Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Titan 22

Titan 22

Titel: Titan 22
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
Vom Netzwerk:
Porzellan, das Zündnadelgewehr, die Noten und der Notendruck, komplizierte Flaschenzüge, der Samenbohrer, Spielkarten (auf manchen alten kann man die maskierten Gesichter der Kinder noch immer sehen), die Violine, der Whisky, die mechanische Uhr.
    Es war ihnen natürlich verboten, irgendwelche Kräfte oder Maschinen mit Sekundäraspekten zu zeigen, weil die die Dinge stören würden. Aber sie störten zufällig, indem sie bauten, Werkzeuge machten, Armeen und Flotten aufstellten, Hafen und Kanäle bauten, Städte und Brücken konstruierten, und in ihrer Art zu denken und die Dinge aufzuzeichnen. Sie begannen etwas, das man nicht mehr umkehren konnte. Nur den einen Nachmittag waren sie hier, nur zwei oder drei Eretzi-Jahrhunderte, aber sie begannen einen Trend. Sie überwältigten durch die schiere Zahl ihrer neuen Erfindungen, und auf Eretz konnte es nie wieder einfach sein wie zuvor.
    Jener lange Nachmittag der Kinder war viele tausende Eretztage und -nächte. Die Kinder wurden des Spiels allmählich müde, und es ging auf den Abend zu. Das letztemal zogen sie aus, diesmal alle sieben zusammen.
    In den Körpern von Königen und ihren Damen schritten sie die hohe Straße in der Levante hinunter. Sie fragten sich, was sie als krönenden Schluß noch auf die Beine stellen könnten, als sich ihnen ein Pilger mit einem Stab in den Weg stellte.
    »Werfen wir doch den haarigen Eretzi um«, rief Ralpha. »Lassen wir nicht zu, daß er sich Königen in den Weg stellt!« Denn Ralpha war an jenem Tag König von Bulgarien.
    Aber sie warfen den Pilger nicht um, der Mann verstand mit seinem Stab umzugehen, und er schlug sie alle sieben zu Boden. Ihm bedeutete es nichts, daß sie die Hohen Leute der Welt waren, die Nationen ihre Befehle erteilten. Er legte sie alle flach.
    »Ihr jämmerlichen Kinder!« rief jener Pilger, während er sie zu Boden fegte. »Ihr flegelhaften kleinen Tölpel! So also vergeudet ihr euren Nachmittag auf der Erde? Ich will euch geben, was eure Väter vergessen haben.«
    Siebenfarbener Donner, wie er doch mit seinem Stab umzugehen verstand! Eine richtige Tracht Prügel versetzte er den Kindern und brach so manchen ihrer verlotterten Knochen. Wußte er, daß es nichts bedeutete? Verstand er, daß die Körper, die sie trugen, nur ihrem Spiel dienten?
    »Hör auf, alter Vater!« bettelte Michael Goodgrind, blutend und halb zerschlagen auf dem Boden liegend. »Hüte deinen blutigen Knüppel. Du weißt nicht, wer wir sind.«
    »Ich kenne euch«, verkündete der Pilger mit dröhnender Stimme. »Ihr seid unwissende Kinder, die den Nachmittag mißbraucht haben, den man euch auf der Erde gegeben hat. Ihr habt alles besudelt und ruiniert und verbogen, das ihr berührt habt!«
    »Nein, nein«, protestierte Ralpha, während er für seine lädierten Knochen neue einsetzte, »du verstehst nicht. Wir haben euch in einem unserer Nachmittage tausend eurer Jahre Fortschritt gebracht. Bedenk doch die Jahrhunderte, die wir euch erspart haben! Es ist, als hätten wir euer Leben um jene tausend Jahre verlängert.«
    »Wir haben alle Zeit der Welt«, sagte der Pilger ruhig. »Wir fühlten uns wohl und schritten ernsthaft auf unserem Weg, und er war nicht so krumm wie der, den ihr uns herübergebracht habt. Mit eurer Einmischung wurde unsere Sequenz gebrochen. Ihr habt uns mehr zurückgeworfen, als ihr uns Fortschritt gebracht habt. Ihr habt unsere Einheit zerschlagen.«
    »Schweine haben keine Einheit!« schrie Joan. »Wir haben euch Vielfalt gebracht. Denk nach! Denk an all die Maschinen, die wir euch gezeigt haben, das Bauen und die Technik, die wir euch gelehrt haben! Ich kann tausend Dinge nennen, die wir euch gegeben haben. Ihr werdet nie wieder die gleichen sein.«
    »Das ist wahr, die werden wir nie wieder sein«, sagte der Pilger. »Mag sein, daß ihr kein ungemischter Fluch seid, ich bin ein einfacher Mann und weiß das nicht. Sicherheit ist eines der Dinge, die ihr uns genommen habt. Aber ihr habt uns besudelt.
    Ihr habt das Spiel gespielt, das ihr ›Unmoral‹ nennt, und es uns Erdlinge gelehrt.«
    »Die hattet ihr bereits«, beharrte Laurie. »Wir haben nur Eleganz hineingebracht anstelle des Schweinischen.« Unmoral war Lauries Spiel, und sie mochte nicht, wenn man sich geringschätzig darüber äußerte.
    »Ihr habt viele Tausende von uns in euren Schlachten getötet«, sagte der Pilger. »Ihr seid eine bittere, Frucht – eine, die nur auf den ersten Biß süß schmeckt.«
    »Ihr hättet durch eigene Hand
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher