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Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor

Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor

Titel: Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor
Autoren: Suzanne Frank
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Fingerspitzen, so umkrampfte ich meinen Anhänger. Dunkle Bartstoppeln überzogen Kinn und Wangen des Mannes, und um Mund und Augen waren Falten zu erkennen. Er sah so aus, als wollte er eben zur Pointe ansetzen.
    »Ich kann ihn fast lachen hören«, hauchte ich.
    Camille war meiner Meinung. »Das Eigenartigste daran ist, daß dies die Darstellung einer ägyptischen Stadt zu sein scheint, und daß alle zur ägyptischen Grenze hin ziehen, die durch das Tor mit der Kobra und dem Geier symbolisiert wird, daß aber trotzdem nur wenige der abgebildeten Menschen Ägypter zu sein scheinen.«
    Cammy legte die anderen Bilder darüber.
    »Das ist alles, was du hast?«
    »Ja«, antwortete sie. »Es gibt noch viel mehr Rollen, aber die sind noch nicht ausgebreitet worden. Das ist eine sehr mühselige und zeitaufwendige Arbeit.« Ich sah zu, wie sie alle Spuren unseres unerlaubten Besuchs beseitigte.
    »Wie erklärst du dir das alles?« fragte ich, als wir wieder auf der Straße standen.
    »Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Es gibt keine Berichte über einen Massenexodus während der Zeit Thuts des Dritten – der hat in der Zeit von Ramses dem Großen stattgefunden, falls es ihn überhaupt gegeben hat. Wir wissen, daß Thut der Dritte ein Eroberer war, der viel Zeit außerhalb von Ägypten zubrachte und andere Völker unterwarf. Selbst wenn wir uns irren, was die ungefähre Zeit angeht, so haben wir keine Berichte über die Regentschaft seiner Vorgängerin Hatschepsut und nur magere Informationen über die Regentschaft seines Thronfolgers.«
    Wir bogen auf die Hauptstraße ein. Von den Kreuzfahrtschiffen entlang dem Kai wehten Geräusche zu uns herüber: Männer- und Frauenlachen, Klaviermusik und das allgegenwärtige arabische Radio. Wir gingen in einvernehmlichem Schweigen, und ich sann darüber nach, was ich gesehen hatte.
    »Ist es möglich, daß du dich irrst, was die Dynastie angeht? Könnten sie aus der Zeit eines anderen Pharaos stammen?«
    »Die Papyri stammen aus der Zeit Thuts. Es gibt einfach keine Erklärung für die Arbeiten und dafür, wie sie angefertigt wurden. Gibt es vielleicht einen Aspekt des alten Ägyptens, der uns völlig entgangen ist? Selbst die naturalistischsten Kunstwerke sind ausschließlich zweidimensional.« Sie seufzte und lachte dann. »Wenn wir auf so was stoßen, kommt mir die gesamte Wissenschaft der Ägyptologie plötzlich nur noch wie ein gelehriges Ratespiel vor.«
    Ich reagierte, ohne nachzudenken. »Das ist sie sowieso.«
    Cammy seufzte im Dunkeln. »Das ist deine Meinung. Unsere Ratereien werden immer gelehrter. Wir sind in der Lage, die Dinge mit größerer Gewißheit festzustellen. Wir haben Fakten.«
    »Wie …?« fragte ich nach, wider Willen fasziniert.
    »Wie Senmut. Er war Großwesir am Hofe Hatschepsuts. Fünf Jahre vor dem Ende ihrer Regentschaft gibt es plötzlich keine weiteren Unterlagen mehr über ihn. Sein Bildnis wurde in ihren Tempel in Deir El-Bahri gemeißelt und wieder entfernt. Sein Leichnam wurde nie gefunden. Es gibt ein paar Hinweise darauf, daß Ägypten während dieser letzten fünf Jahre einige innere Unruhen erlebte, wir wissen aber nicht welche und warum. Wir wissen auch, wann Hatschepsut starb, aber nicht wie. 1458 vor unserer Zeitrechnung folgte ihr Thut der Dritte. Das sind Tatsachen.«
    Ich sah meine Schwester an, während das Licht vom Fluß gleichermaßen auf unseren beiden Gesichtern spielte. »Was ist, wenn du entdeckst, daß Senmut seinen Namen geändert und noch lange Jahre gelebt hat? Oder daß Hatschepsut verbannt und die Gemahlin eines fremden Königs wurde? Was du als Fakten bezeichnest, kommt mir wie reine Theorie vor. Man kann sie weder beweisen noch widerlegen. Meine Vorstellung von Tatsache ist …« Ich suchte nach einem Beispiel aus meiner Welt. »Rot und Blau ergeben Violett. Ganz gleich wie oft, unter welchen Umständen oder mit welcher Methode, wenn man Rot und Blau mischt, erhält man einen Violett-Ton. Jedesmal.«
    Cam sah mich entnervt an. »Paß auf, Chloe, niemand wird jemals irgend etwas mit absoluter Sicherheit wissen. Wir können nicht beweisen, daß Gott existiert. Wir können auch nicht beweisen, daß er oder sie nicht existiert. Niemand wird jemals aus dem alten Ägypten zu uns herreisen und uns erklären, daß wir recht oder unrecht haben, was die Reihenfolge der Pharaonen angeht. Jedes kleine Krümelchen neuen Wissens macht uns menschlicher, egal ob es nun deiner Definition einer Tatsache entspricht oder
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