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Titan 7

Titan 7

Titel: Titan 7
Autoren: Heyne SF Classics
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Fara hörte merkwürdige Geräusche aus der Richtung, in die er lief, als er einen großen Flur entlangeilte.
    Ungeduldig öffnete er die Tür; der Krach traf ihn mit der Wucht eines Vorschlaghammers. Der Lärm war so unvorstellbar und überwältigend, daß er unmittelbar hinter der Tür stehen blieb und in sich zusammensank.
    Blinzelnd versuchte er Ordnung in das optische Wirrwarr zu bringen, das dem unglaublichen Ansturm von Lärm in nichts nachstand. Menschen, Menschen – überall Menschen; Tausende von Menschen in einer riesigen Halle; sie saßen in langen Sitzreihen, hasteten hektisch die Gänge rauf und runter, und alle starrten mit krampfhafter Aufmerksamkeit auf eine große Tafel, die in einzelne Felder unterteilt war. Jedes Feld trug einen Buchstaben des Alphabets, geordnet von A bis Z. Die gewaltige Tafel mit den Namenslisten darauf füllte die gesamte Breite der riesigen Halle.
    Der Saal der Namen, dachte Fara unsicher, während er in einen Sitz sank. Sein Name würde unter dem C erscheinen und dann…
    Es war wie bei einer Pokerpartie ohne Einsatzlimit, bei der man gespannt beobachtet, wie die wertvollen Karten umgedeckt wurden. Es war wie eine gewagte Spekulation während eines Börsenkrachs, bei der die ganze Welt auf dem Spiel stand. Es war nervenzerrüttend, überwältigend, aufregend, faszinierend, schrecklich, irrsinnig. Es war…
    Es war einzigartig, so etwas hatte die Welt noch nicht gesehen.
    Neue Namen flammten in den sechsundzwanzig Feldern auf; Menschen schrien wie wahnsinnig auf, andere fluchten, es war ein mitreißendes Spektakel; der Tumult nahm kein Ende – ein unablässiger unglaublicher Krach.
    Alle paar Minuten leuchtete eine große Schrift über der Tafel auf:
     
    »ACHTEN SIE AUF IHREN BUCHSTABEN!«
     
    Mit zitternden Gliedern beobachtete Fara das alles. In jeder Sekunde glaubte er, es nicht länger aushalten zu können. Er wollte schreien und den Saal um Ruhe bitten. Er wollte aufspringen und hin- und herlaufen; aber andere, die das taten, wurden hysterisch angeschrien, wütend bedroht und mit geradezu mörderischen Haßausbrüchen bedacht.
    Schlagartig jagte ihm dieses Inferno Angst ein. Unsicher geworden, dachte er: Ich lasse mich nicht zum Narren halten…
    »Clark, Fara«, leuchtete es an der Tafel auf, »Clark, Fara…«
    Mit einem Aufschrei, der fast seine Stimmbänder zerriß, sprang Fara auf: »Das bin ich!« kreischte er, »ich!«
    Niemand drehte sich nach ihm um; niemand kümmerte sich auch nur im geringsten um ihn. Beschämt schlich er durch den Saal und stellte sich ans Ende der endlosen Menschenschlange, die sich in einen rückwärtigen Flur drängte.
    Die Ruhe in dem langen Flur war fast so schwer zu ertragen wie der irrsinnige Lärm, dem er gerade entronnen war. Es fiel ihm schwer, sich auf die Zimmernummer zu konzentrieren: 474.
    Er konnte sich überhaupt nicht vorstellen, was sich dahinter verbergen könnte: 474.
    Das Zimmer war klein. Die Ausstattung bestand aus einem winzigen Bürotisch und zwei Stühlen. Auf dem Tisch waren sieben Stapel mit Schnellheftern, jeder Stapel in einer anderen Farbe. Die Aktenstapel lagen geordnet in einer Reihe vor einer großen milchig weißen Kugel, die in sanftem Schimmer zu leuchten begann. Aus ihrem Innern sagte eine tiefe männliche Stimme: »Fara Clark?«
    »Jawohl«, sagte Fara.
    »Bevor das Urteil in Ihrem Fall gesprochen wird«, fuhr die Stimme ruhig fort, »nehmen Sie bitte einen Schnellhefter von dem blauen Stapel. Die Liste zeigt die Beziehungen der Fünften Interplanetarischen Bank zu Ihnen selbst und zur Welt. Zur gegebenen Zeit werden Sie alles Nähere erfahren.«
    Fara sah, daß es tatsächlich nur eine Liste war, eine Liste mit den Namen verschiedener Firmen. Etwa fünfhundert Namen waren in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt. Eine Erläuterung enthielt der Ordner nicht; Fara steckte ihn automatisch in die Seitentasche, als wieder die Stimme aus der schimmernden Kugel ertönte:
    »Es wurde festgestellt, daß die Fünfte Interplanetarische Bank Sie betrogen hat. Außerdem ist die Bank folgender Delikte schuldig: Kopfjägerei, Irreführung, Erpressung und Teilnahme an einer kriminellen Verschwörung.
    Die Bank kam mit Ihrem Sohn Cayle durch einen sogenannten Kopfjäger in Kontakt. Das ist ein Angestellter, der davon lebt, daß er junge Männer und Frauen findet, die in der Lage sind, Sichtschecks auf ihre Eltern oder andere Opfer zu ziehen. Der Kopfjäger erhält für seine Dienste eine Provision von acht
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