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Titanus

Titanus

Titel: Titanus
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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nicht; vielleicht wäre das nicht einmal so schlecht…
    Die Gasturbine heulte wie ein gequältes Tier. Die einspurige Limousine fraß gierig Kilometer auf Kilometer in sich hinein. Schrill pfiffen die Reifen auf dem Beton.
    Am Horizont blitzte es auf. Starteten sie schon?
    Er beugte sich tiefer über das Lenkrad und starrte nach vorn. Ferne Gebäude wuchsen aus dem Sand, doch die erwartete Wolke aus Staub, Feuer und Qualm stieg nicht auf.
    Sicher hatte die Sonne sich in einer der vielen Glaskuppeln gespiegelt.
    Die Gebäude flogen heran, schon unterschied er Einzelheiten. Ein Straßenschild huschte vorüber. Rak 8. Michael kannte es. Hier hatte er oft Versuche durchgeführt.
    Mechanisch hob er den Fuß vom Gaspedal und bremste. Dennoch schoß er schneller als sonst auf die Kreuzung zu, von der die Ringstraße abzweigte, die um das Forschungszentrum herumführte. Der Wagen schleuderte, daß die Reifen kreischten. Er raste unaufhaltsam auf die linke Seite, wo unmittelbar neben dem Beton lockerer Sand drohte.
    Erst im letzten Augenblick konnte er den Wagen abfangen. Erneut trat er aufs Gaspedal.
    Nein, Hein, so schnell stirbt sich’s nicht!
    Die Ringstraße führte an einem weiten betonierten Platz vorbei, auf dessen Mitte sich eine riesige Rakete erhob. Wie eine gigantische Zigarre stand sie da, die schlanke Spitze ragte einhundertvierzig Meter in die Höhe. Jansen unterschied drei Stufen. Die unterste, auf der die Rakete stand, streckte vier gepfeilte Stabilisierungsflächen aus, während die obere einem Überschallflugzeug ähnelte. Sie trug an der Spitze kurze und am Ende längere gepfeilte Flügel, woran Jansen erkannte, welchem Endzweck sie diente: nach der Zwischenlandung auf der Weltraumstation als Gleitflugzeug wieder in die Lufthülle der Erde einzutauchen und auf dem Heimatflughafen zu Boden zu gehen.
    Es war eine der gebräuchlichen Flüssigkeitsraketen, die den Zubringerdienst zur Weltraumstation versahen, während im interplanetarischen Verkehr Atomraketen eingesetzt waren. Die beiden unteren Stufen verwandelten sich, wenn sie sich abgelöst hatten und wieder zur Erde zurückkehrten, ebenfalls in Gleitflugzeuge, die von einem Piloten zum Heimatflughafen zurück gesteuert wurden. Aus ihrem Rumpf schoben sich dann gepfeilte Flügel, die je nach Geschwindigkeit und Luftdichte ganz oder nur teilweise herausgefahren wurden.
    Neben der Rakete stand ein mächtiges Gerüst, zwischen dessen Holmen Fahrstühle auf und ab fuhren. Wie Ameisen umwimmelten Menschen den schimmernden Stahlleib. Kameraleute stellten ihre Fernsehkameras auf, Rundfunkreporter schleppten lange Kabelschlangen hinter sich her, Pressekorrespondenten sprachen ihre Beobachtungen auf Tonbänder.
    Jansen bog auf den Platz ein und umfuhr in weitem Bogen das Gerüst. Neben dem Aufzug hielt er.
    Sogleich eilte ihm ein kleiner Mann in der blaugrauen Kosmos-Kleidung entgegen. In einem schmalen Gesicht saßen eine mächtige, gewölbte Nase und zwei klare, große Augen. Mit vorgerecktem Kopf schoß er heran wie ein stoßbereiter Raubvogel.
    Jansen lächelte. Für Augenblicke verlor sein Gesicht den bitteren Ausdruck. Der Habicht hatte auf ihn gewartet!
    Und wie immer, wenn er dem Geologen begegnete, fürchtete er, sich zu versprechen. Er konnte doch nicht »Servus, Habicht!« sagen, obwohl Spitznamen ein Zeichen seiner besonderen Achtung waren, denn wen er nicht achtete, von dem distanzierte er sich. Heuchelei war ihm verpönt; gab er sich herzlich, dann war er es auch. »Servus, Habicht!« – Was der wohl sagen würde! Aber das ging allen Bekannten de Varennes so, zumal da ein großer Teil von ihnen seinen richtigen Namen entweder nicht wußte oder ihn nicht behielt, weil er so selten genannt wurde. Dabei war de Varenne ein alter Weltraumhase, der sich sowohl auf der Venus als auch auf dem Mars auskannte. Aber immer sprach man nur vom Habicht…
    Jansen erfaßte das Behagen, im Kameradenkreis geborgen zu sein, als er de Varenne mit freudigem Gesicht, quicklebendig wie immer, herbeistürzen sah.
    »Endlich, Genosse Jansen! Da wären wir ja komplett. Wir fürchteten schon, Sie würden die Rakete verpassen.« Er streckte ihm beide Hände entgegen.
    Jansen beugte sich nieder, schüttelte sie und antwortete: »Es gibt noch mehr Gelegenheiten, in den Himmel zu kommen…«
    »Aber nur für fromme Menschen!« erwiderte de Varenne und setzte hinzu: »Was hätten die Sternjungfrauen gesagt, wenn wir ohne Sie geflogen wären!«
    »Neben Ihnen hab’ ich sowieso
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