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Tod Eines Senators

Titel: Tod Eines Senators
Autoren: Lindsey Davis
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erwiderte er voll falscher Freundlichkeit. Selbst wenn er sich Mühe gab, blieb er verdrießlich.
    »Leute zu finden ist mein Beruf.«
    »Ah ja.«
    Ich spürte, dass er innerlich das Gewerbe verhöhnte, in dem ich tätig war. Ich ersparte mir eine gehässige Reaktion darauf, wollte die Sache hinter mich bringen. »Am rauen Ende der Ermittlungsarbeit haben wir Fähigkeiten, die Sie in der Basilica nie brauchen. Also«, drängte ich ihn, »welche meiner Fähigkeiten wollen Sie benutzen?«
    Der Großkotz antwortete, immer noch in seiner lässigen Art und mit lauter Stimme: »Haben Sie gehört, was mit Metellus passiert ist?«
    »Er ist gestorben. Ich hörte, es sei Selbstmord gewesen.«
    »Haben Sie es geglaubt?«
    »Kein Grund, daran zu zweifeln«, sagte ich – und fing sofort mit dem Zweifeln an. »Als Erbschaftskniff eine weise Entscheidung. Er befreite seine Erben von der Bürde der Entschädigung, die er Ihnen schuldig war.«
    »Offensichtlich! Und was ist Ihre Ansicht?«
    Ich ließ mir rasch eine einfallen: »Sie wollen die Todesursache in Frage stellen?«
    »Bezahlt zu werden würde mir besser gefallen, als die Metelli davonkommen zu lassen.« Mit gefalteten Händen lehnte sich Silius zurück. Ich bemerkte einen Beryllium-Siegelring mit kuppelförmig gewölbtem Schliff an der einen Hand, eine Kamee am Daumen, einen dicken Goldreif in Form einer Gürtelschließe an der anderen Hand. Sein Gürtel selbst war vier Zoll breit, schweres Leder, um eine sehr saubere Tunika aus feiner weißer Wolle mit Senatorenborten geschlungen. Die Tunika war sorgfältig gewaschen worden, die rote Farbe war nicht in das Weiß ausgelaufen. »Ich habe den Fall gewonnen, also habe ich keinen persönlichen Verlust erlitten …«, setzte er an.
    »Außer für aufgewendete Zeit und Auslagen.« Wir am rauen Ende wurden selten für Zeit und Auslagen entlohnt, und schon gar nicht mit den enormen Summen, die dieser Mann einsacken dürfte.
    Silius schnaubte. »Ach, die Bezahlung meiner Zeit kann ich vergessen. Mir geht es um die eineinviertel Millionen, die ich lieber nicht verlieren möchte.«
    Eineinviertel Millionen? Es gelang mir, keine Miene zu verziehen. »Mir war die Höhe der Entschädigung nicht bekannt.« Uns hatte er vierhundert gezahlt, einschließlich des Mietmulis, mit dem Justinus geritten war. Wir hatten die Reisekosten entsprechend der Bräuche unseres Gewerbes schon höher angesetzt, aber im Vergleich zu seinem gewaltigen warmen Regen würde unsere Bezahlung gerade für einmal Pinkeln in einer öffentlichen Latrine reichen.
    »Natürlich teile ich es mit meinem Juniorpartner«, grummelte Silius.
    »Klar.« Ich verbarg mein mieses Gefühl. Sein Juniorpartner war ein schniefender Amtsschreiber namens Honorius. Mit diesem Honorius hatte ich zu tun gehabt. Er sah wie achtzehn aus und machte den Eindruck, als hätte er noch nie eine nackte Frau gesehen. Wie viele von den eineinviertel Millionen Sesterzen würde Honorius mit nach Hause zu seiner Mama nehmen? Zu viele. Der dösige Inkompetenzling hatte geglaubt, dass unser Zeuge in Lavinium wohnte, nicht in Lanuvium, hatte versucht, uns die Bezahlung zu verweigern, und als er schließlich eine Anweisung für ihren Bankier ausstellte, hatte er meinen Namen dreimal falsch geschrieben.
    Im Gegensatz dazu hatte der Bankier sofort das Geld rausgerückt und war höflich gewesen. Bankiers sind wachsam. Er erkannte, dass jeder, der mir jetzt noch quer kam, einen sehr scharfen Speer in den Arsch bekäme.
    Ich spürte weiteres Ungemach auf einem sehr schnellen spanischen Pony über den Horizont auf mich zukommen.
    »Und warum wollten Sie sich mit mir treffen, Silius?«
    »Das ist doch wohl offensichtlich, oder?« War es, aber ich weigerte mich, ihm entgegenzukommen. »Sie arbeiten auf diesem Gebiet.« Er bemühte sich, es wie ein Kompliment klingen zu lassen. »Sie haben bereits eine Verbindung zu diesem Fall.«
    Meine Verbindung war nur eine entfernte. Dabei hätte ich es belassen sollen. Vielleicht war meine nächste Frage naiv. »Was wollen Sie also von mir?«
    »Sie sollen beweisen, dass es kein Selbstmord war.«
    »Worauf soll ich hinaus? Unfall oder Verbrechen?«
    »Ganz wie Sie wollen«, erwiderte Silius. »Ich bin da nicht pingelig, Falco. Verschaffen Sie mir nur geeignete Beweise, damit ich die restlichen Metelli vor Gericht bringen und auswringen kann.«
    Ich hatte mich auf einen Hocker an seinem Tisch plumpsen lassen. Er hatte mir keine Erfrischung angeboten (da er zweifellos
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