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Tod auf der Themse

Tod auf der Themse

Titel: Tod auf der Themse
Autoren: Paul Harding
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Gottes«
     sehnte, bevor er nach Hause hastete, um mit seinen Zwillingen zu spielen
     und seine Frau, die gesegnete Lady Maude, zu necken.
    »Nun?« knurrte
     Cranston.
    »Einmal ist die Milch
     sauer geworden.«
    »Und?« drängte
     Cranston mit zusammengebissenen Zähnen.
    »Ein andermal bin ich
     von einem Schemel gefallen.«
    »Ein Wunder, daß
     du einen gefunden hast, der dein Gewicht trägt«, bemerkte
     Cranston bei sich.
    Osbert hob den Kopf, und sein
     Gesicht war eine Maske der Besorgnis.
    »Mylord Coroner, das
     letzte habe ich nicht mitgekriegt.«
    »Du wirst gleich was
     ganz anderes mitkriegen, wenn du nicht das Maul hältst!«
     grollte Cranston. »Mir reicht es jetzt!« Er schlug mit der
     Faust auf den Tisch und wandte sich an Eleanor Raggleweed. »Was hast
     du zu deiner Verteidigung vorzubringen?«
    »Sir John, ich bin
     unschuldig.«
    Cranston schaute wütend
     auf die Kröte. »Gehört diese Kreatur dir?«
    »Ja, Mylord Coroner«,
     quiekte sie.
    »Und war sie auf dem
     Grund und Boden der Frogmores?«
    »Ja, Mylord Coroner.«
    Cranston funkelte die Kröte
     an. »Sie hat sich also unbefugtes Betreten zuschulden kommen lassen?«
    »Ja, Mylord Coroner.«
    »Warum hältst du
     sie?«
    »Mein Gatte war ein
     sanfter Mann. Er fand sie, als sie klein war, und wir haben sie immer
     behalten.« Mistress Raggleweeds müdes Gesicht lächelte
     gezwungen. »Ich lebe allein, Sir. Sie ist alles, was ich habe. Sie
     ist ein freundliches Wesen.«
    Cranston funkelte sie unter
     seinen buschigen, weißen Brauen an.
    »Laßt sie sich
     doch ausziehen!« fuhr Mistress Frogmore dazwischen. »Laßt
     uns nach den Hexenmalen suchen! Nach den zusätzlichen Zitzen, mit
     denen sie ihren Familiaris säugt!«
    Cranston ließ seine
     schwere Faust auf den Tisch niederfahren.
    »Ruhe!« brüllte
     er.
    »Sie ist eine Hexe!«
     beharrte Alice Frogmore.
    »Zwei Penny Strafe
     wegen Mißachtung des Gerichts!« schrie Cranston.
    »Aber, Mylord Coroner…«
    »Nochmal zwei Penny
     Strafe wegen Mißachtung des Gerichts!« donnerte Cranston.
    Er sah, daß die Büttel
     an der Tür sich vor Lachen schüttelten. Er holte seinen
     Weinschlauch hervor, nahm einen ordentlichen Schluck, drückte den
     Stopfen wieder hinein und hängte den Schlauch an den Haken seitlich
     des Tisches. Dann starrte er Eleanor Raggleweed an.
    »Bist du eine Hexe?«
    »Mylord Coroner, ich
     bin eine ehrbare Witwe. Ihr könnt Pater Lawrence fragen.« Die
     Frau drehte sich um und deutete auf den weißhaarigen Priester, der
     bei den Bütteln stand. »Ich gehe regelmäßig zur
     Kirche, sonntags und noch dreimal in der Woche.«
    Der sanft blickende Priester
     nickte bei diesen Worten.
    »Und warum erheben die
     Frogmores solche Vorwürfe?« wollte Cranston wissen.
    »Weil sie mir immer
     schon das Besitzrecht auf ein kleines Stück Land hinter meinem Haus
     streitig machen. Meinen Mann haben sie mit Streit und Zank in ein frühes
     Grab gebracht.« Die Stimme der Frau senkte sich zu einem Murmeln.
     »Ich habe Angst, daß sie Thomas töten werden.«
    »Wer zum Teufel ist
     Thomas?« fragte Cranston.
    »Die Kröte, Mylord
     Coroner.«
    Plötzlich verlagerte das
     kleine, gelb-grüne Ungeheuer im Käfig seinen fetten,
     aufgeschwollenen Körper und gab ein äußerst machtvolles
     Quaken von sich. Osberts Kopf sank auf die Tischplatte; er bebte vor
     Lachen so sehr, daß er nicht mehr schreiben konnte. Mistress
     Frogmore machte einen Satz nach vorn.
    »Seht Ihr? Die Kröte
     spricht mit ihr!«
    »Einen Silbergroschen
     Strafe!« brüllte Cranston.
    Er wischte sich den Schweiß
     von der Stirn und dankte Gott im stillen dafür, daß Bruder
     Athelstan, sein Privatsekretär, nicht anwesend war, um dieses Theater
     mitanzusehen, sondern wohlbehalten in seiner Pfarrkirche St. Erconwald auf
     der anderen Seite des Flusses in Southwark saß. Athelstan wäre
     inzwischen sicher zusammengebrochen und läge, sich vor Lachen
     windend, am Boden. Cranston funkelte die Kröte an; sie hatte ihn
     anscheinend liebgewonnen, denn sie hüpfte vorwärts und quakte
     ihn laut an, als wäre er ein Bekannter.
    »Jetzt reicht es aber«,
     brummte Cranston. »Osbert, wenn du nicht gleich gerade sitzt, zahlst
     du einen Nobel Strafe und wanderst für eine Woche ins Fleet-Gefängnis.«
    Der Schreiber biß sich
     auf die Lippen, um ernst zu bleiben, und griff nach seinem Federkiel.
     Cranston schnippte mit den Fingern, winkte den Priester nach vorn und
     deutete auf die große Bibel,
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