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Tochter der Finsternis: Die Chroniken des Magnus Bane (04) (German Edition)

Tochter der Finsternis: Die Chroniken des Magnus Bane (04) (German Edition)

Titel: Tochter der Finsternis: Die Chroniken des Magnus Bane (04) (German Edition)
Autoren: Cassandra Clare
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Freude. Dann aber entdeckte er das Bündel, das Magnus in seinen Armen hielt, und die Freude wich der Besorgnis.
    »Magnus«, sagte er. »Was um alles in der Welt ist mit James passiert?«
    »Was passiert ist?«, fragte Magnus nachdenklich. »Mal sehen. Er hat ein Fahrrad gestohlen und ist damit quer über den Trafalgar Square geradelt, und zwar freihändig. Dann hat er versucht, die Nelsonsäule hochzuklettern, um dort mit Nelson zu kämpfen. Danach habe ich ihn eine Weile aus den Augen verloren und ihn erst im Hyde Park wiedergefunden, wo er mit ausgebreiteten Armen mitten im Serpentine-See stand und brüllte: ›Enten, kommt und umarmt euren neuen König!‹«
    »Du lieber Gott«, antwortete Will. »Er muss ja wirklich sturzbetrunken sein. Tessa, ich ertrage das nicht länger. Er setzt sein Leben auf schlimmste Weise aufs Spiel und verstößt gegen sämtliche Prinzipien, die mir wichtig sind. Wenn er sich weiter in ganz London zur Witzfigur macht, wird man ihn noch nach Idris holen, um ihn von den Irdischen fernzuhalten. Ist ihm das nicht klar?«
    Magnus zuckte mit den Schultern. »Er hat außerdem einem alten Mütterchen, das gerade in der Nähe Blumen verkaufte, einem Irischen Wolfshund, einem unschuldigen Hutständer in einer Wohnung, in die er zuvor eingebrochen ist, und meiner Wenigkeit höchst unsittliche Avancen gemacht. Ich möchte an diesem Punkt hinzufügen, dass ich den bewundernden Worten, die er mir gegenüber zum Ausdruck gebracht hat, keinen Glauben geschenkt habe, so umwerfend ich zugegebenermaßen auch bin. Er hat mir versichert, ich sei eine wunderschöne glitzernde Dame. Dann ist er an Ort und Stelle umgefallen, wohlgemerkt mitten auf den Gleisen, auf denen gerade der Zug aus Dover einfuhr. Also habe ich beschlossen, dass es allerhöchste Zeit sei, ihn nach Hause und in den Schoß seiner Familie zurückzubringen. Falls es euch lieber wäre, dass ich ihn vor einem Waisenhaus ablege, habe ich dafür vollstes Verständnis.«
    Will schüttelte den Kopf. Seine blauen Augen hatten sich verdüstert. »Bridget«, donnerte er und Magnus dachte: Ach ja, stimmt, so hieß das Dienstmädchen. »Benachrichtige die Stillen Brüder«, schloss Will.
    »Du meinst: Benachrichtige Jem«, korrigierte Tessa mit gesenkter Stimme. Will und sie wechselten einen Blick, den Magnus nur als den Blick zweier Eheleute beschreiben konnte – den Blick von zwei Menschen, die einander vollkommen verstanden und trotzdem noch verliebt ineinander waren.
    Da konnte einem ja schlecht werden.
    Magnus räusperte sich. »Er ist also immer noch bei den Stillen Brüdern, was?«
    Will warf Magnus einen sarkastischen Blick zu. »Für gewöhnlich ist das ein permanenter Zustand, ja. Komm, gib mir mal meinen Sohn.«
    Magnus ließ sich James aus den Armen nehmen, die sich daraufhin deutlich leichter, wenn auch ein wenig feucht anfühlten, und folgte Will und Tessa die Treppe hinauf. Es war deutlich, dass das Innere des Instituts neu eingerichtet worden war. In Charlottes düsterem Salon standen nun einige gemütlich aussehende Sofas und an den Wänden hing heller Damast. Dazu gab es riesige Regale, randvoll mit Büchern, deren Goldbeschläge schon ziemlich abgewetzt waren. Magnus war sich sicher, dass auch die Seiten darin ganz abgegriffen waren. Anscheinend hatten sowohl Tessa als auch Will ihre Leidenschaft fürs Lesen beibehalten.
    Will legte James auf einem der Sofas ab. Tessa lief los, um eine Decke zu holen, und Magnus wandte sich zum Gehen, als er spürte, wie sich Wills Hand um seine schloss.
    »Es war wirklich anständig von dir, dass du Jamie nach Hause gebracht hast«, sagte Will. »Aber du warst schon immer gut zu mir und allen, die mir nahestanden. Ich war damals kaum mehr als ein Junge und habe dir nicht annähernd die Dankbarkeit und Freundlichkeit entgegengebracht, die du verdient hättest.«
    »Du warst schon in Ordnung, Will«, antwortete Magnus. »Und wie ich sehe, hast du dich nur zu deinem Vorteil entwickelt. Noch dazu bist du weder kahl noch fett geworden. Diese ganze Herumspringerei und Kämpferei gegen das Böse, mit dem ihr Leute euch so den lieben langen Tag beschäftigt, hat also zumindest schon mal einen Vorteil: Man behält auch mit wachsendem Alter eine passable Figur.«
    Will lachte. »Ich freue mich auch, dich zu sehen.« Er zögerte. »Wegen Jamie …«
    Magnus verspürte einen plötzlichen Knoten im Magen. Er hatte Will und Tessa nicht unnötig beunruhigen wollen. Deswegen hatte er ihnen auch nicht erzählt,
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