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Tiffany Duo Band 0142

Tiffany Duo Band 0142

Titel: Tiffany Duo Band 0142
Autoren: Fiona Brand Gina Wilkins Karen Templeton
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brauchte. Und jetzt brauchte sie ihn wahrlich dringend. Anna war nicht sicher, was oder wer er war. Ein Engel? Nein, sicher nicht. Er war wohl schön genug, um einer zu sein. Doch da war noch diese Energie, diese körperliche Kraft, die nicht zu einem Engel passte.
    Bestimmt war er ein Ritter. Ihr Ritter.
    Annas Lider flackerten. Sie fühlte sich betäubt, verwirrt, gefangen. Am liebsten wäre sie an jenem geheimen Ort mit ihrem Ritter, allein mit ihm … Sie drohte ohnmächtig zu werden – die Kälte des Flusses legte sich lähmend auf sie. Wieder hörte sie ihren Namen rufen. Lauter jetzt, durchdringender. Mit ihrem letzten Rest an Kraft riss sie die Augen auf.
    William beugte sich vor, war jetzt direkt über ihr, und einen Moment lang glaubte Anna, er würde ebenfalls in den Fluss fallen. Seine starke Hand legte sich um ihr Gelenk und sie spürte die Wärme seiner Haut.
    Abrupt wurde sie ans Ufer gezogen, ihr Körper so schlaff wie der einer Puppe. William sprach mit ihr, leise tröstende Worte, zog seine Jacke aus und hüllte sie darin ein.
    Da erschien Henry wieder. Anna fühlte den Zorn ihres Stiefvaters. Schon vor langer Zeit hatte sie gelernt, dass sie Gefühle der anderen spüren konnte, auch wenn diese sie zu unterdrücken versuchten. Manchmal machte ihr diese Gabe Angst, doch jetzt war sie dankbar darüber. Ihr Stiefvater hasste sie bis aufs Blut, das spürte sie. Anna war gewarnt. Henry de Rocheford trachtete ihr nach dem Leben.
    Sie versuchte zu sprechen, doch ihre Stimmbänder waren ebenso starr wie ihr ganzer Körper. Sie warf die Arme um Williams Hals und umklammerte ihn, wie sie vorhin den Stamm umklammert hatte. Er hielt sie fest.
    Wie aus weiter Ferne hörte sie Wortfetzen. Henry sprach, mit seiner sanften schmeichelnden Stimme. “Versuchte, sie zu retten … so labil wie ihre Mutter. Sie braucht besondere Fürsorge.”
    Leise vernahm sie Williams Stimme. Er sagte das Wort “Sanatorium”.
    Ein Schluchzen entrang sich Annas rauer Kehle, als sie das Gesicht an seine breite Brust presste. Wenn man sie in ein Sanatorium brachte, würde sie in Sicherheit sein.
    Für eine Weile.
    Sie braucht mich.
    Der siebzehnjährige Blade Lombard schüttelte den Traum ab. Er atmete schwer. Einen Moment lang war er wie erstarrt und wusste nicht, wo er sich befand.
    Bleiches Mondlicht erhellte das Zimmer und fiel auf den Bücherstapel auf seinem Schreibtisch. Leise fluchend sprang er aus dem Bett, ging nackt zum Fenster und öffnete es weit. Der kalte Boden holte ihn zurück in die Wirklichkeit, während er beide Hände auf den Sims stemmte, sich hinauslehnte und tief die kalte Nachtluft einatmete. Er roch den vertrauten Duft der Rosen seiner Mutter, den frisch gemähten Rasen, und der Schweiß auf seinem Körper trocknete.
    Blade schüttelte den Kopf, um das bedrängende Gefühl loszuwerden, diese Ahnung einer Verzweiflung, die ihn umklammert hielt.
    Obwohl er erst siebzehn war, maß er über einen Meter achtzig. Er war breitschultrig – ein ausgewachsener Mann. Verdammt, wenn er schwitzend und zitternd erwachte, dann doch bitte wegen einem erotischen Traum! Und nicht, weil ein Mädchen seinen Namen gerufen hatte, weil er den schwarzen Strudel gesehen hatte, der sie in die Tiefe zu ziehen drohte, weil er spürte, dass sie fror und Angst hatte.
    Wenn sie wirklich außerhalb seiner Träume existierte, dann konnte er ihr nicht helfen. Er wusste nicht einmal, wo sie war,
wer
sie überhaupt war.
    Was waren das für Träume?
    Er wusste nur, dass dieses Mädchen ihn seit einem Jahr verfolgte, und dass sie einsam war – so einsam, dass er es auch körperlich spüren konnte.
    Blade stieß sich vom Fenster ab und durchquerte das Zimmer, leise, um seine Brüder nicht zu wecken, die die Zimmer rechts und links von ihm bewohnten. Er war zu aufgewühlt, um wieder einschlafen zu können.
    Über eines aber war er sich sicher: Sollte er jemals einem Menschen erzählen, dass er Stimmen hörte, und das kleine Mädchen so real war für ihn, dass er sich wirklich um sie sorgte, dann würde man ihn für verrückt halten.

1. KAPITEL
    Auckland, Neuseeland, Gegenwart
    Es regnete, als Anna die Bibliothek verließ. Sie zog ihren Regenmantel an, während die schweren Doppeltüren hinter ihr abgeschlossen wurden und der große schweigsame Mann, der so spät die Aufsicht geführt hatte, die Kapuze seines weiten schwarzen Umhangs aufsetzte und in der Nacht verschwand.
    Anna strich sich das lange Haar aus dem Gesicht und schritt die Holztreppe
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