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Tod aus dem Meer

Tod aus dem Meer

Titel: Tod aus dem Meer
Autoren: Sonja Planitz
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wird nicht in euren Akten auftauchen. Ich muss ja den
Schein wahren, dass hier alles ganz normal ist“, fuhr er fort. „Was ist mit der
Sportlehrerin?“, fragte Emily besorgt weiter. Der Leiter lächelte. „Kind du
hast ein gutes Herz. Aber auch um sie müsst ihr euch keine Sorgen machen. Sie
wurde zwar verletzt, auch recht schwer. Aber sie ist genau wie meine Frau und
meine Tochter eine Meerjungfrau. Dass sie sich nicht gewehrt hat, war wohl eher
Schock. Sie wird schweigen über das, was passiert ist, genauso wie wir alle
hoffe ich?“, fragte er und schaute in die Runde. Die anderen nickten.
    Ein paar Tage später schwärmten die Schüler in
die Aula, wo heute die Vorführung der kleinen Meerjungfrau stattfinden sollte.
Als alle saßen und sich der Lärm gelegt hatte, ging der Vorhang auf. Zum
Erstaunen der meisten Schüler trat Dascha in der Rolle der kleinen Meerjungfrau
auf. Kyle spielte den Prinz, und Emily hatte an Daschas stelle die Rolle der
bösen Seehexe übernommen. In der ersten Reihe saßen Kira und Koko und schauten
der Aufführung zu, abwechselnd sich gegenseitig und die anderen auf der Bühne
anlächelnd. Cindy saß ein paar Reihen weiter hinten und beobachtete statt der
Aufführung das Pendel, das sie in der Hand hielt und das hin und her schwang.
Dabei nuschelte sie leise etwas Unverständliches vor sich hin. Kira drehte sich
kurz zu ihr um und musste grinsen. Cindy hatte sich wieder in ihre Rolle als
kleiner Freak zurückbegeben und spielte diese echt gut. Cindy hatte ihnen
erklärt, dass sie diese Rolle spielte, damit der Junge, der sie eines Tages
erlösen würde, sie auch mit ihren seltsamen Eigenschaften lieben würde und sie
gewähren lassen würde, egal wie seltsam ihm ihr Verhalten erscheinen möge. Kira
und Koko hielten sich bei der Hand und beobachteten, wie sich Dascha als die
kleine Meerjungfrau in den Prinzen Kyle verliebte, der bösen Seehexe Emily ihre
Stimme verkaufte, um ein Mensch zu werden und versuchte ihren Prinzen zu erobern,
während die böse Seehexe versuchte ihr einen Strich durch die Rechnung zu
machen. Ab und an hörte Kira Schüler tuscheln, wieso der Schulschwarm Kyle mit
einem Mädchen wie Dascha zusammen wäre. Am Anfang war Dascha noch ziemlich
geknickt gewesen über dieses Gerede über sie, doch Kyle hatte ihr klargemacht,
dass all das Gerede nichts an dem ändern würde, wie es jetzt war. Weil, wie
sich ja grade erst gezeigt hatte, die Liebe tatsächlich die größte Macht auf
der Erde ist. Kira schaute sich noch mal in den Zuschauerreihen um und sah ganz
hinten in einer Ecke im Schatten eines Vorhangs den Leiter stehen, neben ihm
Lilith und die Sportlehrerin. Dann kam endlich das, auf was sie so brennend
gewartet hatte, das Finale des Stückes. Der Prinz vernichtete die böse Seehexe,
schloss seine Prinzessin in die Arme und küsste sie unter dann doch donnerndem
Applaus.
    Als sich die Schüler zurück in die Wohnhäuser
begeben hatten, traten auch der Leiter und seine Frau aus der Aula hinaus. Es
war bereits dunkel, der Mond tauchte das Gelände in sein fahles Licht. Die
Nacht war klar wie immer, die Sterne leuchteten am Himmel. Langsam schlenderten
sie zum Strand. Dort blieben sie stehen und schauten übers Meer, den Strand,
das alte Schiffswrack, ihr Haus auf der Klippe und dann zurück zum Internat.
„Es ist schön, dass wieder Ruhe eingekehrt ist“, sagte Lilith. Ihr Mann nickte.
„Die Toten können wir nicht zurückholen, aber dank dieser Mädchen - und unserer
Tochter - konnten noch mehr Opfer vermieden werden. Es tut mir sogar inzwischen
leid, dass ich versucht habe, sie aufzuhalten. Diese mutigen Kinder, von ihnen
bräuchte die Welt mehr“, stimmte er ihr zu. Sie standen noch eine Weile da und
schauten auf das Meer hinaus, dann gingen sie langsam hoch zu ihrem Haus.
Lilith schloss die Tür auf, ihr Mann ging hinein. Sie schaute noch einmal
zurück zum Strand und hielt kurz inne. Dort stand eine Frau, die vorhin nicht
dort gewesen war, und schaute aufs Meer hinaus wie sie und ihr Mann zuvor. Die
Frau war groß, trug ein langes mittelalterlich wirkendes Kleid mit Schleifen
und Rüschen, ihre langen braunen Locken wehten sanft im Wind. „Stimmt, dich
hatte ich ganz vergessen“, flüsterte Lilith vor sich hin. Dann seufzte sie
einmal tief. „Weißt du, ich hoffe, es bleibt eine Weile ruhig. Wir wissen ja
nie wer, wann oder was ...“ „Als Nächstes kommt“ sprach ihr Mann ihren Satz zu
Ende. Dann trat sie ein und schloss leise die
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