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Tiffany Duo Band 0142

Tiffany Duo Band 0142

Titel: Tiffany Duo Band 0142
Autoren: Fiona Brand Gina Wilkins Karen Templeton
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hinunter. Sie hielt ihre Aktentasche fest in der Hand und stellte sich darauf ein, bis auf die Haut durchnässt zu sein, ehe sie ihre Wohnung erreichte.
    Wie immer ging sie abseits des Lichts der Straßenlaternen, musterte die Straße, die Autos. Alles schien in Ordnung zu sein, doch ihr Gefühl sagte etwas anderes. Sie fühlte sich verfolgt.
    Ein Schauder erfasste sie, und das kam nicht von der Kälte allein. Sie dachte daran, was sie heute Morgen in der Zeitung gelesen hatte – eine Notiz, in der sie offiziell für tot erklärt wurde.
    Sie hätte mit so etwas rechnen müssen. Ihr Stiefvater Henry de Rocheford hatte wahrscheinlich genau wie sie an ihren bevorstehenden Geburtstag gedacht und daran, was dieser Tag für sie beide bedeutete. Seit Jahren war sie auf der Flucht vor ihm, doch jetzt war Henrys Geduld scheinbar zu Ende.
    Er wollte ihren Tod.
    Ihr wurde übel. Und sie hatte Angst.
    Es war Henry nicht gelungen, sie umzubringen. Noch nicht. Den letzten Versuch hatte er vor sieben Jahren unternommen, danach hatte sie sich versteckt. Jetzt schien er offensichtlich einen anderen Weg gefunden zu haben, sie loszuwerden. Eine legale Möglichkeit, sie für immer vom Hals zu haben. Pünktlich vor ihrem siebenundzwanzigsten Geburtstag, wenn sie die Kontrolle über das Minenunternehmen ihres Vaters bekommen würde.
Tarrant Holdings
war bisher treuhänderisch für Anna verwaltet worden. Das sollte sich nach ihrem Geburtstag ändern.
    De Rocheford war ein kluger und mächtiger Mann, dazu gut aussehend und charismatisch. Er war der Halbbruder ihres Vaters, und obwohl er keine unmittelbaren Ansprüche auf das Erbe seines Bruders besaß, leitete er die Gesellschaft seit seiner Heirat mit Annas Mutter kurz nach Hugh Tarrants Tod.
    Ein vorbeifahrendes Auto spritzte kaltes Wasser auf sie. Anna ging schneller. Ihre kurzen Schritte klangen seltsam erstickt, gedämpft von Nebel und Regen. Als sie von der Helligkeit des Parkplatzes der Bibliothek in die schlecht beleuchtete Gasse bog, die den Ambrose Park begrenzte, hatte sie die merkwürdige Ahnung, dass die Nacht sie ganz verschlingen könnte.
    Sie hätte nicht so lange in der Bibliothek bleiben sollen. Das würde ihr morgen leid tun, wenn sie in
Joe’s Bar und Grill
wieder zwölf Stunden auf den Beinen sein musste. Eigentlich hatte sie nur über den Nachmittag in die Bibliothek gehen wollen, um an ihrem Roman weiterzuschreiben. Doch sie war nicht bei der Sache gewesen. Sie hatte nur an diese verdammte Zeitungsnotiz gedacht und an ihren Versuch, ihren Anwalt zu kontaktieren.
    Der Versuch war gescheitert.
    Emerson Stevens war vor ein paar Wochen bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Am Empfang der Kanzlei war man höflich, aber reserviert gewesen: Wenn Anna mit einem Anwalt sprechen wolle, solle sie bitte einen Termin vereinbaren. Das überraschte Anna nicht, immerhin war sie in ihrer Serviererinnenuniform gekommen, mit dem Schriftzug von
Joe’s Bar und Grill
quer über der Brust, und hatte sich unter dem Namen Johnson vorgestellt. Emerson Stevens war der Einzige gewesen, der wusste, wer sie in Wahrheit war. Und jetzt war er tot. Anna bekam einen Gedanken nicht aus ihrem Kopf: Ging dieser Autounfall auch auf Henrys Konto? Die Dame am Empfang der Kanzlei hatte ihr erzählt, dass der Unfallverursacher Fahrerflucht begangen hatte.
    Das schäbige Licht über dem Eingang zum Ambrose Park war die einzige Lampe, die nicht zerbrochen oder gestohlen war. Tagsüber konnte man in diesem Park schön spazieren gehen, doch nachts verfügte er über keinerlei Charme.
    Anna hörte ein Geräusch. Leise Schritte direkt hinter ihr. Ihre Nackenhaare sträubten sich.
    Sie duckte sich instinktiv, wich aus und fühlte einen kühlen Luftzug, als etwas an ihrem Kopf vorbeisauste. Schnell schlug sie mit ihrer Aktentasche zu. Sie hörte einen leisen Fluch, ein Stöhnen, als die Person, die versucht hatte, sie zu schlagen, auf dem nassen Boden ausglitt, stürzte und sie um ein Haar mit sich gerissen hätte.
    Ein Stiefeltritt traf sie schmerzhaft ans Knie. Anna schwankte, versuchte das Gleichgewicht zu halten und ließ beinahe ihre Tasche fallen. Als sie sich umdrehte, sah sie, wie ihr Angreifer wieder aufstand. Er hielt ein Gewehr in der Hand.
    Die Zeit schien langsamer zu vergehen, dann stillzustehen. Anna erstarrte.
Renn um dein Leben
. Da sprang sie instinktiv in die Dunkelheit.
    Jetzt galt es schnell zu überlegen. Der Park bot ihr gute Möglichkeiten, sich zu verbergen, die Bäume lagen näher als
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