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Tim und Charlie (Tim: Teil 2) (German Edition)

Tim und Charlie (Tim: Teil 2) (German Edition)

Titel: Tim und Charlie (Tim: Teil 2) (German Edition)
Autoren: Tobias Jäger
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hinter mich gebracht hatte.
    Charlie meint, mein Trainingsplan hätte mich umbringen müssen. Ich sehe das jedoch ein bisschen anders.
    Wir standen um 5:42 Uhr auf und fuhren zur Schwimmhalle. Ich hatte nach wie vor einen Schlüssel und konnte sie jederzeit nutzen. Dort trainierte ich bis um 8.00 Uhr, weil wir danach zum Frühstück nach Hause fuhren.
    Kurz nach 9 waren wir zurück am Pool, damit ich drei weitere Stunden bis zum Mittagessen trainieren konnte.
    Nach dem Mittag fuhr ich nach St. Paul, um 2 Stunden auf dem Schwebebalken oder dem Trampolin entspannen konnte.
    Um 15:30 Uhr oder 16:00 Uhr war ich zurück in der Schwimmhalle für meine nächste Trainingseinheit.
    Dann ging es nach Hause zum Abendessen, um anschließend noch einmal 2 Stunden meine Sprünge zu üben.
    Zuhause kümmerte ich mich dann um Charlie und wir gingen früh ins Bett, weil ich um 5:42 Uhr wieder aufstehen musste. Das wiederholte sich jeden Tag in den nächsten Wochen.
    Ich wiederholte meine Sprünge, bis sie perfekt waren, übte die nächsten und kam zu den anderen Sprüngen zurück. Entweder Carl, Charlie oder Coach Nelson waren mit mir am Pool, aber ich konzentrierte mich hauptsächlich auf meine Sprünge.
    Ab und zu bat ich sie um Kommentare, aber ansonsten bekam ich nicht viel davon mit, dass sie da waren.
    Genauso wie ich beim Springen alles andere ausblendete, konnte ich beim Essen oder anderen Sachen das Turmspringen ausblenden. Beim Essen sprachen wir nie darüber und in unserem Zimmer hatten wir natürlich andere Sachen im Kopf, die in diesem Moment wesentlich wichtiger waren.

    Ein paar Tage nach meiner Abschlussfeier erhielt ich einen Anruf, den Mom entgegen nahm, weil ich nicht da war. Sie bat den Anrufer, es am Abend noch einmal zu versuchen. Mom erkannte die Stimme nicht und der Anrufer nannte auch keinen Namen.
    Am Abend nahm ich den Anruf entgegen und der Anrufer stellte sich als Leon vor. Ich wusste mit dem Namen nicht gleich etwas anzufangen. Als er mir erklärte, dass er meinen Namen und meine Nummer von Big Paul bekommen hatte, ging mir ein Licht auf. Es war einer der beiden Jungs, die Paul und sein Team beschützt hatten.
    Ich fragte ihn, ob ich das richtig im Hinterkopf hatte.
    »Ja. Paul und das Ringer-Team waren unglaublich. Gerade als Jimmy und ich dachten, dass wir uns eine neue Schule suchen müssten, kam Paul zu uns und fragte uns, wo wir wohnten. Wir sagten es ihm und er meinte, dass er in die gleiche Richtung gehen müsse. Dann fragte er, ob er mich begleiten dürfe. Ich glaube nicht, dass ihm meine Sexualität besonders sympathisch war, aber in seiner Welt verprügeln die Leute nicht einfach andere Leute. Nach seiner großen Niederlage in Ann Arbor hat er sich aber sehr verändert. Er kam irgendwie als neuer Mensch zurück. Plötzlich fing er an, Jimmy und mir Fragen zu unserer Sexualität zu stellen, ob wir uns geoutet hätten oder wie es bekannt geworden ist. Er war richtig verständnisvoll. Ich bin mir nicht sicher, ob seine Niederlage der Grund dafür war, oder weil er dich kennengelernt hat.«
    »Ich denke, dass es damit zu tun hat, dass er mich und einen Haufen wirklich guter Freunde von mir kennengelernt hat«, gab ich zu. »Unter anderem auch den Jungen, der ihn geschlagen hat.«
    »Jimmy und ich wussten es immer zu schätzen, was er für uns getan hat. Aber bis auf dass er uns nach Hause begleitete, hatten wir nicht viel mit ihm zu tun. Mittlerweile sind wir aber so etwas wie Freunde geworden.«
    »Machen sich die Leute über Paul lustig, weil er euch nach Hause bringt oder mit euch redet?«
    »Nicht viele Leute würden es in Betracht ziehen, sich mit Paul anzulegen. Ich habe nie gesehen, dass er jemanden geschlagen hätte, aber er kommt ziemlich hart rüber. Ich denke nicht, dass jemand ihn auf die Probe stellen würde.«
    »Warum rufst du eigentlich an?«
    »Ich bin mir nicht sicher«, gab Leon zu. »Ich brauchte einfach jemanden zum reden. Jimmy und ich kennen niemanden sonst, der schwul ist. Und seitdem Paul mir deine Karte gegeben hat, versuche ich den Mut zusammen zu kratzen, um anzurufen.«
    Wir unterhielten uns noch eine Weile weiter. Jimmy und Leon waren isoliert und nicht gerade in einer schwulenfreundlichen Umgebung. Ihre Schule war wenigstens sicher, wenn auch nicht gerade freundlich.
    Ich forderte ihn auf, auch Jimmy dazu zu bringen, mal anzurufen. Das tat er auch ein paar Tage später.
    Charlie nahm den Anruf entgegen und die beiden sprachen so ziemlich über das gleiche wie Leon und
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