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Tochter der Schatten - Vara, M: Tochter der Schatten

Tochter der Schatten - Vara, M: Tochter der Schatten

Titel: Tochter der Schatten - Vara, M: Tochter der Schatten
Autoren: Mona Vara
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geschehen.« Er sprach nicht nur zu Gabriella oder Tabor, sondern in die Runde. »Etwas hat sich verändert, seit Gabriella Bramante, seine Tochter, in unsere Welt gekommen ist. Und sie selbst trat in die Nebel und kehrte wieder zurück. So wie es in alten Zeiten war, an die sich nur die wenigsten von uns erinnern können.«
    Ein leises Gemurmel hob abermals an, das zunehmend lauter wurde und verstummte, als Alderan mit seiner dunklen Stimme weitersprach. »Aber das ist nicht alles.« Er machte eine kleine Pause, um seinen nachfolgenden Worten mehr Gewicht zu verleihen. »Ihre Ahnen haben sie erkannt.«
    Alle, Gabriella eingeschlossen, sahen ihn mit großen Augen an. »Ich war bei ihrer Ahnentafel.« Er lächelte zu Gabriella herüber, was Levana erstaunt die Augenbrauen hochziehen ließ. »Das Bildnis von Gabriella Bramante, Strabos Tochter, hat sich geformt.«
    »Die Nebel«, sagte Gabriella unbehaglich, weil jeder sie anstarrte, »haben zu mir gesprochen. Sie wollen den Bund fortführen.«
    In der nachfolgenden Stille war nichts zu hören als das stetige Flüstern des Windes, der kleine Sandkörnchen über den Boden trieb und in den Ecken zu winzigen Wirbelstürmen formte. Gabriella sah jedoch, dass sich der Kreis um sie herum veränderte. Die feindseligen Blicke wichen Neugier. Verwunderung, sogar Zustimmung strahlte ihr entgegen.
    Und da sagte Alderan etwas, das sie beinahe um ihre Fassung brachte. »Es war nicht nur Gabriella Bramantes Bild zu sehen. Es sind noch zwei weitere Bildnisse erschienen, unmittelbar unter ihrem. Strabos weitere Blutlinie. Allerdings«, schränkte er mit einem ernsthaften Blick auf Gabriella ein, »sind sie noch nicht ausgereift.«
    Gabriella starrte ihn mit offenem Mund an, dann wandte sie sich an Darran. »Und was heißt das wieder?«
    Darrans Gesichtsausdruck war völlig leer, aber langsam breitete sich ein ungläubiges Lächeln auf seinem Gesicht aus, das zu einem breiten Grinsen wurde. »Nachkommen, meine Liebste. Unsere Nachkom-men!«
    »Unsinn!«, wetterte Tabor.
    »Du magst hingehen und dich davon überzeugen«, sagte Alderan mit schneidender Stimme.
    »Unmöglich!«, rief ein alter Mann, der mit einer Gruppe schwer Bewaffneter dazugetreten war, aber es klang nicht aggressiv. »Seit Jahrhunderten sind unsere Lenden unfruchtbar.«
    »So wie der Boden unfruchtbar wurde, das ganze Land, seit uns die Magie entzogen wurde, weil wir nur Unheil damit bewirkten«, setzte eine wohlklingende Stimme hinzu. Alle drehten sich nach ihr um.
    Eine Frau stand im Eingang der Halle. Die Männer machten ihr ehrerbietig Platz, als sie näher schritt. Gabriella hielt sie zuerst für eine alte Frau, weil ihr Haar weiß war, aber dann blickte sie in ein altersloses Gesicht, und als sie vor ihr stehen blieb, sah sie, dass das Haar nicht weiß war, sondern silbern. Es reichte ihr bis weit über die Hüften.
    Alderan verneigte sich tief vor ihr. Die Frau hob die Hand und streichelte ihm mit einem zärtlichen Lächeln über die Wange.
    »Alderans Mutter«, flüsterte Levana in Gabriellas Ohr. »Sie hat all die Jahre in den Felsenbergen gelebt, weit weg von uns. Dass sie jetzt zurückkommt, ist ein Zeichen, dass sich wirklich etwas verändert. Man sagt«, sie senkte ihre Stimme noch mehr, »sie wäre außer Strabo die Einzige, die noch Kontakt zu den Nebeln hatte. Das sieht man auch an ihrem Haar. Es ist silberweiß. Wie Strabos und wie …«, sie schluckte, »deines jetzt.«
    Gabriella zuckte zusammen. Sie griff in ihr Haar und zog eine Strähne vor die Augen. Tatsächlich vollkommen weiß. Darran hatte recht gehabt. Das Land tötete sie, ließ sie schneller altern, und die Nebel hatten vermutlich ein Übriges getan. Und doch hatte sie sich noch nie so jung gefühlt. So voller Energie, auch wenn die Ereignisse eine traurige Müdigkeit in ihr Herz gelegt hatten, die lange nicht vergehen würde.
    Alderans Mutter lächelte Gabriella an. »Sie war bei den Nebeln, und diese haben ihre Magie erkannt und sie akzeptiert.« Sie trat zu Gabriella, nahm ihre Hände und drückte sie sanft. »Strabo folgte dem Rat seiner Ahnen, als er in die Welt deiner Mutter ging, um neues Leben zu finden. Er beriet sich auch mit mir. Und der Rat war gut, denn du stehst hier vor mir, eine neue Hoffnung für unsere Welt.«
    Darran legte die Hand auf Gabriellas Rücken, und bevor sie ihn zurückhalten konnte, sagte er mit weithin tragender Stimme: »Ich bestätige den Anspruch von Gabriella Bramante, Strabos Tochter, die
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