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Titan 7

Titan 7

Titel: Titan 7
Autoren: Heyne SF Classics
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Geschäftsmäßig erklärte der Mann: »Wie Sie sehen, bildet die Trommel nur eine ganz geringe Wölbung. Dadurch läßt sich dieses Modell vorzüglich im Schulterhalfter unter der Jacke tragen; man kann die Waffe sehr schnell ziehen, denn wenn sie richtig abgestimmt ist, springt sie förmlich in die Hand des Besitzers. Jetzt ist sie auf mich abgestimmt. Passen Sie auf, wie ich den Revolver in den Halfter zurückstecke und…«
    Er zog mit unglaublicher Geschwindigkeit. Die Finger des alten Mannes bewegten sich; und plötzlich hielten sie die Pistole, die gerade noch über einen Meter von ihnen entfernt gewesen war. Das geschah ohne die geringste Bewegung. Genau wie damals, als sich die Tür Faras Griff entwunden hatte und lautlos vor Wachtmeister Jors Nase zugefallen war. Ohne jeden Zeitverlust.
    Als der alte Mann die Waffe erklärte, hatte Fara den Mund geöffnet, um auf die Nutzlosigkeit aller Qualitäten der Waffe hinzuweisen – bis auf die eine, die er verlangt hatte. Doch jetzt blieb er still. Er schaute fasziniert zu; etwas von dem großartigen Geschehen, das sich hier abspielte, schlug ihn in Bann.
    Er hatte die Waffen der Soldaten gesehen und in der Hand gehabt; das waren nur gewöhnliche Metall- oder Kunststoffgegenstände, die man genauso schwerfällig benutzte wie jeden anderen festen Gegenstand. Die waren nicht wie diese Waffe hier, die besaßen kein eigenes Leben, das sie dazu brachte, mit geradezu menschlichem Eifer ihre überlegene Kraft dem Willen ihres Besitzers unterzuordnen.
    Fara fiel plötzlich ein, warum er eigentlich hier war. Mit schiefem Lächeln sagte er: »Das ist ja alles sehr interessant. Aber was ist mit der Breitenwirkung der Strahlung?«
    Der alte Mann erklärte sachlich: »Außer bestimmten Bleilegierungen kann der Strahl – auf Bleistiftdicke eingestellt – jeden Körper bis auf vierhundert Meter Entfernung durchbohren. Mit der entsprechenden Einstellung der Mündung können sie jeden Gegenstand der genannten Größe in einer Entfernung bis zu fünfzig Metern desintegrieren. Diese Schraube hier dient als Regler.«
    Dabei wies er auf einen winzigen Knopf im Schaft der Waffe. »Nach rechts drehen Sie, um den Strahl zu verbreitern, nach links, um ihn zu bündeln.«
    Fara zögerte nicht länger: »Ich nehme die Waffe. Wieviel kostet sie?«
    Er bemerkte, daß der alte Mann ihn nachdenklich musterte; schließlich sagte der Greis bedächtig: »Ich habe Ihnen früher schon unsere Bestimmungen erklärt, Mister Clark. Sie erinnern sich natürlich daran, nicht wahr?«
    Mit weit aufgerissenen Augen brachte Fara nur ein überraschtes »Oh« hervor. Nicht, daß er die Bestimmungen vergessen hätte. Nur hatte er nicht…
    »Sie wollen also sagen«, keuchte er, »daß Sie tatsächlich darauf bestehen. Das ist nicht nur…« Nur mit großer Anstrengung brachte er Gedanken und Stimme wieder unter Kontrolle. Gefaßt und kaltblütig sagte er dann: »Ich will eine Waffe, mit der ich mich verteidigen kann, die ich aber auch gegen mich selbst richten kann, wenn ich muß – oder will.«
    »Oh, Selbstmord!« sagte der alte Mann. Er sah aus, als hätte er plötzlich eine wichtige Eingebung gehabt. »Mein lieber Herr, wir haben nichts dagegen, wenn Sie sich selbst umbringen, wann immer Sie wollen. Das ist Ihr persönliches Vorrecht in einer Welt, in der immer mehr Vorrechte von Jahr zu Jahr aussterben. Und nun zum Preis: Der Revolver kostet vier Kredits.«
    »Vier Kre… nur vier Kredits?« Fara konnte es kaum glauben. Er war völlig verblüfft – seine eigentliche Absicht war für einen Moment so gut wie vergessen. Allein der Kunststoff kostete… und dann die komplette Pistole, handwerklich großartig verarbeitet… selbst fünfundzwanzig Kredits wären ein Spottpreis.
    Sein Interesse erwachte; plötzlich wurde das Geheimnis der Waffengeschäfte für ihn wichtiger als sein eigenes schweres Schicksal. Aber der alte Mann sprach weiter: »Wenn Sie bitte Ihre Jacke ausziehen, dann kann ich Ihnen das Halfter anlegen.«
    Automatisch leistete Fara der Aufforderung Folge. Verschwommen drang es in seinen Kopf, daß er in wenigen Sekunden nach draußen gehen würde, ausgerüstet für einen Selbstmord, und dann gab es kein Hindernis mehr, das ihn vom Tod trennte.
    Seltsamerweise war er enttäuscht. Er konnte es nicht erklären, aber irgendwo in seinem Hirn war die Hoffnung gewesen, daß diese Läden fähig wären… fähig zu – was?
    Ja, zu was denn eigentlich? Fara seufzte und nahm die Stimme des alten Mannes
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