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Tod an der Förde

Tod an der Förde

Titel: Tod an der Förde
Autoren: H Nygaard
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mit Schwung ins
Zimmer trat. Der Oberkommissar konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. Das
Erste, was er in der himmelblauen Wäsche sah, war das blanke Hinterteil des
Bordellbesitzers und darunter zwei strampelnde Beine.
    »Ziehen Sie sich an«, herrschte Horstmann den
verdutzten Mann an. »Und Sie auch«, erklärte er dem blutjungen Mädchen, das ihn
mit großen Augen erschrocken ansah und die Situation nicht zuordnen konnte.
    Horstmann schaffte es, ihren Schrecken noch zu
steigern, indem er der jungen Frau erklärte: »Polizei. Wir nehmen Sie jetzt
mit.«
    Mit routiniertem Griff untersuchte er rasch die
achtlos verstreuten Kleidungsgegenstände der beiden. »Sie werden uns jetzt auf
die Wache folgen«, erklärte er dem Österreicher. »Sie haben uns gestern belogen
und in der Mordsache Hernandez irregeführt. Wir haben den Verdacht, dass Sie
möglicherweise eine Straftat decken, wenn Sie nicht sogar selbst daran beteiligt
waren.«
    Der Bordellbesitzer unternahm gar nicht erst den
Versuch zu protestieren.
    »Sind Handschellen erforderlich?«, drohte Küster.
    Energisch schüttelte Hinterbichler den Kopf. »Bitte
nicht. Wenn Sie mich hier mit Handfesseln herausführen, ist mein Geschäft
ruiniert. Ich verspreche, mich korrekt zu verhalten.«
    Diese Zusage hielt er ein, bis sie ihn in der
Dienststelle ablieferten.
    Die Kieler Kripo verfügt über den Luxus eines eigenen
Verhörraums. Mit diesem Extra sind nicht alle Polizeidienststellen des Landes
ausgestattet.
    Hinterbichler saß an dem schlichten Tisch. Ihm
gegenüber hatten Hauptkommissar Vollmers und Oberkommissar Horstmann Platz
genommen. Lüder wollte sich selbst ein Bild vom Verdächtigen machen und hatte
sich etwas abseits gesetzt. Jetzt beobachtete er den Bordellbesitzer, der auf
anwaltlichen Beistand verzichtet hatte. Hinterbichler nagte nervös an seiner
Unterlippe. Seine Finger waren unentwegt damit beschäftigt, sich ineinander zu
verkeilen und dieses Knäuel wieder aufzulösen.
    »Sie haben uns gestern die Unwahrheit gesagt, als wir
Sie nach dem Mann befragten, der fast direkt vor Ihrer Haustür ermordet wurde.«
    Mit unstetem Blick sah Hinterbichler zu Vollmers, wich
dann zu Horstmann aus, um zum Hauptkommissar zurückzukehren.
    »Ich … ich …«, stammelte er.
    »Was ist mit ich? «, fuhr ihn Horstmann barsch
an.
    Lüder registrierte, dass die beiden Beamten der
Mordkommission ein eingespieltes Team waren. Sie ergänzten sich in
hervorragender Weise.
    »Ich war in Sorge. Das Geschäft läuft eher schleppend.
Und da ist ein guter Ruf besonders wichtig«, kam es zögernd über die Lippen des
Zuhälters.
    »Das ist Ihnen so wichtig, dass Sie uns in die Irre
leiten? Hätten Sie uns gestern die Wahrheit gesagt, wäre nicht kostbare Zeit
vergangen. Im Moment gehen wir davon aus, dass Sie am Mord direkt oder indirekt
beteiligt waren.« Vollmers’ Worte trafen den Mann wie Peitschenhiebe. Er zuckte
zusammen und zog die Schultern ein, als wolle er sich wie eine Schnecke in sich
selbst zurückziehen.
    Offenbar saß Ihnen keiner der hartgesottenen Vertreter
des Rotlichtmilieus gegenüber, sondern ein vielleicht sogar cleverer Bursche,
der in diesem Geschäft eine Marktlücke gefunden hatte. Den Schilderungen der
Beamten nach, die das Etablissement gestern und heute aufgesucht hatten, hob es
sich deutlich von billigen Absteigen und der leicht anrüchigen Szene ab, die
sich in Kiel schwerpunktmäßig am Wall konzentrierten.
    »Glauben Sie mir, dass dieses Geschäft einfacher
aussieht, als es ist. Mein Onkel hat sich damals in die Hamburger Szene
eingearbeitet.«
    »Das klingt harmlos für die Verdrängung der
einheimischen Zuhälter durch die Ösis«, unkte Horstmann. »Vielen ist dieser
Vorgang noch als St.-Pauli-Krieg ein Begriff.«
    Hinterbichler zuckte mit den Schultern. »Das war vor
meiner Zeit. Dafür bin ich genauso wenig verantwortlich wie Ihre Generation für
den Holocaust.«
    Vollmers schlug mit der Faust auf den Tisch, dass alle
zusammenfuhren. Selbst Lüder schreckte auf.
    »Solche Sprüche wollen wir hier nicht hören. Ist das
klar?« Die Schläfen des Hauptkommissars waren vor Zorn angeschwollen.
    Hinterbichler war bleich geworden. Ein feiner
Schweißfilm schimmerte auf seinem Gesicht.
    »Ich bitte die Herren um Entschuldigung«, wimmerte er.
»Das war eine törichte Bemerkung. Ich wollte damit doch nur ausdrücken, dass
sich in unserer Branche jetzt die Russen und Albaner breitgemacht haben. Sie
glauben nicht, mit welchen Methoden die
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