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TKKG 073 - Hilflos in eisiger Nacht

TKKG 073 - Hilflos in eisiger Nacht

Titel: TKKG 073 - Hilflos in eisiger Nacht
Autoren: Stefan Wolf
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Seite."
    "Verschieden große Ohren sind aber keine Lösung", lachte Karl. "Der ganze Typ wäre unausgewogen."
    Sie hatten Gabys Adresse erreicht, und Tim verabschiedete sich von seiner Freundin. Dann radelten die Jungs weiter, und Klößchen überraschte mit der Mitteilung, seit der lebensgefährlichen Explosion vorhin sei sein Schlund wie zugeschnürt, er verspüre keinerlei Appetit, selbst der Gedanke an Schokolade reize zurzeit
    nicht.
    "Mal sehen, wie lange das anhält", meinte Karl. "Vielleicht schaffst du's bis zum Abendessen. Das wäre dann eine appetitlose Phase von fast vier Stunden - ein noch nie dagewesener Rekord bei dir. Hoffentlich fällst du nicht vom Fleisch."
    "Damit ich dann aussehe wie du", erwiderte Klößchen. "Grauenvoller Gedanke."
    Tim fuhr voran und drehte seine Gedanken um Selbig. Eine ganze Weile war der jetzt schon ohne Beschattung. Zu lange, falls er was vorhatte.
    "Instinktiv", sagte Tim, "habe ich so ein komisches Gefühl. Wir sollten mal bei Selbig vorbeisehen."
    "Oder gleich bei Volker Sommer", meinte Klößchen. "Denn bei ihm hat Selbig rumspioniert."
    Tim nickte. "Wir sind in der Nähe vom Edeldammer Weg. Ein kurzer Abstecher - und wir haben Gewissheit, ob dort alles in Ordnung ist."
    Das Schneetreiben hatte aufgehört. Die Temperatur sank. Tim hatte eine kleine Schürfwunde an der Wange, und die malträtierte Haut - mitgenommen von der Bauchlandung im Schnee - brannte heftig.
    Der Edeldammer Weg schien am Montagabend die ruhigste Gegend in der Stadt zu sein. Die Jungs sprangen vor Nr. 19 von den Bikes und stellten sie an den Zaun. Klößchen trat gegen seinen Vorderreifen, wo der Schnee klumpig in den Profilen vereiste.
    In Volker Sommers Haus brannte Licht. Aber am seitlichen Eingang klingelten sie vergebens.
    Tim hatte nach sorgfältigem Überlegen eine Entscheidung getroffen und teilte sie seinen Freunden mit, während man wartete und abermals klingelte.
    "...halte ich es doch für besser, Volker Sommer darauf hinzuweisen, dass sich ein gefährlicher Knacki für ihn interessiert. Weshalb auch immer. Aber bestimmt nicht in freundlicher Absicht. Zum Teufel, wo steckt der Herr Sprengmeister?"
    "Vielleicht steht er unter der Dusche", überlegte Klößchen. "Oder er hat einen Kopfhörer auf den Lauschern. Oder Martina ist da, und sie haben ein Kopf- an-Kopf - oder wie das auf Französisch heißt."
    "Tête-à-tête", sagte Karl. "Das bedeutet: Schäferstündchen."
    "Sage ich doch."
    Tim ließ den Daumen auf der Klingel. Es schrillte durchs Haus. Aber niemand kam. Tim sah in die Garage. Porsche und Motorrad waren da.
    Die Jungs gingen ums Haus herum und klopften an die Fenster. Überall, wo Licht brannte, waren die Vorhänge dicht geschlossen.
    "Herr Sommer!" rief Tim. "Wir sind's. Ist alles in Ordnung?"
    Sie horchten. Nichts. Doch dann: ein Scharren, als werde ein Möbelstück gerückt. Jetzt wieder. Sehr leise. Aber es war ein Laut. Und dann vernahm Tim das Stöhnen.
    "Da ist was passiert. Wir müssen rein."
    Er rannte zu dem kleinsten Fenster, das auf der Rückseite war und sicherlich zur Toilette gehörte. Hier machte der Einbruch den geringsten Schaden.
    Tim zerschlug die Scheibe, öffnete und quetschte sich durch die enge Öffnung, wobei er mit den Schultern fast stecken blieb. Dann war er im Gäste-WC, dann in der Diele, dann im Wohnzimmer, wo Licht brannte.
    Martina lag auf dem Boden. Sie war gefesselt und geknebelt und zusätzlich an den klobigen Füßen eines Geschirrschranks festgezurrt. Angstvoll aufgerissene Augen, ein fahles Gesicht. Die Fesseln - unterschiedliche
    Stricke -schnitten tief in die Haut.
    "Moment!"
    Tim rannte in die Küche und holte ein Messer, öffnete auf dem Rückweg die Haustür für seine Freunde und zerschnitt dann Martinas Fesseln. Vorsichtig wurde sie auch von dem Knebel befreit.
    Die junge Frau zitterte. Sie versuchte zu sprechen, brachte aber nur ein Keuchen hervor. Die Jungs waren entsetzt. Was war hier passiert? Hatte Volker Sommer seiner Braut diese Brutalität angetan? Oder hatte Selbig rascher zugeschlagen als erwartet?
    Ein Glas Wasser für Martina. Tim hielt sie im Arm, während sie schluckweise trank. Beruhigende Worte.
    Der Schock ließ nach. Noch ein Schauder, der die junge Frau überlief, dann wurde sie ruhiger.
    "Dieser... dieser Selbig war es. Ich... verstehe das nicht. Es hatte geklingelt. Volker... wir hatten uns gerade CDs angehört... Volker ging zur Tür. Dann... ich weiß nicht, warum. Aber es blieb alles still am Eingang,
    und
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