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Tochter der Finsternis: Die Chroniken des Magnus Bane (04) (German Edition)

Tochter der Finsternis: Die Chroniken des Magnus Bane (04) (German Edition)

Titel: Tochter der Finsternis: Die Chroniken des Magnus Bane (04) (German Edition)
Autoren: Cassandra Clare
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auf ihrem Hut trug.«
    »Mir ist bereits aufgefallen, dass er gerne um sich schießt«, bemerkte Magnus diplomatisch. »Ja.«
    Will seufzte. »Der Engel gebe mir die Geduld, ihn nicht zu erwürgen, und die Weisheit, ihm endlich etwas Verstand in sein verkorkstes Gehirn einzubläuen.«
    »Ich frage mich ja, von wem er das hat«, antwortete Magnus vielsagend.
    »Das ist nicht dasselbe«, widersprach Tessa. »Als Will in Jamies Alter war, hat er versucht, alle zu vertreiben, die er liebte. Jamie ist uns gegenüber so lieb wie immer. Und auch gegenüber Lucie und seinem Parabatai. Was er zerstören will, ist er selbst.«
    »Aber dafür gibt es nicht den geringsten Grund«, warf Will ein und schlug mit der geballten Faust auf die Armlehne seines Sessels. »Ich kenne meinen Sohn. Er würde sich nicht so aufführen, wenn er nicht glaubte, er hätte keine andere Wahl. Wenn er nicht versuchte, auf diese Weise irgendein Ziel zu erreichen. Oder sich selbst zu bestrafen, weil er meint, er hätte irgendeinen Fehler begangen …«
    Ihr habt nach mir gerufen? Hier bin ich.
    Magnus sah auf und erblickte Bruder Zachariah auf der Türschwelle. Er war mager, hatte aber die Kapuze seiner Robe abgenommen, sodass man sein Gesicht sehen konnte. Die Stillen Brüder zeigen nur selten ihre Gesichter, da sie wussten, wie die meisten Schattenjäger auf ihre Narben und Entstellungen reagierten. Dass Jem Will und Tessa so gegenübertrat, war ein Zeichen des Vertrauens.
    Jem war immer noch Jem – wie Tessa war auch er nicht gealtert. Die Stillen Brüder waren zwar nicht unsterblich, aber sie alterten unglaublich langsam. Die mächtigen Runen, die ihnen zu ihrem umfangreichen Wissen verhalfen und ihnen erlaubten, mittels ihrer Gedanken zu kommunizieren, verlangsamten auch ihren Alterungsprozess und verwandelten die Brüder in wandelnde Statuen. Jems Hände ragten bleich und mager aus den Ärmeln seiner Robe hervor. Nach all der Zeit waren es immer noch die Hände eines Musikers. Sein Gesicht sah aus wie aus Marmor gemeißelt, seine Augen wie zwei vergitterte Halbmonde. Auf seinen Wangenknochen prangten unübersehbar die dunklen Runen der Brüder. Sein Haar hing in Wellen um seine Schläfen, dunkel, aber mit silbernen Einsprengseln.
    Bei seinem Anblick überkam Magnus eine große Traurigkeit. Es war menschlich, älter zu werden und irgendwann zu sterben. Jem war dieses menschliche Attribut nun verwehrt, er war von diesem Licht, das so hell und doch nur so kurz brannte, ausgeschlossen. Es war kalt fernab dieses Lichts und Feuers. Niemand wusste das besser als Magnus.
    Als er Magnus entdeckte, neigte Jem den Kopf. Magnus Bane. Ich wusste nicht, dass Sie hier sind.
    »Ich …«, setzte Magnus an, aber Will war bereits aufgestanden und ging auf Jem zu. Bei Jems Eintreten hatte sich seine Miene deutlich aufgehellt und Magnus konnte spüren, wie sich Jems Aufmerksamkeit von ihm weg auf Will verlagerte. Die beiden Jungen waren so verschieden gewesen und hatten doch oft eine so vollkommene Einheit gebildet, dass es für Magnus nun seltsam war zu sehen, dass Will sich wie alle Menschen verändert hatte, während Jem dies verwehrt geblieben war. Sie hatten sich beide in unterschiedliche Richtungen entwickelt, in die der jeweils andere nicht folgen konnte. Er konnte sich vorstellen, dass das für sie noch viel seltsamer sein musste.
    Und doch erinnerten die beiden Magnus bis heute an den roten Faden des Schicksals aus einer alten chinesischen Legende, von der ihm jemand erzählt hatte: Manche Leute waren mit einem unsichtbaren roten Faden verbunden, der niemals zerriss, egal wie sehr man auch daran zog und zerrte.
    Die Stillen Brüder bewegten sich so, wie man es von Statuen erwarten würde – wenn diese sich bewegen könnten. Jem war auf die gleiche Weise hereingekommen, doch als Will nun auf ihn zukam, machte er einen schnellen, ungeduldigen Schritt auf seinen früheren Parabatai zu. Dieser Schritt war so menschlich, dass es beinahe schien, als würde die Nähe der Menschen, die er liebte, Jem wieder das Fleisch und Blut seines eigenen Körpers spüren lassen.
    »Du bist hier«, sagte Will und in seiner Stimme schwang ein Ton vollkommener Zufriedenheit mit. Nun, da Jem da war, war die Welt wieder in Ordnung.
    »Ich wusste, du würdest kommen«, ließ sich Tessa vernehmen, die aufgestanden war, um Jem ebenfalls zu begrüßen. Magnus sah, wie Bruder Zachariahs Gesicht beim Klang ihrer Stimme aufleuchtete. Für einen Moment waren die Runen und die
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