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Tiere essen

Tiere essen

Titel: Tiere essen
Autoren: Jonathan Safran Foer
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Thanksgiving-Tischen landen, waren fast alle ungesund, unglücklich und – das ist eine radikale Untertreibung – ungeliebt.
    Auch wenn es unterschiedliche Ansichten darüber gibt, wo der Truthahn auf dem Thanksgiving-Tisch platziert werden sollte, sind wir uns in diesen drei Punkten zumindest einig.
    Die heutigen Truthähne sind natürliche Insektenfresser, denen eine völlig unnatürliche Kost verabreicht wird – aus »Fleisch, Sägemehl, Abfallprodukten aus der Ledergerberei« und anderen Dingen, die, auch wenn umfassend dokumentiert, kaum zu glauben sind. Angesichts ihrer Anfälligkeit für Krankheiten sind Truthähne die vielleicht am wenigsten geeigneten Tiere für das Fabrikmodell. Also gibt man ihnen noch mehr Antibiotika als allen anderen Nutztieren. Was wiederum eine Resistenz gegen Antibiotika fördert. Was wiederum dazu führt, dass diese unverzichtbaren Medikamente weniger wirksam für den Menschen sind. Die Truthähne auf unseren Tischen erschweren also auf direktem Weg die Heilung menschlicher Krankheiten.
    Der Verbraucher sollte nicht selbst entscheiden müssen, was grausam und was gut, was umweltschädlich und umweltverträglich ist. Grausame und schädliche Nahrungsprodukte sollten verboten werden. Wir brauchen nicht die Wahlfreiheit, Kinderspielsachen mit Bleifarbe zu kaufen oder Sprays mit Fluorchlorkohlenwasserstoff (FCKW) oder Medikamente mit nicht benannten Nebenwirkungen. Und wir brauchen nicht die Freiheit, Fleisch aus Massentierhaltung zu kaufen.
    Trotz unserer Verschleierungstaktiken oder Ignoranz wissen wir genau, dass Massentierhaltung im tiefsten Wortsinn unbarmherzig ist. Und wir wissen auch, dass es eine tiefe Bedeutung hat, welches Leben wir den Lebewesen bereiten, die uns ausgeliefert sind. Unsere Reaktion auf die Massentierhaltung ist letztlich ein Test dafür, wie wir auf die Schwachen, die Unsichtbaren, die Stummen reagieren – sie ist ein Test dafür, wie wir handeln, wenn uns niemand zwingt, auf die eine oder andere Weise zu handeln. Man muss nicht konsequent sein, aber man muss sich mit dem Problem auseinandersetzen.
    Historiker erzählen gern eine Geschichte über Abraham Lincoln, der zufolge er auf dem Rückweg von Springfield nachWashington seine gesamte Truppe zum Anhalten zwang, um ein paar in Not geratenen jungen Vögeln zu helfen. Als ihn die anderen dafür tadelten, antwortete er ganz schlicht: »Ich hätte heute Nacht nicht schlafen können, wenn ich diese armen Geschöpfe dort gelassen und ihrer Mutter nicht wieder anvertraut hätte.« Er sprach nicht darüber, was Vögel moralisch bedeuten (obwohl er es gekonnt hätte), und über ihren Wert an sich, über das Ökosystem oder Gott. Er stellte einfach fest, dass ihm beim Anblick der Vögel eine moralische Bürde auferlegt worden war. Er hätte es nicht mit sich vereinbaren können, wenn er einfach weitergegangen wäre. Lincoln war ein ungemein widersprüchlicher Mensch, und er aß natürlich viel häufiger Vögel, als dass er ihnen half. Aber als er mit dem Leiden einer anderen Kreatur konfrontiert war, handelte er.
    Ob ich am globalen Tisch sitze, mit meiner Familie esse oder mit meinem Gewissen allein bin, für mich ist Massentierhaltung nicht nur untragbar, sie zu akzeptieren erscheint mir unmenschlich. Würde ich Massentierhaltung akzeptieren – und meine Familie mit den von ihr produzierten Lebensmitteln ernähren, sie mit meinem Geld unterstützen –, dann wäre ich weniger ich selbst, weniger der Enkel meiner Großmutter, weniger der Vater meines Sohnes.
    Genau das meinte meine Großmutter, als sie sagte: »Wenn nichts mehr wichtig ist, gibt es nichts zu retten.«

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Dank
    Little, Brown war das perfekte Zuhause für dieses Buch und für mich. Ich möchte Michael Pietsch dafür danken, dass er von Anfang an und fortwährend an Tiere essen geglaubt hat; Geoff Shandler für seine Klugheit, Genauigkeit und seinen Humor; Liese Mayer für monatelange fundierte und vielseitige Hilfe; Michelle Aielli, Amanda Tobier und Heather Fain für ihre anscheinend endlose Kreativität, Energie und Offenheit.
    Lori Glazer, Bridget Marmion, Debbie Engel und Janet Silver haben mich sehr ermutigt, als Tiere essen noch eine Idee war. Ich weiß nicht, ob ich das Selbstvertrauen gehabt hätte, an etwas zu arbeiten, das so sehr außerhalb meiner Komfortzone liegt, wäre da nicht ihre frühe Unterstützung gewesen.
    Es ist nicht möglich, alle die zu nennen, die mir ihr Wissen und ihre Fachkenntnis zuteilwerden ließen, aber
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