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Tochter der Schatten - Vara, M: Tochter der Schatten

Tochter der Schatten - Vara, M: Tochter der Schatten

Titel: Tochter der Schatten - Vara, M: Tochter der Schatten
Autoren: Mona Vara
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betrachtete. Gefühllos? Wie immer hatte sie eher das Gefühl, es bewege sich eine ganze Menge unter seiner gleichmütigen Fassade.
    Levana setzte sich näher zu Gabriella, eine leichte Röte auf den Wangen. »So etwas habe ich mir immer gewünscht. Eine Freundin. Gespräche von Frau zu Frau. Ich bin eine der Letzten, die geboren wurden, ehe das Land und das Volk völlig unfruchtbar waren. Die anderen sind alle viel älter als ich.« Sie musterte Gabriella neugierig. »Das ist bei dir daheim wohl anders?«
    »Im Grunde hatte ich auch nicht viele Freundinnen, oder keine, denen ich Geheimnisse anvertraut hätte. Bis auf eine.« Gabriella dachte an Rita. Nicht zum ersten Mal, seit sie hier war, und der Wunsch, ihre Freundin zu sehen, wurde immer stärker. Sie machte sich gewiss Sorgen. Und dann musste sie von Markus erfahren. Aber alles zu seiner Zeit. Sie räusperte sich. »Es geht um … äh … ich frage mich, wie …« Und dann platzte sie heraus: »Was kann ich tun, damit Darran mit mir schläft?« So viel zu ihren diplomatischen Fähigkeiten. Ihr Gesicht wurde schlagartig glühend heiß. »Er … weicht mir seit Tagen aus.« Hatte sie nicht einmal mehr geküsst.
    Levana staunte sie minutenlang an. »Nicht? Ohhh … aber ich dachte … Vielleicht ist es wegen des Bundes?«
    »Der Bund mit den Nebeln?« Gabriella riss die Augen auf. »Soll das heißen, ich bin jetzt so was wie eine vestalische Jungfrau?«
    »Ich weiß nicht, was das ist«, erwiderte Levana, »aber wenn es bedeutet, dass er dich deshalb nicht berühren darf, so stimmt es nicht.« Sie machte eine wegwerfende Geste. »Du könntest so viele Liebhaber haben, wie du wolltest, das wäre gleichgültig. Und er so viele Geliebte, wie er ertragen kann. Aber ich glaube, er wartet darauf, dass du mit ihm die Vereinigung am magischen Kraftort unserer Ahnen vollziehst.« Sie nickte lebhaft, als Gabriella fragend die Augenbrauen hochzog. »Wenn ich es richtig verstanden habe, dann habt ihr auch so etwas in eurem Land. Man nennt es …«, sie zog die Stirn kraus, »Vermählung oder so.«
    Gabriella ließ sich das im Kopf herumgehen. Schließlich sagte sie: »Aber was ist, wenn er mich gar nicht heiraten will?«
    Levana tätschelte ihr mit einem mütterlichen Ausdruck den Arm. »Und ob er will, vertrau mir.«
    »Und weshalb sagt er es dann nicht?«
    »Weil er dir die Wahl lässt! Das ist hier so Tradition! Du bist diejenige, die den ersten Schritt tut, nicht umgekehrt!«
    Offenbar waren die Frauen in dieser Beziehung hier emanzipierter als daheim. Gabriella biss auf ihrer Unterlippe herum, dort, wo Darran in ihrer ersten Nacht ebenfalls gern geknabbert hatte. Der Gedanke daran ließ sie leicht erröten. Sie war sich bisher nicht altmodisch vorgekommen, aber Darran einen Heiratsantrag machen? Sie war schließlich nicht die Königin von England.
    »Das ist doch nicht so schwierig«, redete Levana ihr gut zu. »Du musst ihn doch einfach nur verführen. Fertig.« Ihr Lächeln hatte etwas Katzenhaftes.
    Unwillkürlich glitt Gabriellas Blick an ihr vorbei zu Alderan, der wie immer gleichmütig in die Luft schaute. In diesem Moment jedoch, als spürte er ihren Blick, sah er ihr in die Augen. Ein kaum merkliches Lächeln, ein Kopfnicken. Er fand die Idee also auch gut. Gabriella konnte sich langsam ebenfalls dafür erwärmen.
    »Vermutlich denkt mein Bruder sogar, du lässt ihn absichtlich zappeln«, fuhr Levana fort.
    Sollte ich eigentlich, dachte Gabriella rachsüchtig. »Er kann schließlich nicht annehmen, dass ich eure Traditionen so gut kenne, oder?«, fragte sie laut.
    Levana zuckte mit den Schultern. »Männer«, sagte sie von oben herab. »Neunundneunzig Teile Körper, ein Teil Verstand.«
    Gabriella sah zu Alderan hinüber, der verdrehte die Augen. Sie verbiss sich ein Grinsen.
    »Das habe ich gesehen«, rief Levana empört.
    Alderan sah mit unschuldigem Blick in die Luft.
    ***
    Darran schritt zügig durch den ehemaligen Park seiner Mutter. Gabriella hatte ihn durch einen Diener zu sich bitten lassen, und obwohl er ihr in den vergangenen Tagen ausgewichen war, hatte er es nun sehr eilig. Sie erwartete ihn bei seinem Ahnentempel, und das konnte nur eines bedeuten: Sie wollte sich dauerhaft an ihn binden.
    Als er den Tempel erreichte, blieb er stehen, um das reizvolle Bild aufzunehmen. Tatsächlich, alles war vorbereitet. Gabriella hatte Leuchtsteine um den Pavillon drapiert, die ein warmes Licht abgaben und die Kälte des nächtlichen Windes abhielten, und sie
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