lobes für ihre Kochkünste. Er nahm sich zweimal einen Nachschlag.
    «Ihr werdet platzen, wenn Ihr noch mehr esst», meinte sie und beobachtete, wie er genüsslich auf den letzten Bissen herumkaute.
    «Ihr macht es einem schwer, Maß zu halten.» Anerkennend klopfte er sich auf den Bauch und lehnte sich zurück. «Wo habt Ihr nur so gut Kochen gelernt?»
    «Sie hat es sich selbst beigebracht, nicht wahr, Mädchen?» Albert freute sich sichtlich über das Lob für seine Tochter und tätschelte ihr die Hand. «Sie hat sich wunderbar um uns gekümmert, nachdem ihre liebe Mutter so früh von uns gegangen ist.» Sein Blick wurde wehmütig. «Viel zu früh. Aber wir haben uns durchgeschlagen. Adelina ist ein tapferes Mädchen. Und sie sieht ihrer Mutter so ähnlich! Das gleiche hübsche Gesicht und die gleichen wundervollen schwarzen Haare.» Albert traten Tränen in die Augenwinkel. «Ihre Mutter war eine Schönheit, das war sie. Und Lina ist es ebenfalls. Nicht wahr, Herr Medicus?»
    «Vater», Adelina spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht schoss. «Ich glaube nicht, dass der Herr Magister sich dafür interessiert.»
    «Ach was», Albert lächelte versonnen, dann beugte er sich zum Medicus vor. «Wie gefällt es Euch in Köln? Habt Ihr Euch bereits eingelebt?»
    «Es ist eine prächtige Stadt.» Burka ließ sich von Adelina Bier in seinen Becher nachschenken und nahm einen Schluck.
    «Und an Patienten wird es Euch bestimmt nicht mangeln», fügte Albert hinzu. «Die Stadt wächst täglich. Aber sagt an, was hat Euch denn überhaupt nach Köln geführt? Ihr sagtet doch, dass Ihr aus Frankreich kommt.»
    «Italien», verbesserte der Magister. «Gewisse Umstände haben mich gezwungen, das Land zu verlassen.» Er schwieg einen Augenblick, dann lächelte er. «Eure Tochter erzählte mir, dass Ihr ein eigenes Laboratorium besitzt?»
    Albert Merten nickte eifrig. «In der Tat, so ist es.»
    «Wenn es Euch nichts ausmacht, würde ich es mir gern einmal ansehen.»
    Adelina warf dem Magister einen warnenden Blick zu, doch der schien das nicht zu bemerken. Ihr Vater redete bereits begeistert auf ihn ein und beschrieb ihm das Experiment, das er gerade durchführte, um ein weißes Pulver zu gewinnen, das ihn dem Geheimnis der Transmutation wieder einen Schritt näher bringen würde. Adelina verdrehte die Augen. Neklas Burka ließ sich jedoch bereitwillig von ihrem Vater in das kleine Kellergewölbe führen, in dem dieser sein Laboratorium untergebracht hatte.
    Adelina stützte den Kopf in die Hände und seufzte. Das hatte ihr gerade noch gefehlt. Zwei vom gleichenSchlag. Sie schloss die Augen. Nie würde sie begreifen, was erwachsene Männer dazu trieb, sich stundenlang in ein muffiges Zimmer einzuschließen, Metalle zu schmelzen, Pulver zu mischen und Experimente durchzuführen, bei denen ihnen nicht selten die Zutaten mit lautem Getöse um die Ohren flogen. Und das alles, um das Geheimnis zu lüften, wie man aus niederen Metallen Gold herstellte! Dabei hatten sich an der Goldmacherei schon viel Klügere vergeblich versucht. Adelina öffnete die Augen wieder und sah ihren Bruder vor sich, der gedankenverloren seinen Zeigefinger durch eine Bierlache auf dem Tisch zog.
    «Komm, Vitus. Ich bringe dich ins Bett.»
    «Erzählst du mir wieder eine Geschichte?»
    «Ich erzähle dir auch eine Geschichte.» Ergeben ging sie hinter dem Jungen her den schmalen Gang entlang, von dem aus die Türen zu den Schlafkammern abzweigten. Zwischen ihren Beinen schlängelte sich die Katze hindurch und schoss auf das Bett zu.
    «Sollen wir Fine nicht lieber hinauslassen?» Sie streckte die Hände nach der Katze aus, doch Vitus stieß sie zurück.
    «Sie soll hier bleiben!», rief er aufgebracht. «Ich will nicht, dass sie rausgeht, weil die anderen sie doch
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