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Tinnitus - Endlich Ruhe im Ohr

Tinnitus - Endlich Ruhe im Ohr

Titel: Tinnitus - Endlich Ruhe im Ohr
Autoren: Eberhard Biesinger
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mechanischen Impulses in einen elektrischen (Nerven-)Impuls mithilfe der Ausschüttung von Botenstoffen. Am synaptischen Spalt sind der Neurotransmitter NMDA (n-Methyl-D-Aspartat), Kalzium (Ca) und Glutamat (Glu) an der Weitergabe des Signals beteiligt.
    b: Bei der Schallverarbeitung durch die Haarzelle können Störungen auftreten, die an der Entstehung von Tinnitus beteiligt sind.
Wie kann das Innenohr Töne auseinander halten?
    Würde man die Hörschnecke des Innenohres ausrollen »wie einen zusammengerollten Schlafsack«, so würde einem deutlich, dass die 48000 Haarzellen nebeneinander angeordnet sind wie die Tasten eines Klaviers (s. Abb. →  S. 29 ). So wie am Klavier auch, ist praktisch jede dieser Sinneszellen für einen Ton verantwortlich. Dabei befinden sich die Sinneszellen für das Hören der hohen Töne nahe am Eingang der Hörschnecke (nahe des Steigbügels) und die Sinneszellen, die für das Tieftonhören verantwortlich sind, am EndederSchnecke. Aus dieser Anordnung wird ersichtlich, warum bei einem Lärmschaden zunächst das Hören für die hohen Töne beeinträchtigt wird: Am Eingang der Hörschnecke ist die Energie des Lärms noch so hoch, dass hier die Haarzellen eher beschädigt werden.
    Die Hörschnecke mit ihren ca. 48000 Sinneszellen ist das »Mikrofon« unseres Hörsystems. Hier werden die mechanischen Schallwellen, die von außen kommen, in elektrische Information umgewandelt. Unser Gehirn kann nur diese elektrische Information weiterverarbeiten.
Welche Störungen am Innenohr führen zu Tinnitus?
    Die mühsame, aber stetige Erforschung des Innenohres und der hörverarbeitenden Vorgänge im Gehirn machen uns heute eines deutlich: Es gibt nicht nur »den« Tinnitus, sondern eine Vielzahl von Fehlermöglichkeiten, die zu Tinnitus führen können. So lassen sich heute folgende Möglichkeiten einer Tinnitusentstehung im Innenohr darstellen (s. Abb. S. 28 ):
    Eine Schädigung der Härchenfortsätze. Die Härchenfortsätze sind sozusagen die Antennen der Hörsinneszellen. Immerhin besteht das Innenohr somit aus über 1 000 000 beweglicher mechanischer Teile!
    Eine Schädigung des Härchenapparates wird meist durch Lärm hervorgerufen. Chronischer Lärmeinfluss oder auch akuter Impulslärm durch Explosionenführen zu einer direkten Schädigung dieser mechanischen Teile. Diese Schädigung durch Lärm ist eine der häufigsten Ursachen für akute oder chronische Ohrgeräusche.
    Störungen im Bereich der lonenkanäle. Ein falscher Einstrom von Natrium bzw. Kalium in die Haarzelle kann zu einer Überreaktion und damit zur Auslösung von Ohrgeräuschen führen. Weshalb es zu einer Störung dieser Kanälchen kommen kann, ist noch nicht hinreichend geklärt. Eine Ursache sind jedoch Innenohrgifte wie zum Beispiel bestimmte Medikamente, zu denen auch Aspirin in hohen Dosen gehört.
    Eine Schädigung der lonenpumpen. Die kleinen Pumpen an der Seite der Haarzellen reagieren ebenfalls empfindlich auf Zellgifte. Hierzu gehören auch bestimmte Medikamente, aber auch sehr wahrscheinlich Genussgifte wie zum Beispiel Nikotin.
    Ein gestörter Motormechanismus. Die richtige Kontraktion der Zelle bei einer Schallerregung ist von entscheidender Bedeutung für unser genaues Hören. Der Motormechanismus der Haarzelle führt nicht nur zu einer Verstärkung des Schalles, sondern ermöglicht es, dass jede einzelne der 48000 Haarzellen ihr eigenes Signal zum Gehirn weiterleiten kann. Somit ist es uns möglich, auch aus einem uns umgebenden Dschungel von Geräuschen bestimmte Signale herauszuhören. Im Konzertsaal ermöglicht es diese Fähigkeit, dass wir einzelne Instrumente unterscheiden können.
    Ist dieser Mechanismus gestört, kommt es zum so genannten »Motortinnitus«. Hierbei kommt es zu willkürlichen und unkontrollierten Kontraktionen der Zelle, ähnlich wie bei Herzrhythmusstörungen.
    Ein besonderes Kennzeichen eines Motortinnitus besteht darin, dass er durch äußere Schalleinwirkung zum Verschwinden gebracht werden kann: Die betroffenen Patienten beschreiben, dass zum Beispiel durch das Geräusch eines Rasierapparates, beim Autofahren oder auch beim Hören bestimmter Instrumente der Tinnitus kurzzeitig verschwindet. In der Fachsprache heißt dieses Phänomen »Residuale Inhibition«.
    Ein solcher Motortinnitus eignet sich deshalb besonders gut zur Therapie mit Tinnitus-Maskern, wie es Teil der Retraining-Therapie ( S. 94 ) ist.
    Störungen im Bereich der Signalübertragung zum Hörnerv (Synapse). Die Forschung
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