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Tiffany Duo Band 0142

Tiffany Duo Band 0142

Titel: Tiffany Duo Band 0142
Autoren: Fiona Brand Gina Wilkins Karen Templeton
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dunkle Rüstung tragen, einen Helm unter dem Arm, Gesicht und Haar feucht vom Schweiß, während er triumphierend lächelte über einen weiteren Sieg. Er sollte nicht hier sein. Nicht jetzt. Er gehörte an hundert andere Orte, in andere Zeiten, zwischen die Seiten des Romans, den sie schrieb.
    Anna fragte sich, ob sie ihn heraufbeschworen hatte, ob der Schock über den Angriff vorhin oder der Schlag auf ihren Kopf vielleicht ihren Verstand getrübt hatte.
    Falls sie halluzinierte, so war es jedenfalls eine schöne Halluzination. Besser als die Traumbilder und alles, was sie sich jemals vorgestellt hatte.
    Sie holte tief Luft, spürte den Geruch von Schlamm, Gras und Regen und einen männlichen Duft. Und dieser Duft traf sie wie ein Schlag.
    Er war hier. Sie träumte nicht. Wer auch immer dieser Fremde sein mochte, er war real.
    Blade betrachtete die Frau im fahlen Licht der Taschenlampe. “Ich muss Sie von hier wegbringen, Sie brauchen einen Arzt”, murmelte er.
    Seine tiefe Stimme verursachte ihr ein Schaudern, wie eine Vorahnung.
    Er legte die Fingerspitzen an ihre Wange. “Wenn Sie nicht laufen können, werde ich Sie tragen.”
    Anna packte seine Hand, deren Berührung sie verwirrte. Es entging ihr nicht, dass seine Hände rau waren. Nicht wie die eines Städters.
    “Kein Krankenhaus”, sagte sie so ruhig, wie sie konnte. “Ich bin gestolpert und gestürzt. Habe mir den Kopf angeschlagen. Es ist nur eine Beule. Ich …” Sie holte tief Luft und setzte sich stöhnend auf. “Ich kann gehen. Meine Aktentasche. Ich brauche meine Tasche.”
    “Sie ist hier.”
    Ihre Tasche! Gott sei Dank! Anna war so erleichtert, dass sie beinahe in Tränen ausgebrochen wäre. “Gut”, sagte sie schwach und konnte ein Zittern nicht unterdrücken. “Das ist gut.”
    Sie durfte es nicht riskieren, die Tasche zu verlieren. Darin war alles, was für sie von Bedeutung war. Ihr Laptop und die Disketten. Die Notizen für ihr Buch. Genügend Geld, damit sie, wenn es nötig war, ihr schäbiges kleines Apartment verlassen und überleben könnte, bis sie anderswo eine Bleibe und einen Job gefunden hatte. Nicht zu vergessen die vielen Zeitungs- und Zeitschriftenausschnitte, die sie mit den Jahren gesammelt hatte: Immer wenn ein Journalist über die vermisste Tarrant-Erbin berichtete. Am wichtigsten aber war der Inhalt ihres Portemonnaies: Kreditkarten, Führerschein, Reisepass.
    Die Dokumente und Fotos bewiesen zwar nicht ihre Identität – sie könnte sie auch von jemandem anderen angenommen haben – aber Anna hing an diesen Unterlagen, sie gehörten ihr. Als sie vor sieben Jahren verletzt und blutend aus dem Wrack ihres Autos gestolpert war, hatte sie nur ihre Geldbörse mitgenommen und war geflohen.
    Durch schieres Glück war sie damals entkommen. Bis heute Abend war der Unfall Henrys letzter Versuch gewesen, sie umzubringen. Er hatte die Bremsen ihres Autos manipuliert. Doch es war Glück im Unglück: Ein Baum hatte den Wagen zum Halten gebracht und Anna vor einem Sturz über die Klippen bewahrt.
    Zuerst hatte sie damals eine ohnmächtige Hilflosigkeit gespürt – sie war kurz davor, den Kampf gegen ihren Stiefvater aufzugeben. Aber ein natürlicher Lebensinstinkt ganz tief in ihrem Innern hatte ihr befohlen, weiterzumachen. Aus diesem Auto auszusteigen und davonzulaufen, so schnell sie konnte. Irgendwohin, wo Henry sie nicht finden würde. Unterzutauchen, jedenfalls bis zu ihrem siebenundzwanzigsten Geburtstag, damit dieser Mann keine weitere Gelegenheit fand, sie umzubringen. Als sie später feststellte, dass Henry ihren Wagen über die Klippe geschoben hatte, damit es aussah, als wäre sie umgekommen, wusste sie, dass ihr Instinkt sie mal wieder nicht getrogen hatte.
    Sie war nicht zur Polizei gegangen. Hätte man ihr ihre Geschichte denn abgenommen? Wohl kaum. Denn Henry hatte längst dafür gesorgt, dass man sie für unglaubwürdig hielt. Er ließ keine Gelegenheit aus, seine Stieftochter als hysterische junge Frau zu beschreiben, und erzählte jedem, sie stehe am Rande zum Wahnsinn. Und Anna hatte ihm indirekt dabei geholfen, dieses Bild einer verwirrten Frau zu verfestigten. Immerhin hatte sie ihn seit ihrem elften Lebensjahr beschuldigt, sie umbringen zu wollen. Selbst ihre eigene Mutter hatte sie irgendwann für verrückt gehalten.
    Und bis zu jenem Autounfall hatte Anna es beinahe selbst geglaubt.
    Henry de Rocheford galt bei allen als ein Mann, dem die Sorge um seine Familie über alles ging. Doch seit jenem Tag
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