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TKKG 073 - Hilflos in eisiger Nacht

TKKG 073 - Hilflos in eisiger Nacht

Titel: TKKG 073 - Hilflos in eisiger Nacht
Autoren: Stefan Wolf
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EU-Sprache: Wenn du mich beißt, werde ich sauer."
    "Bring mir einen ganz normalen Apfel. Am besten einen deutschen."
    "Du vegetarischer Nationalist."
    "Willst du damit sagen, ich wäre engstirnig?" Tim grinste. "Das bin ich nur, wenn es sich um schundige, bestrahlte, geschönte, vergiftete, Bresthaftigkeiten (Gebrechen) verursachende Mampfe handelt."
    "Hahah!" machte Klößchen. "Du willst mir den Appetit verderben. Aber das gelingt dir nie. Und sollten die laschen, europäischen Lebensmittelgesetze den Untergang der Menschheit einleiten, habe ich immer noch meine Schoko. Mein Vater, der ja selbst ein Genießer ist, verwendet nur einwandfreie Produkte in unserer Schokoladenfabrik. Da hat jede Kakaobohne ihr Unbedenklichkeits-Zertifikat. Jawohl!"
    Klößchen stürmte die Treppe hinunter. Tim hörte, wie er in die Internatsküche einfiel und die Köchin sich freute. Als Rekordesser war er bei ihr sehr beliebt.
    Stunden später hatte die Nacht zum Sonntag bereits die halbe Geisterstunde zurückgelegt.
    Es war 0.31 Uhr.
    Kein Mond, keine Sterne, immer noch Schneewolken am Himmel. Eine Nacht zum Drinbleiben. Selbst die Wildtiere träumten von einer warmen Behausung.
    Im Internat waren alle Lichter gelöscht. Nur drüben im Paukersilo glomm noch mattfarbiger Schein hinter einem Fenstervorhang. Dr. Barbara Kühnleber, die neue Studienassessorin für Französisch und Sozialkunde zog sich einen Spätfilm rein. Heimlich. Denn sie liebte Grusellichtspiele - auch solche mit bluttriefendem Horror.
    Plötzlich fuhr die junge Frau fürchterlich zusammen und meinte, ihr TV-Gerät wäre explodiert.
    Aber Dracula spielte weiter, und die Detonation kam von draußen. Ein gewaltiges Grollen folgte, das jetzt über das Internatsgelände lief. Der Boden hatte gebebt. Zumindest konnte man sich das einbilden.
    Kühnleber behauptete später, die Wände hätten gewackelt.
    Auch im ADLERNEST hatte man das Ereignis
    bemerkt.
    Tim saß im Bett. Er war hochgefahren.
    Schlaftrunkenheit hielt ihn gefangen, aber nur für einen Moment.
    Klößchen unterbrach sein Schnarchen.
    Tim knipste die Nachttischlampe an. Klößchen
    blinzelte aus mitternächtlichen Murmeltieraugen.
    "Mann, Tim! Bist du aus dem Bett gefallen? Oder ist der Himmel eingestürzt?"
    "Es muss der Himmel gewesen sein."
    Tim zog den Fenstervorhang beiseite und spähte
    hinaus.
    Die Hoflaterne brannte. Auch die vorn am Tor. Drüben im Paukersilo gingen Lichter an. Alle Gebäude standen noch an ihrem Platz. Eingestürzt war offenbar keins.
    Dann wanderte Tims Blick weiter - über das Gelände und die umfriedende Mauer, über ein Stück Feld bis zum Waldrand.
    Dort flackerte Feuer. Oder? Es war winzig. Nur ein züngelndes Licht in der Rabenschwärze der Januarnacht. Eine Lampe? Ein Scheinwerfer? Eine Taschenlampe? Die Entfernung betrug etwa 400 Meter.
    Jetzt erlosch das Licht, und alles blieb dunkel.
    "Willi." Tim schlüpfte bereits in die Unterwäsche und winterwarmen Kniestrümpfe. "Die Explosion war drüben im Wald. Da habe ich was bemerkt. Das sehen wir uns an."
    "Bist du noch zu retten! Es ist kalt draußen. Und als Heranwachsender brauche ich meinen Schlaf."
    "Heb den Hintern aus dem Bett! Oder willst du zulassen, dass der Wald gesprengt wird."
    "Was hast du gesehen?"
    "Nur ein Lichtlein."
    "Ein verspäteter Weihnachtsengel. Ist doch klar. Lass ihn in Ruhe."
    "Und wenn's die Kakaobohnen-Hexe war? Dann wird die nächste Ernte vernichtet. Dein Vater schließt die Fabrik. Wehklagen unter allen Schokofressern hebt an, und du kannst dich auf Gewürzgurken umstellen. Noch könnten wir's verhindern."
    "Bin schon angezogen", meinte Klößchen und angelte nach einem Pantoffel.
    Fünf Minuten später hängte Tim die für nächtliche Ausflüge angeschaffte Strickleiter an den Haken im Weinlaub der Mauer, die sich an ein bestimmtes Flurfenster anschließt. Das war der übliche Weg.
    Denn im Parterre waren sämtliche Ein- und Ausgänge verrammelt - auch die Türen zu den Klassenräumen.
    Die Kletterstrecke liegt im Winkel einer vorspringenden Mauer. Kein Laternenlicht beleuchtete die Seilschaft.
    Tim turnte als erster hinunter und hielt dann die zappelige Sprossenkonstruktion straff. Klößchen brauchte die doppelte Zeit und wäre fast abgestürzt auf den letzten zwei Metern.
    Sie duckten sich hinter den Vorsprung. Drüben beim Pauker-Silo standen einige Lehr- und Erziehungsberechtigte vor der Tür, zum Teil schlotternd, nämlich nur in Pyjama und Bademantel gehüllt.
    "...vielleicht ein
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