Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod auf der Koppel

Tod auf der Koppel

Titel: Tod auf der Koppel
Autoren: Mary Scott - Joyce West
Vom Netzwerk:
mußte in die Klinik, ich habe sie gerade hingebracht. Es sei alles in Ordnung, hat man nur versichert. Du weißt ja, wie diese Krankenschwestern einen beschwatzen.«
    »Aber sie verstehen ihr Geschäft. Ich an deiner Stelle würde mir keine Sorgen machen.«
    Jetzt mußte Jim unbedingt das Problem loswerden, das ihn plagte. Unvermittelt fragte er: »Simon, wozu braucht Lord Wasserstoffsuperoxyd in seinem Stall?«
    Simon war überrascht. Zweifelnd sah er seinen Freund an. War Jim vielleicht etwas durcheinander, weil Annabel ein Kind bekam? »Ich weiß nicht«, sagte er. Um Jim mit einem Witz auf andere Gedanken zu bringen, setzte er hinzu: »Aber wenn du wegen Saras Haarfarbe einen Verdacht hast, dann kannst du ganz beruhigt sein. Sie ist eine echte Blondine.«
    Doch Jim war nicht zum Lachen zumute. »Man kann Haare weiß färben, wenn man das Wasserstoffsuperoxyd lange genug einwirken läßt. Und was bei Menschen möglich ist, kann auch bei einem Pferd gehen.« Er packte Simon am Arm und sagte: »Komm mit! Wir müssen uns das Pferd ganz genau ansehen.«
    »Fatal Lady? Sie hat nicht ein einziges weißes Haar. Aus irgendeinem Grund war mein Onkel darauf besonders stolz.«
    »Kein einziges weißes Haar!« In Jims Kopf machte es klick, und ein Mechanismus rastete an der richtigen Stelle ein. Zwei braune Pferde, die sich nur dadurch unterschieden, daß das eine weiße Fesseln hatte! Er rannte zu dem Pferd, das friedlich auf der Koppel graste. Simon folgte ihm zögernd. Das Pferd nahm nicht die geringste Notiz von ihnen. Es wirkte so träge, schläfrig und temperamentlos, wie Fatal Lady nie gewesen war.
    Jim ging langsam näher, die Stute lief nicht fort. »Komm her, mein Engel. Ja, bist schon brav! Wir wollen dich nur einmal ansehen!« Er klopfte ihr freundlich den Hals. Mit einer ruhigen Bewegung wendete sie den Kopf nach ihm. Jim sah ihr lange in die Augen. Dann straffte sich seine Gestalt. »Irgend etwas stimmt da nicht«, meinte er zu Simon. »Irgend etwas ist anders. Diese Augen... In der Sattelkammer war ich dicht neben ihr. Irgend etwas stimmt mit dem Kopf nicht.«
    Simon zuckte die Schultern. »Meinst du? Ich kann nichts feststellen; aber ich kenne mich mit Pferden nicht so aus wie du. Auf jeden Fall ist sie nicht nervös.«
    »Das meine ich nicht«, erwiderte Jim nachdenklich. »Ich meine... Ich kann dir das nicht erklären, aber du kannst dich darauf verlassen, Simon: Es ist nicht Fatal Lady.«
    Als ob es beleidigt wäre, entfernte sich das Pferd langsam und begann wieder zu grasen.
    »Sei nicht dumm, Jim«, sagte Simon energisch. »Selbstverständlich ist das Fatal Lady. Seit mein Onkel tot ist, ist niemand bei ihr gewesen. Worauf willst du bloß hinaus?«
    »Ich weiß es selbst nicht«, erwiderte Jim verwirrt. »Aber ich erkenne ein Pferd wie Fatal Lady wieder, wenn ich es sehe. Lords Stute... Seit ich sie an jenem Morgen habe galoppieren sehen, hat mich das Bild nicht mehr losgelassen. Sie hat mich an etwas erinnert, was ich schon einmal gesehen habe. Dieser eigenartig weiche Gang. Ich kann es nur nicht richtig beschreiben. Aber dieses Pferd hier... Simon, das ist nicht Fatal Lady. Irgend etwas stimmt mit dem Kopf nicht. Die Ohren sind anders.«
    »Aber zum Teufel, wo sollte sie denn stecken? Und was ist dann das hier für ein Pferd?«
    »Warte! Laß mich nachdenken! Diese Flasche mit Wasserstoffsuperoxyd... Die weißen Fesseln von Lords Stute. Wenn die nicht wären, könnte es Fatal Lady sein. Ja, das ist es! Und dann: Warum macht Lord ein solches Geheimnis daraus? Warum hat er sich so aufgeregt, als die Leute sein Pferd etwas näher in Augenschein genommen haben? Warum pflegt er sie selbst? War er nicht schon immer hinter Fatal Lady her?«
    »Er hat nie etwas davon verlauten lassen. Er hat mir auch kein Angebot gemacht. Ich hätte sie ihm freilich auch nicht verkauft.«
    »Er hat dir auch kein Angebot zu machen brauchen — er hatte sie ja schon! Verstehst du denn nicht, Simon? Während der Abwesenheit deines Onkels hat er die beiden Pferde vertauscht. Bestimmt, er wollte Fatal Lady schon längst haben! Ich sehe noch ganz deutlich sein Gesicht vor mir, wie er deinen Onkel anstarrte, als sie den Großen Preis gewann. Er hat mir damals richtig leid getan. Er ist ein Pferdenarr. Aber er hat seine Eifersucht, seinen Neid, seinen Wunsch, Fatal Lady zu besitzen, immer geheimgehalten. Irgendwo hat er dann Mermaid entdeckt, und die Ähnlichkeit hat ihn fasziniert. Er hat sie gekauft und auf seine Chance
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher