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Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor

Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor

Titel: Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor
Autoren: Suzanne Frank
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waren. Ist dir eigentlich klar, daß sogar deine Ausschneidepuppen Ägypterinnen waren?«
    Cammy lachte. »Na gut, vielleicht war ich ein bißchen fanatisch. Das liegt in der Familie.«
    »Wo bin ich denn fanatisch?« fragte ich dämlich.
    »Bei unseren Wurzeln.«
    Da mußte ich ihr allerdings recht geben.
    Meine Wurzeln hatten mir stets Halt gegeben, selbst während meiner Kindheit in anderen, fremden Ländern. Wurzeln, die mich auf mein europäisches Erbe und meine SüdstaatenFamilie stolz sein ließen. Wurzeln, deren wichtigste eine eisenharte, kamelienweiche Großmutter gewesen war: Mimi, meine beste Freundin und mein Anker bis zu ihrem Tod vor sechs Monaten.
    Ich erwachte unausgeruht und den Kopf nach wie vor voller verstörender Träume. Uralter Träume. Träume von Tod, Leidenschaft, Besessenheit. Normalerweise nicht meine Kost. Ich träume viel eher davon, Cadillac-Anzeigen umzuschreiben oder Dinnerparties mit Monet und Michelangelo zu feiern. Oder besser noch, eine Coca-Cola-Kampagne zu leiten. Aber das Gefühl wollte sich nicht abschütteln lassen. Eine eindeutig arabisch anmutende Impression, exotisch, schwelgerisch und sinnlich. Ich schüttelte den Kopf. Offensichtlich waren Pommes frites mit Kichererbsen-Dip vor dem Schlafengehen keine gute Idee.
    Der Tag verstrich im Jet-lag-Dunst, doch zumindest gelang es mir, ein paar Postkarten zu schreiben, ein paarmal zu essen und mich zur Hälfte durch Agatha Christies altägyptischen Krimi zu arbeiten. Dann schwang Cammy die Peitsche, und es wurde ernst mit dem Touristenprogramm. Um sieben Uhr früh ließ sie mich durch das Tal der Könige wandern, danach folgte eine ausgedehnte Tour durch den Deir El-Bahri, den Grabtempel der Königin Hatschepsut. Allerdings war man damals, wie Camille mir erklärte, entweder Pharao, was wörtlich übersetzt »Großes Haus« hieß, oder man war Untertan. Da es kein Wort gab, das auf eine Königin als absolute Monarchin gepaßt hätte, waren alle Verweise auf Hatschepsut männlich. Darum wurde sie gewöhnlich auch als Mann dargestellt.
    Camille dozierte in ihrer Vorlesungs-Stimme: »Niemand weiß, wie es dazu kam, daß ihr Tempel, ihre Obelisken und die übrigen Monumente symbolisch zerstört wurden –«
    Ich fiel ihr ins Wort. »Symbolisch zerstört?«
    »Ja. Ihr Name wurde ausgelöscht, verstehst du? Und ohne einen Namen war ihr das Leben nach dem Tod verwehrt; wenn jede Erinnerung an sie ausgelöscht wurde, wurde sie damit auch im Jenseits ausgelöscht. Namen waren äußerst wichtig; selbst die wahren Namen der Götter wurden geheimgehalten, um sie zu schützen. Zum Beispiel bedeutet ›Amun‹ wörtlich ›Der Verborgene‹ was mit ein Grund dafür ist, daß er solche Macht hatte. Indem man Hatschepsuts Name ausradierte, machte man sie also zu einer Unbekannten, die durch die Zeit und die Ewigkeit irren muß.«
    Ich betastete die ausgemeißelte Kartusche.
    »Wie gemein! Ich habe gedacht, Pharaonen wurden, ungeachtet ihres Geschlechts, als menschgewordene Götter verehrt? Wer hätte so etwas befehlen können?«
    Während ich sprach, drehte sich mir der Magen um. Ich spürte, wie etwas um mich herum weiter wurde, wie der Raum anwuchs, als würde ich über einem Abgrund schweben; unvermittelt roch ich Zitrus und Weihrauch. Ich blinzelte hastig, streckte den Arm aus, um mich an den grellweißen Steinmauern festzuhalten, und versuchte, die verschwommenen Bilder wieder zur Ruhe zu zwingen.
    Ich sah Cammy an. »Wie?«
    »Ich habe gesagt: ›Du hast mehr über Ägypten aufgeschnappt, als du glaubst, Schwesterherz‹«, wiederholte Cammy.
    »Und was hast du davor gesagt?«
    Sie runzelte die Stirn, offensichtlich verwirrt. »Davor?«
    »Ja. Du hast mich irgendwie genannt, es hat mit ›R‹ angefangen; ein Wort, das ich noch nie gehört habe. Re-irgendwie? Oder vielleicht war es Ra …«
    Cam bedachte mich mit einem schiefen Blick. »Hatschepsuts Geist muß dir zusetzen, Chloe, ich habe überhaupt nichts zu dir gesagt. Geht es dir nicht gut? Hast du zuviel Sonne abgekriegt?«
    Ich blickte über die säulenbestandene Terrasse. »Nein, es geht schon. Wahrscheinlich war es nur der Wind oder so.«
    »Wahrscheinlich. Manchmal pfeift es ganz schön durch die Anlage hier.« Sie fing mit einer Hand ihr wehendes Haar ein, drehte es geschickt zu einem Knoten und steckte ihn mit ihrem Stift fest. »Um deine Frage zu beantworten, die meisten Historiker und Archäologen nehmen an, daß Thutmosis der Dritte Hatschepsuts Hinterlassenschaft entstellt
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