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Tierische und andere Offerten

Tierische und andere Offerten

Titel: Tierische und andere Offerten
Autoren: Rainer Stecher , andere
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Nina weitererzählen. Nina berichtet, wie sie den Igel entdeckt hat und wie der mit ihr geschimpft hat. Herr Kringelbart sieht missbilligend zu Herrn Stachelschläfer herüber, aber der hat sich inzwischen zu einer stachligen Kugel zusammengerollt und schläft tief und fest.
    »Hm«, meint Herr Kringelbart, als Nina ihre Geschichte zu Ende erzählt hat. »Ich bin mir nicht sicher, ob wir das Ding finden, das du Parkplatz nennst. Im Wald kenne ich mich nicht aus. Fräulein Zitterschnäuzchen – seien Sie mir nicht böse, liebe Freundin – ist da auch keine Hilfe. Aber ich kenne einen Weg über die Wiese zu dem, was du Autobahn nennst. Und von da aus können wir versuchen, den Parkplatz zu finden.« Nina fühlt sich mit einem Mal sehr erleichtert und springt direkt auf.
    »Ich bin allerdings zu langsam. Du müsstest mich tragen und ich sage dir, in welche Richtung du gehen sollst.« Da hält Nina der Maus ganz vorsichtig ihre Hand hin. Die Maus krabbelt umständlich darauf und lässt sich dann auf der Schulter des Mädchens nieder, um ihr den richtigen Weg zu zeigen. Nina verabschiedet sich noch von Fräulein Zitterschnäuzchen und bedankt sich herzlich bei ihr. Herrn Stachelschläfer lässt sie lieber schlafen. Dann dreht sie sich um und geht am Rand des Waldes entlang über die Wiese. Es ist gut, dass Herr Kringelbart auf ihrer Schulter sitzt, weil sie oft beide Hände braucht, um Büsche und Äste zur Seite zu biegen. Bald geht es einen kleinen Abhang herauf und Nina schnauft und muss eine Pause machen.
    »Ich hoffe, wir finden bald zurück. Ich habe nämlich Durst!« Sie spricht eher mit sich selbst, weil sie weiß, dass eine Maus kaum eine Lösung für den Durst eines kleinen Mädchens haben kann. Herr Kringelbart räuspert sich. »Übrigens, wenn wir deine Eltern wiederfinden ...« Die kleine Maus räuspert sich noch einmal. »... ähm, wenn du wieder zu Hause bist ... du musst mir versprechen, niemandem von uns zu erzählen!« Nina weiß erst nicht, was die Maus meint.
    »Von wem?«
    »Na, von Herrn Stachelschläfer, Fräulein Zitterschwänzchen und mir. Weißt du, wir halten uns von Menschen fern. Die meisten wissen nicht, dass wir sprechen können. Und wir verraten es eigentlich nicht. Weil wir mit den Menschen nichts zu tun haben wollen. Die wollen uns nur fangen und einsperren ...« Herr Kringelbart klingt etwas traurig, und auch wenn Nina noch ziemlich jung ist – denn sechs Jahre alt, das ist zwar schon groß, aber noch lange nicht erwachsen – so versteht sie eine Menge vom Eingesperrtsein. Sie weiß, wie es ist, wenn man Dinge tun soll, die man gar nicht will. Und darum nickt sie einfach und verspricht der kleinen Maus auf ihrer Schulter, dass sie niemandem ein Wort verraten wird.
    Endlich haben sie es geschafft, den Abhang ganz hinaufzuklettern. Nina hört ein Rauschen. Sie weiß nicht, was es ist und wird langsamer. Aber schließlich kann sie auf der anderen Seite heruntergucken und sieht, woher das Rauschen kommt – die Autobahn. Das Geräusch machen die Autos, die schnell an dem kleinen Mädchen und der Maus vorüberfahren. Etwas ratlos blickt Nina von links nach rechts.
    »Welche Richtung müssen wir jetzt?« Gerade, als sie das gefragt hat, hört Nina aus der Ferne ihren Namen.
    »Hörst du das? Das ist meine Mama!« Mit einem Satz wendet sie sich nach rechts und saust durch die weit auseinander stehenden Bäume auf die Stimme zu. »Mama!« Sie ist kaum in der Lage zu rufen, so schnell rennt sie. Endlich kommt ihre Mutter in Sicht und sie fliegt geradezu in ihre Arme. Sie kann nicht sprechen, weil sie so glücklich ist, wieder bei ihren Eltern zu sein. So merkt sie auch gar nicht, dass da noch viele andere Leute auf dem Parkplatz stehen, die alle bei der Suche nach ihr geholfen haben. Schließlich wird sie von ihren Eltern wieder ins Auto gesetzt, um den Rest des Wegs zu Oma Grete zu fahren. Aber was ist eigentlich aus Herrn Kringelbart geworden? Der saß doch auf Ninas Schulter, als sie zu rennen anfing. Also – Herr Kringelbart saß auf Ninas Schulter und wäre beinahe heruntergefallen, als sie anfing, zu rennen. Im letzten Augenblick konnte er sich noch an ihren Haaren festhalten, und so wedelte er hinter ihr her, als sie auf ihre Mutter zurannte. Und er wedelte auch noch, als sie von ihrer Mutter durch die Luft gewirbelt wurde. Ihm war ganz schwindelig. Er schaffte es aber noch, sich unter ihren Haaren zu verstecken, als Nina ins Auto stieg. Und so saß er also beim Autofahren im Nacken
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