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Tierische Lust: Erotische Stories (German Edition)

Tierische Lust: Erotische Stories (German Edition)

Titel: Tierische Lust: Erotische Stories (German Edition)
Autoren: Cecilia Tan
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Unterkühlt, schmerzende Muskeln, eine Beule oder mehr am Kopf, eine immer noch blutende Zunge, und meine gebissene Hand. Dabei schaute ich mich um und fand mein Gewehr etwa zwei Meter entfernt. Ich hatte keine Ahnung, wie es dorthin gekommen war, halb unters Gestrüpp geschoben. Es sah fast so aus, als hätte es jemand dorthin gekickt. In meinem Kopf drehte sich alles, und ich brauchte einen Moment, bis ich mich sicher auf den Beinen halten konnte. Doch als ich so weit war, packte ich fest meine Flinte und entsicherte sie. Natürlich war es gefährlich, mit einer entsicherten Waffe und dem Finger am Abzug durch den Wald zu gehen, doch es wäre noch gefährlicher gewesen, diesem Tier, das schon von meinem Blut geleckt hatte noch einmal zu begegnen und nicht sofort schießen zu können.
    Als ich schließlich wieder bei meinem Wagen ankam, waren meine Füße völlig taub vor Kälte, aber meine linke Hand brannte dafür wie Feuer.
    Ich brauchte mehrere Anläufe, bis ich den Türgriff fest genug greifen konnte, um die Autotür aufzubekommen. Der Schlüssel steckte, und der Motor sprang Gott sei Dank gleich beim ersten Startversuch an. Sofort drehte ich die Heizung und den Lüfter voll auf, und obwohl mir die Luft am Anfang eiskalt ins Gesicht blies, richtete ich alle Luftdüsen erst mal direkt auf mich. Dann ließ ich mich tief in den Sitz zurücksinken und lehnte ermattet meinen Kopf gegen das Seitenfenster. Während ich wartete, dass mir wieder warm wurde, versuchte ich meine wild herumschwirrenden Gedanken zu sortieren. Was zum Teufel hatte mich da bloß vorhin angefallen?
    Eigentlich gab es in Missouri doch keine großen Raubtiere mehr. Ja, es gab reichlich Kojoten, aber auch Luchse, doch die waren extrem scheu und zeigten sich einem Menschen nur selten. Außerdem waren sie definitiv viel zu klein im Vergleich zu dem, was mich da angegriffen hatte. Ich ließ das, was ich erinnerte noch mal in mir Revue passieren, und so unglaublich es mir erschien – das konnte nur ein Berglöwe gewesen sein. Hin und wieder wurden welche gesichtet, und Jäger, die wie ich automatische Kameras aufgestellt hatten, erzählten immer wieder von großen Katzen, die in die Fotofallen gegangen waren. Die staatlichen Wildhüter versicherten jedoch beharrlich, dass es in Missouri keine wild lebenden Berglöwen mehr gäbe. Wenn mal einer auftauche, dann seien das Einzeltiere, die nach neuen Territorien suchten – und diese wurden in der Regel sehr schnell abgeschossen.
    Und eigentlich wurden Berglöwen auch nicht so groß. Was also um alles in der Welt, hatte mich denn da bloß angefallen? Jetzt kam richtig heiße Luft aus den Düsen der Klimaanlage, und ich badete regelrecht darin, bis der ganze Innenraum mollig warm aufgeheizt war. Durch die Wärme roch der Duftanhänger im Auto besonders intensiv nach Vanille. Ich hatte ihn nach Halloween am Innenspiegel aufgehängt, um den Geruch von Sex im Wagen zu überdecken. Ich schnipste in Gedanken leicht dagegen und spürte, wie sich mit der Erinnerung ein Lächeln in mir ausbreitete, trotz meiner Situation. Es beruhigte und tröstete mich.
    Dann schob ich meine linke Hand so vor meine Brust, dass sie einen festen Halt hatte und griff mit der rechten nach dem Ganghebel, um die Fahrstufe einzulegen. Wie gut, dass der Wagen ein Automatikgetriebe hatte! So brauchte ich mir keine Gedanken darüber zu machen, wie ich es denn schaffen sollte, einhändig zu lenken und zu schalten. Ich fuhr los und rumpelte über die zerfurchten Waldwege zurück in Richtung Hauptstraße.
    Ohne Zwischenfälle kam ich zu Hause an und konnte mich dort relativ problemlos fürs erste selbst versorgen. Es tat höllisch weh, die Wunde sauber zu machen, und als ich zum Desinfizieren etwas Wasserstoffperoxid in meine Handfläche goss, schoss mir ein Schwall Tränen aus den Augen. Doch es stellte sich heraus, dass die Bisswunde bei weitem nicht so tief war wie ich befürchtet hatte. Das Tier – der Berglöwe – hatte offenbar nicht vorgehabt, mich wirklich zu töten.
    Das brachte mich aber auf die nahe liegende, unangenehme und verstörende Frage: Warum hatte er mich dann überhaupt angegriffen? Denn entgegen weit verbreiten Überzeugungen halten sich normalerweise wilde Tiere vom Menschen fern, gehen ihm aus dem Weg. Selbst die großen, Furcht erregenden Raubtiere hielten es entgegen allen Schauermärchen so, es sei denn, sie hatten einen wichtigen Grund, sich anders zu verhalten. Zum Beispiel, wenn sie krank waren. Obwohl es in
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