Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod eines Tenors

Tod eines Tenors

Titel: Tod eines Tenors
Autoren: Rhys Bowen
Vom Netzwerk:
ihr Gesicht mit den Händen und begann geräuschvoll zu schluchzen. »Oh Gott, ich wollte, ich wäre tot.«
    Justin ging zu ihr und legte einen Arm um sie. »Alles wird wieder gut, Chrissy«, sagte er. »Ich verspreche dir, alles wird wieder gut.«
    Evan verließ gerade das Polizeipräsidium, in dem er Christine und Justin abgeliefert hatte, als Sergeant Watkins vorfuhr.
    »Ich glaube, wir haben was«, schrie er Evan zu. »Endlich haben wir einen Beweis.« Er schwenkte einen großen, braunen Briefumschlag, als er aus dem Wagen stieg. »Ich habe gerade die Vergrößerungen vom Computerzentrum bekommen, und Sie raten nie, was darauf zum Vorschein gekommen ist.«
    Er trat unter das schützende Vordach und zog einen Stapel Fotos aus dem Umschlag. »Schauen Sie sich dieses mal an«, sagte er und reichte es Evan. Es war eine ziemlich dunkle Aufnahme der Dorfstraße, auf der Mrs. Llewellyn zu sehen war, die in Richtung der Powell-Jones'schen Einfahrt ging.
    »Ja? Und was ist damit?«, fragte Evan. »War das, als sie zu Hause ankam und uns dort vorfand?«
    »Richtig«, antwortete Watkins. »Sie sagte, sie habe ein Taxi genommen, erinnern Sie sich?«
    »Und?«
    »Auf dem Foto ist kein Taxi zu sehen. Aber sehen Sie, können Sie hier unten in der Ecke die vordere Stoßstange eines Autos erkennen?«
    Evan nickte.
    »Dank der Vergrößerung können wir das Nummernschild lesen. Es ist ein grüner Jaguar, der James Norton gehört - Mrs. Llewellyns Liebhaber.«
    Evan stieß einen Pfiff aus. »War er also doch im Dorf, zumindest gegen halb neun.«
    »Und noch etwas«, fuhr Watkins aufgeregt fort. »Ich hab mal einen Blick in die Zeugenaussagen von Leuten geworfen, die in der Pool Street waren, als Gladys überfahren wurde. Einige von ihnen erwähnen, einen grünen Jaguar gesehen zu haben.«
    »Sehr interessant«, sagte Evan. »Waren Sie heute Nachmittag bei ihm und haben ihn befragt?«
    »Habe ich, und ich kann Ihnen sagen, der Herr war ganz schön nervös. Hat geschwitzt wie ein Pferd.
    Und er hatte kein Alibi für die Zeit, als sie um vier aus dem Hotel auscheckten bis um zehn, als er zu Hause ankam.« Er grinste Evan an. »Er hat von Anfang an versucht, die ganze Sache abzuleugnen.
    Angeblich will er rein zufällig im Hotel, wo er sich geschäftlich aufhielt, über Mrs. Llewellyn gestolpert sein. Überrascht und entzückt, eine alte Freundin zu treffen - haha! Es wird sehr interessant zu hören, was er uns diesmal erzählt.«
    »Fahren Sie sofort hin?«, fragte Evan.
    »Ich zeige das hier erst dem Inspektor. Könnte mir vorstellen, dass er James Norton danach herzitieren will. Was wetten wir, dass sie es gemeinsam geplant haben - er und Mrs. Llewellyn? Ich glaube, wir haben gute Chancen, die Wahrheit aus ihm herauszukriegen. Er wird leichter zu knacken sein als Mrs. Llewellyn.« Er stieß die Tür auf. »Kommen Sie doch. Wo wollen Sie hin?«
    »Nach Hause«, sagte Evan. »Man hat mir auf die Schultern geklopft und mich wieder nach Llanfair zurückgeschickt.«
    »Ach, kommen Sie«, meinte Watkins. »Können Sie nicht eine Ausrede erfinden, um dabei zu sein, wenn wir mit denen abrechnen?«
    »Ich würde schon gerne, aber der Inspektor hat sich ziemlich klar ausgedrückt. Er hat mir für meine unschätzbare Hilfe als Chauffeur gedankt und gesagt, dass er meine Dienste nun nicht länger benötigt.«
    »Der Mann ist ein Narr«, sagte Watkins. »Er weiß ebenso gut wie ich, dass ...«
    »Lassen Sie gut sein, Sarge«, entgegnete Evan. »Er hat Recht, es geht mich nichts an. Außerdem ist heute mein freier Tag. Ich werde versuchen, noch etwas davon zu genießen.«
    »Ich ruf Sie an und erzähle Ihnen, wie es gelaufen ist«, versprach Watkins.
    Während der Heimfahrt versuchte Evan, sich nicht allzu sehr darüber zu ärgern, dass man ihn weggeschickt hatte, gerade als die Dinge interessant zu werden begannen. Er musste der Tatsache ins Auge sehen, dass er nur ein Dorfpolizist war und ihn das alles nichts anging. Allerdings wäre er liebend gerne im Verhörzimmer dabei gewesen, wenn James Norton zusammenbrach und die Wahrheit erzählte. Auch Mrs. Llewellyns Gesicht hätte er gerne gesehen, wenn man sie damit konfrontierte.
    Als er den Pass hinauffuhr, hatte es aufgehört zu regnen. Eine milchige Sonne ließ die Hecken dampfen und die Wassertropfen in der Wolle der Schafe wie Diamanten glitzern. Rinnsale tanzten auf beiden Seiten die Straße hinunter. Der kräftige, frische Duft von Pflanzen nach einem Regen drang durch die offenen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher