Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Titan 7

Titan 7

Titel: Titan 7
Autoren: Heyne SF Classics
Vom Netzwerk:
wieder wahr. »Vielleicht möchten Sie lieber die Seitentür benutzen. Das ist weniger auffällig.«
    Fara leistete keinen Widerstand. Er bemerkte kaum die Finger des Mannes, der ihn am Arm packte und beinahe führte; der alte Mann drückte einen der Knöpfe an der Wand – so machten sie das also! –, und da war die Tür.
    Er konnte Blumen hinter der Öffnung erkennen; wortlos ging er auf sie zu. Er war draußen, ehe er es merkte.
    Einen Moment lang stand Fara auf dem gepflegten schmalen Weg und versuchte, das Endgültige seiner Situation zu begreifen. Aber nichts kam – außer der merkwürdigen Erkenntnis, daß eine Menge Leute um ihn herumstanden; eine ewige Sekunde lang war sein Verstand wie ein Stück Holz, das in nächtlicher Dunkelheit einen Fluß hinuntertrieb.
    Durch diese Dunkelheit drang das Bewußtsein, daß irgend etwas nicht stimmte; dieses Bewußtsein verdichtete sich, als er sich nach links wandte, um zur Vorderseite des Waffengeschäfts zu gehen. Die plötzliche Erkenntnis entlud sich in einem verblüfften Aufschrei: Er war gar nicht in Glay, und das Waffengeschäft stand auch nicht an der alten Stelle. Statt dessen…
    Ein Dutzend Männer stürmte an Fara vorbei, um sich weiter hinten einer langen Menschenreihe anzuschließen. Aber Fara nahm ihre Anwesenheit und ihr seltsames Verhalten kaum wahr. Seine Augen, sein Verstand, ja seine ganze Existenz konzentrierten sich auf den Teil der Maschine, der dort stand, wo das Waffengeschäft gewesen war.
    Eine Maschine, und was für eine Maschine…!
    Sein Verstand war der Anstrengung kaum gewachsen, dieses riesige metallene Monstrum, dieses Ungetüm, das unter der Sommersonne in den blauen Himmel emporragte, zu erfassen.
    Fünf Metallblöcke, jeder einzelne dreißig Meter hoch, türmten sich übereinander; und diese einhundertundfünfzig Meter stromlinienförmigen Metalls endeten in einem Lichtstrahl, der sich wie eine hellglänzende Turmspitze weitere sechzig Meter in den Himmel bohrte und an Leuchtkraft der Sonne gleichkam.
    Es handelte sich tatsächlich um eine Maschine, nicht um irgendein Gebäude, denn der komplette untere Block wirkte wie lebendig durch eine Unzahl aufblitzender Lichter; die meisten waren grün, doch tauchten auch rote und hie und da blaue oder gelbe Lichttupfer auf. Während Fara dieses Schauspiel beobachtete, wurden genau vor ihm zweimal grüne Lichter übergangslos rot. Dem zweiten Block verliehen weiße und rote Lichter Leben – obwohl er nur einen Bruchteil der Lichtquellen des unteren Blocks enthielt. Der dritte Abschnitt hatte auf der stumpfen Metalloberfläche nur blaue und gelbe Lampen; sie blitzten vereinzelt in der großen dunklen Fläche auf.
    Der vierte Block bestand aus einer Reihe von Leuchtbuchstaben, die dem Ganzen Sinn gaben. Die komplette Aufschrift lautete:
     
    WEISS – GEBURTEN
    ROT – STERBEFÄLLE
    GRÜN – LEBENDE
    BLAU – EINWANDERUNG AUF DIE ERDE
    GELB – AUSWANDERUNG
     
    Der fünfte Block bestand ebenfalls nur aus Schrift und gab die letzte Erklärung:
     
    BEVÖLKERUNG
     
    SONNENSYSTEM
    –
    19174463747
     
    ERDE
    –
    11193247361
     
    MARS
    –
    1097298604
     
    VENUS
    –
    5141053811
     
    MONDE
    –
    1742863971
     
     
    Die Zahlen änderten sich, während er sie betrachtete, sie nahmen ständig ab oder zu. Menschen starben, kamen zur Welt, reisten zum Mars, zur Venus, zu den Jupitermonden, zum Erdmond, andere kamen zurück, landeten in jeder Sekunde auf Tausenden von Raumhäfen. Das war das Leben der Menschheit in seinem ganzen riesigen Ausmaß – und hier wurde die gigantische Statistik geführt. Hier war… »Sie stellen sich besser an«, sagte eine freundliche Stimme hinter Fara. »Die Behandlung eines jeden einzelnen Falles dauert einige Zeit, soweit ich weiß.«
    Fara starrte den Mann an. Er hatte den sicheren Eindruck, gerade mit sinnlosen Worten bombardiert worden zu sein. »Anstellen?« fragte er und verstummte abrupt.
    Blind bewegte er sich vor dem jungen Mann nach vorn; so mußte Wachtmeister Jor zum Mars gekommen sein, überlegte er – da fiel ihm plötzlich eine andere Formulierung des jungen Mannes ein: »Fall?« fragte er heftig, »jeder einzelne Fall?«
    Der junge Mann, ein etwa fünfunddreißig Jahre alter blauäugiger Bursche, schaute ihn verdutzt an: »Sie müssen doch wissen, warum Sie hier sind«, sagte er. »Aber sicher, man hätte Sie doch nicht hierher geschickt, wenn Sie nicht ein Problem hätten, das das Gericht der Waffengeschäfte für Sie lösen wird; aus welchem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher