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TKKG 073 - Hilflos in eisiger Nacht

TKKG 073 - Hilflos in eisiger Nacht

Titel: TKKG 073 - Hilflos in eisiger Nacht
Autoren: Stefan Wolf
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Wetterbericht verlesen. U.
    a. hieß es da, es werde eine eisige Nacht werden, stellenweise sternenklar, mit Glatteisgefahr und örtlichen Tiefstwerten von 12 Grad unter Null.
    Für Gaulgesicht Selbig war das nach Maß.
    Er parkte am Haupteingang, blieb eine Weile im Wagen sitzen und überzeugte sich, dass weit und breit niemand war.
    Mit stabilem Sperrhaken knackte er das grobe Eisenschloss am Gittertor. Das Stemmeisen wurde geschultert. Außerdem hatte er zwei Eisenstangen mitgebracht von 120 Zentimeter Länge sowie einen Leinenbeutel, in dem schlanke Stahlketten unheilvoll klirrten.
    Selbig schlurfte zum Grab seiner Frau. Er hatte sich anders entschieden, hatte seinen Plan vereinfacht. Die entkernte Bombe sollte bleiben, wo sie war. Er wollte sein Opfer herbringen und Paulmanns Auftrag hier erledigen. Gab es einen besseren Platz als das Grab - eine schaurigere Umgebung als den Friedhof?
    Selbig musste sich anstrengen, als er die Steinplatte auf Florentines Grab hochhebelte. In einem Winkel von 45 Grad wurde sie mit den beiden Eisenstangen abgestützt. Ein zeltförmiges Gebilde entstand, offen nach einer Seite. Die Bombe lag frei.
    Selbig zog Stahlketten unter ihr durch, schnürte sie gleichsam ein, behielt aber lange freie Enden übrig. An die wollte er Volker Sommer fesseln.
    Selbig verließ den Friedhof, setzte sich in den Wagen und fuhr zum Edeldammer Weg, wo er um 18.42 Uhr eintraf.
    Hier war es still. Einige Wagen parkten am Straßenrand. In Nr. 19, Volker Sommers WalmdachHaus, brannte Licht.
    Selbig stellte seinen Wagen vor das abgezäunte
    Baugelände, zog sich die Mütze tief in die Stirn und steckte in die Manteltaschen, was er brauchte: Handschellen, Tränengas-Spray, Wollfetzen und Klebestreifen zum Knebeln sowie den Totschläger. Das war ein Stück Eisenrohr, dick umwickelt mit Leder und Isolierband.
    Selbig wollte nicht töten, er wollte sein Opfer nur betäuben.
    Er öffnete die Pforte, schlüpfte durch und huschte zum Hauseingang. Der befand sich an der Schmalseite, den man von der Straße und vom Nachbarn nicht einsehen konnte. Selbig klingelte.
    Im Haus wurde eine Tür geöffnet. Radiomusik erklang. Techno-Klang hämmerte mit 140 bpm (Beats pro Minute). Der junge Sprengmeister brauchte offenbar ekstatischen Ausgleich zu seinem stressigen Job.
    Die Lampe überm Eingang flammte auf. Selbigs Gesicht lag im Schatten des Mützenschirms. Die Tür wurde geöffnet. Volkers wuchtige Gestalt füllte den Rahmen, der Gesichtsausdruck war fragend.
    Mit der Linken sprühte Selbig das Tränengas. Gleichzeitig - und noch bevor Volker aufschreien konnte - sauste der Totschläger herab. Ein dumpfer Laut. Dem Sprengmeister knickten die Knie ein, aber bewusstlos war er erst, als Selbig zum zweiten Mal hinlangte.
    Der Verbrecher trat ein, zerrte Volker in die Diele zurück, schloss die Haustür von innen, zog Handschellen und Knebel-Utensilien aus der Tasche.
    Die Tür zum Wohnraum war offen. Dort wurde in diesem Moment die Musik leise gedreht. Selbig erstarrte.
    "Volker?" fragte Martinas Stimme. "Volker?"
    Da kam sie auch schon, stand auf der Schwelle, und Selbig verfluchte seine Unachtsamkeit. Dass er daran nicht gedacht hatte!
    Martinas Augen wurden weit vor Entsetzen. Sie starrte auf den Bewusstlosen, dann auf Selbig. Der Mund öffnete sich zum Schrei. Selbig sprang auf sie zu.

Schmutzige Ganovenehre
     
    Die TKKGler kamen aus dem Präsidium, wo sie ihre Aussagen vervollständigt hatten. Allerdings nicht bei Gabys Vater, der in einer Dauer-Besprechung mit dem Polizeipräsidenten und LKA-Leuten festsaß, sondern bei einem Kollegen.
    Jetzt war's früher Abend, und die Jungs brachten Gaby und ihren Vierbeiner nach Hause.
    "Schade, dass uns Körner entzogen ist", meinte Tim. "Wir hätten ihn noch befragen müssen. Über Selbig. Über gemeinsame Pläne. Über das, was da köchelt. Der Fall Wuttke ist eine Sache und kann jetzt als abgeschlossen betrachtet werden, aber vielleicht sollte Körners Sprengstoff noch woanders mitmachen. Vielleicht weiß der Einohrige sogar, was in dem geheimnisvollen Brief steht."
    "Ist anzunehmen", sagte Gaby. "Übrigens wird ihm das Ohr wieder angenäht. Für die Chirurgie ist so was heutzutage kein Problem mehr. Plastische Chirurgie dient der Schönheit."
    "Wenn ich Körner wäre", sagte Klößchen, "würde ich mir ein fremdes Ohr annähen lassen, jedenfalls ein kleineres. Auch wenn dann links der Hut etwas tiefer rutscht - Jumbo würde besser aussehen.
    Zumindest auf einer
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