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Tod Eines Senators

Titel: Tod Eines Senators
Autoren: Lindsey Davis
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Negrinus ist geschieden.« Ich machte einen längeren Eintrag.
    »Also gut.« Ich hob den Blick wieder zum Verwalter. »Calpurnia Cara sorgte dafür, dass der Tod ihres Mannes formell von edlen Freunden bezeugt wurde. Ich nehme an, Sie können mir ganz zufällig die sieben Namen zur Verfügung stellen.« Er zog bereits eine Notiztafel aus der Tasche. Diese Leute waren bestens organisiert. Die Trauer hatte sie überhaupt nicht verwirrt. »Wurde die Besichtigung vor oder nachdem Ihr Herr tatsächlich …?«
    »Nachher. Direkt danach.«
    »Waren die Zeugen im Haus, als er …«
    »Nein, es wurde nach ihnen geschickt.«
    »Und macht es Ihnen etwas aus – es tut mir Leid, wenn das sehr schmerzhaft ist –, aber wie hat er …?«
    Ich erwartete das klassische Szenario: Auf dem Schlachtfeld stürzt sich ein besiegter General in sein Schwert, wozu er für gewöhnlich die Hilfe weinender Untergebener braucht, denn die Stelle zwischen zwei Rippen zu finden und dann die Kraft aufzubringen, eine Waffe nach oben zu stoßen, ist verdammt schwierig, wenn man es selber machen muss. Nero schnitt sich die Kehle mit einem Rasiermesser auf, aber angeblich versteckte er sich zu dem Zeitpunkt in einem Gartengraben, wo es keine elegante Lösung geben mochte; sich mit einem Pflanzstock aufzuspießen hätte nichts von dem Künstlerischen gehabt, nach dem er trachtete. Die traditionelle Methode im Privatleben ist ein warmes Bad, in dem man sich die Pulsadern öffnet. Diese Todesart ist zurückhaltend, entspannend und soll mehr oder weniger schmerzlos sein. (Voraussetzung ist natürlich, dass man in einem prächtigen Haus mit eigenem Bad lebt.) Für einen Senator ist dieser Ausweg aus einem Desaster die einzig zivilisierte Art.
    Aber so war es hier nicht abgelaufen.
    »Mein Herr nahm Gift«, sagte der Verwalter.

V
     
     
    Um sieben Senatoren zu verhören, brauchte ich Hilfe. Ich kehrte nach Hause zurück und ließ die Camilli kommen. Doch die mussten erst mal gefunden werden. Damit beauftragte ich meinen Neffen Gaius, einen jungen Draufgänger, der vor kurzem vom Land zurückgekehrt war, wo ihm seine schlechten Angewohnheiten ausgetrieben werden sollten. Es hatte nicht funktioniert. Er war immer noch ein Faulenzer, erklärte sich aber bereit, für seinen üblichen exorbitanten Preis mein Bote zu sein. Er trottete zum Haus des Senators, um zu fragen, wo die Jungs waren, scheuchte Aelianus bald darauf im Badehaus auf und fand dann Justinus, der mit seiner Frau beim Einkaufen war.
    Während ich auf sie wartete, stellte ich einige Berechnungen an, schrieb im Kopf eine Ode und bepflanzte ein paar Blumentöpfe neu, in denen unsere kleine Julia »Unkraut gezupft« hatte. Helena kriegte mich zu fassen. »Ich bin froh, dass du da bist. Eine Frau hat nach dir gefragt.«
    »Oh, gut!«, erwiderte ich anzüglich.
    »Eine deiner Witwen.«
    »Liebling, ich verspreche dir, mit den Witwen ist Schluss.«
    »Diese wirst du bestimmt übernehmen«, versicherte mir Helena grausam. »Ihr Name ist Ursulina Prisca, und sie ist fünfundsechzig.«
    Ich kannte Ursulina. Sie setzte mir seit langer Zeit zu, einen extrem komplizierten Streit um das Testament ihres Bruders zu übernehmen, mit dem sie sich überworfen hatte. Sie war halb verrückt. Damit hätte ich fertig werden können, denn das sind die meisten meiner Klienten. Aber sie redete wie ein Wasserfall, roch nach Katzen und trank. Eine Freundin von ihr hatte mich empfohlen. Ich hatte nie herausgefunden, wer diese Freundin war, aber ich hätte gerne mal ein strenges Wort mit ihr gesprochen.
    »Sie ist eine Landplage.«
    Helena grinste. »Ich habe ihr gesagt, du wärst entzückt, ihren Fall zu übernehmen.«
    »Für die Witwe Ursulina bin ich nicht zu sprechen. Sie hat mal versucht, mich an den Eiern zu packen.«
    »Hör auf mit deinen Ausreden.«
    Zum Glück tauchten die Jungs auf, und ich vergaß die lästige Witwe.
    Ich teilte die Selbstmordzeugen auf, zwei für jeden der Jungs, während ich drei übernahm.
    »Was sollte die Sache mit all diesen Zeugen, Falco?«, fragte Aelianus gereizt.
    »Das ist wie die Bezeugung deines Testaments, wenn du ein wichtiger Großkotz bist. Sieht gut aus. Wiegelt Fragen ab. Hält theoretisch den Forumsklatsch ab. In diesem Fall ruft es auch Erwartungen für einen saftigen Skandal hervor.«
    »Niemand wird die Bezeugung durch sieben Senatoren in Frage stellen«, spottete Helena. »Als würden Senatoren sich jemals zu einer Lüge verschwören.«
    Wir würden uns glücklich
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