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Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor

Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor

Titel: Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor
Autoren: Suzanne Frank
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war der Raum menschenleer.
    Cammy zog einen wuchtigen Schlüsselring aus ihrem Tagesrucksack und näherte sich einer Metalltür. Sie schloß auf, und wir traten ins Labor. Nachdem sie das Licht eingeschaltet und uns in einen weiteren Raum eingelassen hatte, trat Cammy an einen Schrank, der sich über eine ganze Wand hinzog, zog eine Plastikkarte durch einen Scanner, schloß die Schranktür auf, zog die Karte ein zweites Mal durch und tippte einen Code ein. Endlich öffnete sie die Tür und rollte eine lange Metallschublade heraus. Ich half ihr, das Riesending auf einem Tisch abzustellen.
    »Ihr seid hier ja besser gesichert als Fort Knox!« entfuhr es mir. »Ist der Papyrus in Gold gefaßt?«
    Mit leise bebenden Händen schloß Camille die Schublade auf. »Was wir gefunden haben, ist viel wertvoller als Gold. Es ist Wissen. Obwohl wir noch keine Erklärung für das haben, was sich in diesen Kisten befindet.« Sie deutete auf die Schublade. »Aber das allermindeste ist, daß wir darauf achtgeben.« Sie klappte den Deckel zurück. »Die Papyri, die wir ausgerollt haben, liegen zwischen Glasplatten. Es ist ein großer Fund – wir schätzen, daß es insgesamt über fünfzig Rollen sind.« Wir standen im Halbdunkel nebeneinander. »Ich habe so eine Ahnung, daß diese Rollen genauso bedeutsam sein werden wie die aus dem Toten Meer«, murmelte sie und knipste dabei die eigens entwickelte Untersuchungslampe an.
    Sie waren verblüffend un-ägyptisch.
    Plötzlich begann ich zu zittern und faßte nach meinem silbernen Ankh-Anhänger, um dessen Wärme in mein unterkühltes Blut sickern zu lassen. Die Rolle hatte eine Größe von etwa sechzig Zentimetern auf einen Meter. Der Papyrus war zu einem blassen Honiggelb gealtert, und die Ränder waren ausgefranst.
    Die Zeichnung darauf zeigte ein Dorf aus Lehmziegeln. Im Unterschied zu den zweidimensionalen Profilmalereien, die so typisch für die ägyptische Kunst sind, war dieses in einer realistisch wirkenden Perspektive dargestellt. Die Menschen waren nicht in Djellabahs gekleidet, wie es auf einem heute gezeichneten Bild der Fall gewesen wäre, sondern trugen altägyptische Schurze und enge Kleider.
    Cammy schob die Glasplatte beiseite, und ich starrte auf minutiös wiedergegebene Zeichnungen von Granatäpfeln, Feigen, Trauben, Honigklee, Palmen und verschiedenen anderen Pflanzen, die ich nicht ohne weiteres zu identifizieren vermochte. Unter jeder stand, wie ich annahm, der Name in Hieroglyphen. Fassungslos sah ich Cammy an.
    »Cammy, bist du sicher, daß dir da keiner einen Streich gespielt hat?«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Der Papyrus ist antik. Wie ich den Inhalt erklären soll, weiß ich nicht. Das nächste ist das Meisterwerk; es war zusammengesetzt und außen extra eingeschlagen worden, wahrscheinlich weil es empfindlicher ist als die anderen.«
    Ich starrte auf die riesige, ausgebreitete Rolle. Im Gegensatz zu den anderen war sie quadratisch – etwa einen Meter sechzig auf einen Meter sechzig groß und ganz und gar mit einer detaillierten Illustration bedeckt – anders konnte man es nicht bezeichnen. Man sah eine breite Straße voller Menschen, Gegenstände und Tiere. In der Ferne erhob sich ein riesiges Tor, das sich von dem farblich fein abgestuften Himmel abhob. Ich schaute genauer hin. Anders als es oft bei Zeichnungen mit so vielen Details der Fall ist, waren viele Gesichter deutlich zu erkennen, und jedes war anders gezeichnet. Eine Mutter und ein Kind unterhielten sich über eine Gänseherde hinweg, die Mutter unter dem Gewicht eines Säuglings gebeugt, den sie auf dem Rücken trug, während das Mädchen sein krauses Haar mit einem Tuch um ihre Stirn gebändigt hatte. Ein alter Mann, dem der Bart bis auf die Brust reichte, stützte sich, umgeben von Schafen, schwer auf seinen Stock. Von der Perspektive des Künstlers aus gesehen rechts, sah man einen Mann.
    Er war für alle Zeit in seiner Bewegung erstarrt, den Kopf halb über die Schulter gewandt, als scherze er mit dem Künstler. Sein Gesicht war schmal und hatte hohe Wangenknochen, wodurch die langwimprigen Augen und die mit dicker ägyptischer Schminke verlängerten, dichten Brauen betont wurden. Sein Profil war glatt, die gerade Klinge seiner Nase mündete in volle Lippen und ein kantiges Kinn. Schwarzes Haar reichte ihm bis an Hals und Ohren und umrahmte einen Ohrring mit atemberaubenden Steinen.
    Mir stockte der Atem. Es war ein Meisterwerk. Er wirkte so echt. Winzige Furchen gruben sich in meine
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