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Titanus

Titanus

Titel: Titanus
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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keine Chancen!«
    »Und ich hätte Chefingenieur spielen müssen – ein Geologe in der technischen Zentrale…«
    »Solange Sie in den Automaten keine Erze gesucht hätten… Es geht ja alles automatisch.«
    De Varenne stutzte bei dem bitteren Ton und erwiderte lebhaft: »Fühlen Sie sich überflüssig? Mein Lieber, es ist wie auf der Arche Noah, von jeder Gattung ein Exemplar…«
    Jansen lachte gekünstelt. »Sie sind ein schlechter Biologe – sonst wüßten Sie nämlich, daß zur Erhaltung einer Gattung meistens zwei Exemplare nötig sind! Ist Professor Nasarow schon an Bord?«
    De Varenne schlug sich an die Stirn, packte Jansens Arm und zog ihn mit sich fort. »Kommen Sie, es ist alles versammelt!«
    In diesem Augenblick dröhnte es aus dem Lautsprecher über den Platz.
    »Achtung! Achtung! Bitte den Startplatz räumen! Es sind noch zehn Minuten bis zum Start!«
    Ein Monteur hielt Jansen zurück.
    »Ihr Wagen!«
    Jansen wandte sich bestürzt um. Abschiednehmend streifte sein Blick das stromlinienförmige Fahrzeug. Dann riß er sich los. »Bitte fahren Sie ihn vom Platz!«
    »In Ordnung! Wohin soll ich ihn bringen?«
    Jansen sah ihn unschlüssig an. De Varenne drängte. Da entschied er sich. »Lassen Sie ihn bitte Doktor Jadwiga Swoboda zustellen, Atomforschungszentrum zwölf!« Mit einem Ruck drehte er sich um und folgte dem Geologen in den Fahrstuhl. In rasender Fahrt flogen sie der Spitze entgegen, dem Gleitflugzeug, das ohne sie auf die Erde zurückkehren würde.
    Als sich hinter ihnen die Luftschleuse der Rakete schloß, versank das Gerüst lautlos im Erdboden.
    Aus dem Lautsprecher tropfte die Zeitansage.
    »…acht Minuten… sieben Minuten… sechs Minuten…«
    Die Menschenmenge hatte sich längst in sichere Entfernung zurückgezogen, um von dort den Start mitzuerleben. Jansens silberner Wagen heulte als letzter davon.
    Überall auf der Erde, wo es einen Fernsehapparat gab, saßen tiefbewegte Menschen vor dem Bildschirm, sahen den Stahlleib der Rakete schimmern und hörten die Stimme des Sprechers.
    »In fünf Minuten, verehrte Fernsehfreunde, verlassen zweihundertvierzig Männer unsere Erde, fliegen sie hinaus ins All, um in einigen Tagen als Vortrupp unserer Erde mit bisher nie erreichter Geschwindigkeit unser Sonnensystem zu verlassen – fernen Sternen entgegen. Sie entschwinden damit unserem Leben. Wenn sie zurückkehren, sind wir längst vergangen, wird sich vieles von dem erfüllt haben, was wir heute erträumen…«
    Die Stimme verstummte erregt, nur die Fernsehaugen nahmen exakt und unberührt den Vorgang auf.
    Die Bedienungsmannschaft zog sich in die Betonbunker am Rande des Platzes zurück und harrte des Augenblicks, da der Lautsprecher die Sekunde Null verkünden und der Startautomat zünden würde.
    »…vier Minuten… drei Minuten… zwei Minuten…«
    Der Startleiter beobachtete gebannt das Zifferblatt.
    »Eine Minute – neunundfünfzig – achtundfünfzig – siebenundfünfzig…«
    Die Männer hielten den Atem an. Raketenstarts gehörten zu ihrem Alltag, waren gewohnte Dinge, doch jetzt war alles anders.
    In diesen Minuten empfanden sie die Größe menschlichen Willens, die Stärke vereinter Anstrengungen. Der Mensch überschritt die Grenzen seines irdischen Lebens – aus eigener Kraft!
    Eine Sirene zerriß schrill heulend die unerträgliche Stille.
    »…einundzwanzig – zwanzig – neunzehn…«, dröhnte der Lautsprecher. Mitten in die Zeitansage keuchte eine erregte Stimme:
    »Auf eine glückliche Rückkehr!«
    Der Zwischenruf kam so unerwartet und entsprach so sehr ihren Gedanken, daß die Männer unwillkürlich froren.
    »…sechs – fünf – vier…«
    Die rote Startlampe flammte auf. Ein Relais fiel und schlug dem Zündstrom eine Brücke. Millionen von Fernsehteilnehmern auf allen Kontinenten fuhren zusammen.
    Aus dem Boden der Rakete schossen riesige Stichflammen. Die Luft vibrierte von einem ohrenbetäubenden Pfeifen. Langsam wie ein Fahrstuhl erhob sich die Rakete. Gewaltige Staubwolken wirbelten hoch, umhüllten sie. Durch die Schleier grellten die Feuersäulen. Sie wurden länger, heller… Der Lärm schwoll an und bohrte sich schmerzhaft in die Ohren. Dann huschte ein leuchtender Schweif durch den Staub. Die Rakete stieg über die Wolke und schoß als feuriger Komet dem All entgegen.
     
    Die hohe Beschleunigung preßte Jansen in das dem Körper angepaßte Polster. Wie ein riesiges Tier lastete der Druck zentnerschwer auf seinem Körper und umklammerte den Brustkorb,
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