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Tiefseeperle

Tiefseeperle

Titel: Tiefseeperle
Autoren: Tabea S. Mainberg
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dann du!“ Liebevoll drückte sie die Hand der Freundin. „Es wird deine Altersabsicherung sein – es wird dein Leben erleichtern!“ Catharina versuchte dies mit Nachdruck zu sagen, denn Victoria war seit der Trennung von Maximilian sehr in sich gekehrt, sie zweifelte an sich und an ihrem Leben.
     
    Clarissa bekam somit den Auftrag, das Gemälde in ihrer Galerie auszustellen. Es weckte Begehrlichkeiten, und wie erwartet kamen die ersten Kaufangebote. Victoria musste feststellen, dass die Freundin von Maria genau wusste, wie sie die Kunstliebhaber anlockte. So erschlossen sich für Victoria auf diversen Kunstausstellungen und Veranstaltungen wieder neue Kontakte, die sie ablenkten. Eine gewisse Normalität stellte sich ein. Doch die Lücke, die den Namen Maximilian trug, blieb trotz allem – auch wenn sich der Panzer etwas gelockert hatte und nun nicht mehr ihr ganzes Gefühlsleben bestimmte. Doch die Trauer war wie eine zugelaufene Katze, die immer da war, nicht immer sichtbar, aber manchmal auf den Schoß sprang – dann musste man sich dem stellen! Vic akzeptierte, dass sie offensichtlich ihre große Liebe verloren, aber im Gegenzug einen wunderbaren Freundeskreis gewonnen hatte. Catharina, Maria und Clarissa entpuppten sich als feste Größe in ihrem Leben. Allerdings hatte sie seit diesem verhängnisvollen Tag das Gut Bredow nicht wieder besucht. Bis zu einer Einladung, die Maria zu ihrem 40sten Geburtstag, Ende Oktober, aussprach.
    „Wird er denn auch kommen?“, ihre Stimme klang aufgeregt. Allein der Gedanke, er könne in ihrer Nähe sein, ließ das Magenkarussell starten.
    „Ich weiß es nicht. Aber ich habe ihn natürlich eingeladen … Wirst du trotzdem kommen?“, Maria war sich nicht sicher. Doch Victoria sagte zu. Sie musste versuchen, nach so vielen Wochen eine mögliche Zusammenkunft auszuhalten. Es sollte, sofern er kam, ein weiterer Schritt sein, sich ihren Gefühlen zu stellen. Konfrontation mit dem, was einem zusetzte … das sollte ja bekanntlich helfen …
     
    Auch wenn sich Victoria noch so sehr bemühte, ihre Nervosität in den Griff zu bekommen – sie scheiterte. Zu ihrem großen Erschrecken kündigte sich ein fieser Stresspickel an ihrem Kinn an. Sie konnte die schmerzende Beule schon deutlich fühlen.
    Obwohl sie immer viel Zeit in ihr Styling investierte, setzte sie für diesen Abend noch eines drauf, was wiederum zur Folge hatte, dass sie sich um fast eine Stunde verspätete. Die illustre Runde saß schon an einer großen Tafel zusammen, und es herrschte eine ausgelassene Stimmung. Sie kannte mittlerweile einige der Anwesenden. Da waren Catharina mit ihrem Freund, einige Gäste kannte sie von den diversen Kunstveranstaltungen, sogar der Vogelmann war da – natürlich in Zivil. Er grinste sie verlegen an. Sicherlich würde noch die eine oder andere Person von den Fetischpartys unter den Gästen sein, aber da konnte Victoria nur mutmaßen. Doch der, den sie so gern getroffen hätte, war nicht da.
    Es fiel ihr schwer, ihre Enttäuschung zu verbergen. Maria und Clarissa, die sehr aufmerksame Gastgeberinnen waren, bemühten sich, Victoria einzubinden und aufzumuntern.
    „Ich weiß auch nicht, warum er nicht gekommen ist.“ Maria konnte es tatsächlich nicht verstehen. „Im Herrenhaus ist er …“, sie nahm Vic in den Arm. „Ach Süße, mach‘ dir keinen Kopf. Vielleicht wird ja alles noch gut.“
    „Meinst du, er ist meinetwegen nicht auf deine Feier gekommen?“, fragte Vic traurig. „Das würde mir sehr leidtun, da ihr euch doch so nahe steht.“
    „Weißt du, wenn er meint, er müsste so handeln … du, ich kann es auch nicht ändern.“ Sie zuckte mit den Schultern.
    „Du bist uns auch eine sehr wichtige Freundin geworden.“
    „Danke, das ist sehr lieb von dir.“ Doch auch diese Worte vermochten Victoria nicht zu trösten. Irgendwann hielt sie es nicht mehr aus. Sie brauchte frische Luft. Ein Spaziergang im Park des Anwesens würde ihr sicherlich gut tun.
    Der Herbst war nun vollends eingezogen, und Nebelschwaden hingen über dem kleinen See. Magisch zog es sie zu dem Pavillon. Sie wusste nicht warum, aber sie drückte die Klinke, und zu ihrer Überraschung öffnete sich die Tür. Sie seufzte und suchte nach einem Lichtschalter. Der, den sie fand, erleuchtete den Raum nur mäßig, aber dennoch gerade so viel, um alles einigermaßen zu erkennen. Dieser Ort hatte soviel Magie, barg so viele Erinnerungen, wie im Grunde das gesamte Anwesen. Sollte es denn tatsächlich so
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