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TKKG 073 - Hilflos in eisiger Nacht

TKKG 073 - Hilflos in eisiger Nacht

Titel: TKKG 073 - Hilflos in eisiger Nacht
Autoren: Stefan Wolf
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ich habe nachgesehen. Volker lag auf dem Boden, war bewusstlos. Die Luft roch so ätzend. Ich glaube, nach Tränengas. Dieser Selbig - ja, der, dem ich den Brief gebracht habe - Selbig hatte sich über Volker gebeugt und wollte ihn fesseln. Mir ist das Herz stehen geblieben vor Schreck. Bevor ich schreien konnte, hat mich Selbig zu Boden gerissen. Ich lag mit dem Gesicht nach unten, wurde gefesselt, geknebelt und so hart angefasst... Mir schmerzt noch alles. Hier!"
    Sie zeigte ihre Unterarme, wo sich Druckstellen auf der Haut abzeichneten.
    Verdammt! Tim presste die Kiefer aufeinander. Wir haben versagt, dachte er. Statt Selbig zu beschatten, haben wir uns auf Körner verlegt. Ist zwar auch eine heiße Fährte gewesen, aber wir hätten Gaulgesicht nicht vernachlässigen dürfen. Wir hätten uns teilen müssen. Wozu sind wir denn vier? Schiet!
    "Was ist mit Ihrem Verlobten?" fragte Tim.
    "Ich weiß nicht. Selbig hat ihn weggetragen. Einfach so. Hat Volker über die Schulter genommen und ist dann raus. Vorher hat er aber einen Wagen zur Garage manövriert. Das hörte ich. Bestimmt hat er Volker eingeladen und... mitgenommen. Es... muss eine Verwechslung sein."
    "Garantiert nicht", erwiderte Tim. "Hat Selbig irgendwas gesagt?"
    "Ja. Er würde zurückkommen, hat er gemurmelt. Und dann würde sich entscheiden, was mit mir geschieht.
    Ich sei ja nun Zeugin. Und das könne er nicht riskieren."
    Furchtbar! dachte Tim. Profis wie Selbig beseitigen Zeugen. Hat er das vor? Erst muss Volker Sommer dran glauben - und dann seine Braut. Martina hat das noch nicht geschnallt.
    "Verstehe!" nickte Tim. "Aber bevor dieser Dreckskerl zurückkommt, werden wir..."
    Er hielt inne. Alle hörten das Geräusch. Die Eingangstür wurde aufgeschlossen.
    Volker Sommer wurde wach. Rasender Kopfschmerz marterte ihn. Die Augen brannten infolge des Sprays.
    Übelkeit stieg vom Magen her auf. Und das Rütteln im Wagen verschlimmerte den Zustand. Volker erinnerte sich sofort. Langsam öffnete er die Augen.
    Er lag auf den Rücksitzen. Der Wagen fuhr schnell. Draußen war Dunkelheit. Laternenlicht huschte vorbei.
    Volker spürte seine Fesseln. Handschellen hielten ihm die Gelenke zusammen. Auch die Füße waren zusammengebunden. Im Mund steckte ein Knebel. Er ließ sich nicht mit der Zunge hinausschieben, denn
    Klebestreifen hielten die Lippen zusammen.
    Volker streckte die Hände aus, konnte die Kopfstütze des Beifahrersitzes fassen und zog sich hoch in sitzende Haltung.
    Der Fahrer wandte etwas den Kopf. Ein derber Schädel mit Gaulgesicht. Eine tiefsitzende Schildmütze. Im Rückspiegel trafen sich ihre Blicke.
    "Hallo!" sagte Selbig. "Schon munter? Harter Schädel, was? Umso besser. Dann erfährst du wenigstens, weshalb ich dich fertig mache. Ist eine Frage der Ehre, Freundchen. Ja, auch unsereins hat so was. Ehre!
    Ich bin Robert Paulmann was schuldig. Und jetzt ist es eine Frage der Ehre, dass ich diese Schuld begleiche. Kapiert?"
    Volkers Antwort bestand in einem Grunzen.
    "Den Grund kannst du nicht wissen." Selbig grinste. "Dabei liegt er auf der Hand. Und Robert Paulmann legt Wert darauf, dass die Sache auch nach seinem Tode bereinigt wird. Klar? Paulmann hat dich gehasst.
    Gehasst wie keinen sonst auf der Welt. Weil du ihm seine Nichte weggenommen hast. Die Martina. Die wollte Paulmann für sich. Als seine Frau. Jahr um Jahr hat er darauf gewartet. Hat sich das ausgemalt und alles getan für das Mädchen. Aber dann, als es hätte sein können, hast du dir die Schöne gekrallt. Und er stand da mit seinem Traum, der zerplatzt war wie 'ne Seifenblase. Tja, und deshalb kennt Paulmanns Hass keine Grenzen. Ein Hass über den Tod hinaus. Wenn es dich nicht erwischt, könnte er keine Ruhe im Grab finden, hat er mir gesagt. Und deshalb bringe ich die Sache für ihn in Ordnung. Weil ich's ihm schulde.
    Und weil er mir sogar einen Schrieb zur Entlastung geschickt hat, falls was schief geht und ich auffliege.
    Damit wäre die Sache nämlich nur noch halb so schlimm. Weil man mir Affekt unterstellen müsste. Und dafür gibt's dann jede Menge mildernde Umstände."
    Volker zerrte an seinen Fesseln. Aber das war vergebliche Mühe.
    Selbig lachte auf. "Dem Körner habe ich erzählt, du hättest Paulmann allein gelassen, als er eines Nachts hilflos neben seinem Wagen lag draußen in der Pampa. Tätest du nie, was? Aber Jumbo hat's geschluckt. So was versteht er. Das wahre Motiv - Hass durch enttäuschte Liebe - wäre zu kompliziert für sein Verständnis. Aber
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