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TKKG 073 - Hilflos in eisiger Nacht

TKKG 073 - Hilflos in eisiger Nacht

Titel: TKKG 073 - Hilflos in eisiger Nacht
Autoren: Stefan Wolf
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geplant haben. Vielleicht eine Erpressung mit Bombendrohung. Oder einen Anschlag. Oder eine Sprengung, die wie die zufällige Explosion eines späten Blindgängers aussehen soll, aber in Wahrheit mutwillig wäre.
    Zum Schaden der Person X oder Z."
    Alle dachten nach.
    Tim war der erste, der Klößchen auf die Schulter klopfte. "Also, an dem Gedanken ist was dran."
    "Verabredet war der Coup schon lange", spann Klößchen seinen Phantasiefaden freudestrahlend weiter, "aber Selbigs Gefängnisjahre haben ihn verzögert. Und jetzt, da es hätte sein können, kommt Paulmanns Unfalltod dazwischen. Wirklich ein Pech! Eine total verfahrene Kiste."
    "Je nachdem, ob man es von dieser Seite sieht", sagte Gaby. "Und gebannt wäre die Gefahr ja noch lange nicht, falls an deiner Idee was dran ist. Denn Selbig weiß nun, wo die Bomben sind. Diese Vernichtungsbrummer, die vor mehr als 50 Jahren abgeworfen wurden, von feindlichen Fliegern, den Alliierten - den Verbündeten -, die ja dann unsere Freunde wurden. Jetzt sogar die Russen."
    "Besonders die russische Mafia", spottete Karl, "mit ihren Beutezügen."
    "So sind doch nicht alle östlichen Nachbarn aus dem ehemaligen Zarenreich", Gaby wehrte das Pauschalurteil ab. "Der Durchschnittsruski leidet genauso unter seinen Kriminellen. Früher nannten sie sich Bonzen und oder Parteifunktionäre. Heute nennen sie sich Mafia, aber das nur im Geheimen."
    "Trotzdem ist es schlimm mit dem Volk", meinte Klößchen. "Alle saufen Wodka."
    Gaby verdrehte die Augen. "Nicht alle."
    "Ich fasse mal zusammen", machte Tim der
    Schmalspur-Slawistik ein Ende. "Wir beobachten Selbig.
    Wir kümmern uns um ihn. Und wir fangen morgen damit an."
    "Morgen ist Sonntag", nickte Gaby, "und jetzt muss ich heim."

Explosion um 0.31 Uhr
     
    Seltsam, dieses Wochenende! dachte Tim, als er und Klößchen ihre Bikes im Internats-Fahrradschuppen abstellten. Die Schule ist so leer wie nie. Internat ohne Belegung. 92 Prozent aller Heimschüler sind nach Hause gefahren. Warum? Haben plötzlich alle Muttis Geburtstag? Natürlich
    nicht. Ist morgen ein besonderer Sonntag? Auch nicht. Trotzdem hat allen das Hiersein gestunken, Klößchen und ich gehören zu den Ausnahmen. Vorbilder an Sesshaftigkeit. Ich muss uns loben.
    Die Dämmerung begann. Schneeschwere Wolken hatten den Himmel zusehends verdüstert. Ein grimmiger Wind blies über die Felder. Der Wald im Westen verschmolz zu einem schwarzen Strich.
    Die Großstadt im Norden blinzelte mit ihren ungezählten Lichtern und hatte eine flache, schimmernde Glocke über sich gestülpt: den Widerschein der
    künstlichen Beleuchtung.
    Irgendwo dort war Gaby - in diesem Häusermeer, in der Altstadt. Half ihrer Mutter beim Aufräumen im Geschäft. Würde Oskar dann füttern, den Liebling der TKKG-Kids, würde...
    Ja, dachte Tim, wird vielleicht auch an mich denken. Vor einer halben Stunde habe ich mich verabschiedet - und schon bewegen sich meine Gedanken in ihre Richtung. Verrückt! Und ich sag's lieber keinem. Wäre ein Image-Verlust. Wer für Gerechtigkeit und gegen Missstände kämpft, muss seine romantische Liebe bezähmen - jedenfalls öffentlich.
    Klößchen zog seine Winterjeans hoch. Neuerdings eine Geste, die Hungergefühle ausdrücken sollte.
    Er hatte was gelesen über Körpersprache und setzte
    sie um auf seine Weise. Seht her! hieß das HosenHochziehen. Mein Magen schlägt Falten. Mein Bauch ist eine Kuhle. Entweder ich ziehe mir Nahrung rein, oder ich brauche neue Klamotten.
    Sie gingen am Grauen Reaktor vorbei - wie eins der Gebäude im Schülermund heißt -, betraten das so genannte Haupthaus und stiegen die Treppe hoch zum zweiten Stock.
    Stille drang von allen Seiten auf sie ein. Nur im Speisesaal klapperte Geschirr. Das riss Klößchen aus seinen Gedanken.
    "Mann!" meinte er. "Die Küchenmädchen decken auf. Dann ist irgendeine Pampe schon fertig. Ich seh' mal in die Küche."
    "Bring mir was mit."
    "Wie viel?"
    "Nicht zuviel."
    "Was heißt denn das? Fünf belegte Semmeln und einen Teller Suppe? Wie soll ich das schleppen zusammen mit meinem Anteil?"
    "Nimm einen Küchenwagen", lachte Tim. "Also nur zwei Käsesemmeln für mich. Und einen Apfel.
    Gewaschen und ungespritzt. Linke Wange rot, rechte blass-grün. Nichts aus den EU-Ländern, die mit chemischen Giftkeulen ihre Nahrung verhunzen - zum Wohle ihres Exports und zur schleichenden Ausrottung der Nachbarvölker. Alles klar?"
    "Soll der Apfel auch sprechen können? Dass er vielleicht sagt - in der neuen
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