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Titan 18

Titan 18

Titel: Titan 18
Autoren: Brain W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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Besitznahme?«
    »Nun, Mr. Berkeley, was sollen wir tun, jetzt wo wir ein paar – Geschöpfe gesehen haben? Wieder abziehen? Einen ganzen Planeten voll Eisenerz verlassen, damit später das östliche Bündnis von ihm Besitz ergreift? Der Feind ist uns in seiner Technologie nicht weit unterlegen, Berkeley.«
    Er erwärmte sich für sein Thema, und sein Kopf hob sich, seine Schultern strafften sich.
    »Angenommen, diese Geschöpfe sind intelligent. Angenommen, sie besitzen in irgendeiner Weise Gefühle. Was würde aus ihnen werden, wenn das östliche Bündnis Anspruch auf diesen Planeten erhöbe? Unter uns werden sie wenigstens geschützt sein. Wir werden Reservate einrichten, wo sie in Frieden leben können. Offenbar leben sie in Höhlen unter der Erde; ich sehe keine Gebäude. Diese armseligen Pflanzen müssen ihre einzige Nahrung sein. Was für eine armselige Existenz sie jetzt haben! Das werden wir ändern. Wir werden ihnen ausreichend Nahrung beschaffen, Nahrung, um ihre leeren Mägen zu füllen – wenn sie Mägen haben –, und dann werden wir ihre abstoßende Blöße bekleiden. Wenn sie Verstand haben, um zu lernen, werden wir ihnen Arbeit in unseren Bergwerken und Fabriken geben, das wird sie mit Stolz erfüllen. Wir wären weniger als Menschen, Mr. Berkeley, wenn wir uns nicht unserer Pflicht stellten.«
    Das Licht der edlen Absicht leuchtete in seinem Gesicht. Seine eigene Beredsamkeit hielt ihn gebannt. »Wenn«, beendete er seine Rede, »wir uns um die Pflichten kümmern, wird die Vorsehung das Ihre tun!« Das war sehr gut. Hoffentlich würden sie so viel Geschmack besitzen, ihn damit zu zitieren. Es war eine schöne Zusammenfassung seines ganzen Charakters.
    Berkeley lächelte wehmütig. Es war nicht aufzuhalten. Es ging nicht darum; die Flagge aufzupflanzen oder den Planeten in Besitz zu nehmen. Der Kapitän hatte recht. Wenn nicht die westliche Allianz, dann ganz sicher die östliche Allianz. Seine Auseinandersetzung galt nicht dem Kapitän oder der Pflicht, sondern der Vorsehung. Die Angelegenheit sollte nicht jetzt entschieden werden. Sie war bereits entschieden worden – damals als der erste Affenmensch in das Baumnest eines anderen gekrochen war und ihm die Partnerin gestohlen hatte.
    Der Mensch nimmt. Ob durch barbarischen Raub oder indem er seine Pflicht erfüllt, wie es sorgfältig ausgeklügelte Diplomatie fordert – der Mensch nimmt.
    Berkeley drehte sich um und verließ den Kontrollraum.
    Draußen kühlte der Boden ab und sackte in sich zusammen. Der Wind flüsterte trocken über die rote Landschaft, fegte kleine Staubwirbel auf, trieb sie endlos von einem Ort zum anderen. Der Boden war jetzt nicht mehr so heiß, und in dem Maße, wie er abkühlte, schoben sich die Marsianer nach innen. Sie waren von dem Drang erfüllt, diesen Meteor so schnell wie möglich zu erreichen und ihn zu entfernen, dafür zu sorgen, daß das Wasser wieder floß.
    »Beobachtung meldet: Boden ist jetzt kühl genug für Ausstieg!« Die magischen Worte schienen die ganze Kabine zu erfüllen.
    »Landungstrupp bereithalten zum Ausstieg!« befahl Captain Griswold sofort.
    Die Signalglocken hallten durch das Schiff. Auch die Glocke in der Kabine des Lademeisters schlug an. Berkeley zog mit den anderen Wissenschaftlern seinen Schutzanzug an, stülpte sich den durchsichtigen Sauerstoffhelm aus Glassit über den Kopf und befestigte ihn. Gemeinsam mit den anderen stand er an der Luftschleuse und wartete auf den Kapitän.
    Und der Kapitän ließ sie nicht warten. In genau dem richtigen Augenblick, mit nur einem flüchtigen Blick auf die fotografischen Geräte, schritt der Kapitän vor seinen Offizieren zur Luftschleuse. Die luftdichten Türen des Korridors hinter ihnen schlossen sich, schlossen die ganze Gruppe vom Rest des Schiffes ab, machten den Korridor selbst zu einer großen Schleuse.
    Ein langes Seufzen ertönte, und dann schoben sich die riesigen Schleusentore träge zur Seite. Aus dem Korridor fegte Luft nach draußen, als der stärkere Innendruck sich mit der dünnen Marsluft mischte. Und mit der Luft fegten Fungusspuren, Viren und Mikroben nach draußen; die meisten von ihnen gingen unter den fremden Lebensumständen zugrunde, aber einige überlebten – und gediehen.
    Das rote Licht über der Schleuse blinkte. Die Offiziere, die Wissenschaftler, die bewaffneten Männer beobachteten das Licht gebannt. Jetzt blinkte es zum letztenmal. Die Schleusentore standen offen. Die große Rampe senkte sich zu Boden.
    In
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